Collection Baccara Band 329
Roxy, vermutete Tanner. Jedenfalls hatte seine Mutter danach die Hähnchenkasserolle, die sie eben zubereitet hatte, aus dem Ofen geholt, sie zum Abkühlen auf den Herd gestellt und mit ihrem Koffer das Apartment verlassen.
Wenig später klingelte es. Mom muss etwas vergessen haben, dachte Tanner auf dem Weg zur Tür. Er musste einräumen, dass die zwei Wochen mit seiner Mutter unerwartet nett gewesen waren. Sie hatte ihn auf angenehme Weise davon abgelenkt, wie sehr er Mia vermisste und wie grau sein Leben ohne sie aussah.
Zweimal hatte er sie angerufen. Es berührte ihn seltsam, ihre Stimme zu hören. Mia freute sich offenkundig über seine Anrufe, schien allerdings anders als er selbst kein bisschen unglücklich zu sein. Sie klang beschäftigt. Zugegeben, sie nimmt sich Zeit für die Telefonate mit mir, räumte Tanner ein. Aber wenn sie nicht mit mir reden würde, hätte sie etwas anderes zu tun. Irgendetwas Wichtiges, vermutlich Arbeit.
Wegen der Schusswunde war Tanner noch weitere zwei Wochen krankgeschrieben. Ein halbes Dutzend Einsätze in Afghanistan hatte er unbeschadet hinter sich gebracht, und schon bei seinem ersten Einsatz für Ranger Security ließ er sich eine Kugel verpassen …
Jamie Flanagan war vorbeigekommen, um Tanners Computer auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei hatte er die angebrochene Schachtel mit den Kondomen in der Laptoptasche bemerkt und fragend eine Augenbraue hochgezogen. Tanner war nicht darauf eingegangen. Was hätte er auch tun sollen? Sich bedanken?
Tanner öffnete die Tür. Die Überraschung machte ihn sprachlos.
Mia.
„Hallo“, sagte sie ungewohnt schüchtern. „Hoffentlich macht es dir nichts aus, dass ich unangemeldet vorbeischaue.“
„Nein, natürlich nicht. Komm doch rein.“ Er trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. Der vertraute Pfirsichduft umwehte ihn. Tanner nahm Mia in die Arme und küsste sie leicht auf den Mund. Am liebsten hätte er den Kuss ewig andauern lassen, doch er beherrschte sich und führte seinen Gast ins Wohnzimmer. „Möchtest du etwas trinken? Kaffee? Bier? Whiskey?“
„Nichts, danke.“ Sie nahm auf der Couch Platz und schaute sich um. „Nett. Die perfekte Junggesellenbude.“
„Die ganzen Hightech-Geräte sind tatsächlich nett. Allerdings bevorzuge ich eher Hölzer und Antiquitäten.“
„Wirklich?“
„Ja.“ Tanner registrierte ihre Überraschung mit Genugtuung.
„Dann hätte dir mein Häuschen in Savannah gefallen. Ich hab es gerade zum Verkauf angeboten.“
„Du ziehst um?“
Mia nestelte an ihrem linken Ohrstecker. Sie wich Tanners Blick aus und musterte angestrengt die Bücher, die auf dem Couchtisch lagen.
Langsam kroch Nervosität in ihm hoch. Diese Unsicherheit passte nicht zu Mia.
Etwas stimmt nicht. Wird sie versetzt? Soll sie vielleicht die Paarungsgewohnheiten eines unbekannten Stammes in Afrika erforschen?
Er wollte sie nicht gehen lassen. Ihm war ja schon die Entfernung zwischen Atlanta und Savannah zu groß. Nur die Anwesenheit seiner Mutter hatte ihn davon abgehalten, wahnsinnig zu werden. Wenn Mia ihn auf ihrer gemeinsamen Reise vier Tage lang ertragen hatte, dann war sie auch länger dazu in der Lage.
Zum Beispiel für immer.
„Ja, ich ziehe um“, bestätigte Mia. „Nach Atlanta.“
„Was?“ Jäh verwandelte sich Tanners Panik in Freude.
„Ich werde hier arbeiten.“
Er lächelte breit. „Wirklich? Das ist ja großartig.“ Entweder macht sie das, weil sie uns eine Chance geben will, oder ich leide an heilloser Selbstüberschätzung. „Hat man dich versetzt?“
„Nein. Ich hab mich für eine Stelle im High Museum hier in Atlanta beworben, weil ich … Ich möchte, dass mein Baby in der Nähe seines Vater aufwächst.“
Tanner verstand zwar die Worte, doch deren Bedeutung kam irgendwie nicht in seinem Gehirn an. „Dein Baby“, wiederholte er langsam. „Sein Vater.“
Mia lachte kurz auf. Mit den Handflächen strich sie über ihren noch flachen Bauch. „Ich bin der unwiderlegbare Beweis dafür, dass Moe funktioniert.“ Ihre Stimme klang höher als sonst, angespannt.
Endlich begriff er. Seine Augen weiteten sich. „Du bist schwanger?“
„Richtig. Und übrigens sehr glücklich darüber.“ Mia versuchte, in seiner Miene zu lesen, wie er die Neuigkeit aufnahm. „Mir ist bewusst, dass du …“
Tanner kniete sich vor sie hin und legte seine Hand auf ihre. Er spürte, wie sich der Knoten in seinem Magen auflöste und einem warmen Glücksgefühl wich. Seine Augen
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