Collection Baccara Band 330
toll ist“, fügte Liam hinzu, während er die Ruftaste des Fahrstuhls drückte, „dann ist sie ein Risiko wert.“
Jessie hatte ihn um Vertrauen gebeten. Und eigentlich hatte sie nichts getan, außer, dass sie ein Telefonat geführt hatte, von dem nur die Hälfte an sein Ohr gedrungen war. Sie hatte es nicht verdient, dass er vorschnell urteilte. Und ja, sie war eine tolle Frau.
„Weißt du was? Ich glaube, ich entscheide zu ihren Gunsten.“ Plötzlich hatte er eine Idee. „Ich muss noch was erledigen.“
Der Fahrstuhl kam. „Gehst du nicht zurück ins Büro?“ Liam runzelte die Stirn.
„Später.“
Cade trat hinaus auf die Park Avenue und überlegte, ob die Stadt New York ihn mit einer Strafe belegen konnte für das, was er vorhatte.
Egal. Wieder das Funkeln in Jessies Augen zu sehen, war eine lausige Strafe wert.
Chloe Davenport schaute in Finolas Büro und klopfte an den Türrahmen, um Jessies Aufmerksamkeit zu erlangen. „Hallo, Miss Schattenpraktikantin“, sagte sie neckend. „Ist Finola immer noch weg?“
Jessie, die an dem runden Tisch in der Ecke des großen Büroraums saß, blickte von der Druckfahne auf, die vor ihr lag. „Hi. Sie hat gesagt, dass sie nicht vor Nachmittag zurück ist.“ Auf Chloes neugierigen Blick hin, fügte sie hinzu: „Wir sind heute Morgen fertig geworden, und ich bin geblieben, um diesen letzten Artikel zu prüfen. Es fällt mir schwer, mich an meinem Platz im Großraumbüro zu konzentrieren.“
„Das verstehe ich gut.“ Chloe nickte. „Ich kann kaum meinen Namen buchstabieren, wenn die Telefone wie verrückt klingeln. Bleiben Sie so lange Sie möchten.“
Bingo. Jetzt hatte sie die offizielle Erlaubnis, sich in Fins Büro aufzuhalten. Jessies Herzschlag beschleunigte sich. „Danke, Chloe. Ich bin fast durch.“
„Da Sie gerade hier sind, könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun. Cades Assistentin ist den ganzen Tag in einer Computerschulung und kann mich daher nicht vertreten. Ich erwarte nicht, dass irgendetwas Aufregendes passiert, und würde mir gern etwas zu essen holen.“ Sie zog schuldbewusst die Nase kraus. „Und zwar bei Saks, um mir Sonderangebote für den Herbst anzusehen“
Gesegnet sei Chloes Shoppingwahn. „Ich gehe ans Telefon“, bot Jessie schnell an. „Gar kein Problem.“
„Es dürfte nicht viel los sein“, versprach die Assistentin. „Weder Cade noch Finola haben heute Nachmittag irgendwelche Termine. Wenn Sie also so lieb wären …“
„Sollte Finolas Apparat klingeln, nehme ich den Anruf entgegen. Gehen Sie ruhig einkaufen.“ Sie hoffte, dass sie nicht zu enthusiastisch klang.
Chloe warf ihr einen Luftkuss zu. „Sie sind ein Schatz, Jessie. Ich bin so froh, dass Sie diejenige sind, die das Schattenpraktikum bekommen hat.“
Jessie lächelte, doch insgeheim schämte sie sich. „Danke, Chloe. Ich lerne unglaublich viel dabei.“ Und sobald sie allein war, könnte sie noch wesentlich mehr lernen.
Genug, wie sie hoffte, um die Entscheidung zu treffen, wann und wie sie Finola sagen sollte, wer sie war. Wenn sie Cade nicht verlieren wollte, musste sie reinen Tisch machen. Und, wie ihr Vater gesagt hatte, brauchte sie nur einen Hinweis darauf, dass Finola die Neuigkeit mit Freude aufnehmen würde.
Nachdem Chloe gegangen war, wartete Jessie einen Moment, dann atmete sie tief durch. Alles, was sie suchte, war ein kleiner Beweis dafür, dass Finola tatsächlich daran interessiert war, Kontakt zu ihrer Tochter aufzunehmen. Sie hatte keine Ahnung, was das sein könnte oder wo sie es finden sollte, doch sie musste es versuchen.
Jessie blickte auf Fins Schreibtisch, der genauso ordentlich und organisiert war, wie die Frau, die normalerweise daran saß. Die meisten Menschen würde ihre privaten Unterlagen hier aufbewahren, nicht im Vorzimmer, wo die Assistentin Zugang zu allem hatte, und wahrscheinlich auch nicht in dem wunderschönen dunklen Schrank, der als Aktenablage diente.
Das Blut rauschte in ihren Ohren, als sie sich langsam Finolas Stuhl näherte. Ich habe die Erlaubnis, rief sie sich in Erinnerung. Chloe hatte sie gebeten, ans Telefon zu gehen. Falls jemand hereinkäme, würde es so aussehen, als notierte Fins Schattenpraktikantin gerade den Namen eines Anrufers.
Was sollte sie aber sagen, wer angerufen hatte? Egal, das wäre das kleinste Problem, wenn sie tatsächlich erwischt wurde.
Sie atmete noch einmal tief durch, dann zog sie an der Schublade mit der Hängeregistratur. Sie war unverschlossen. Gott sei
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