Collection Baccara Band 330
nicht einmal im Arm halten. Nur eine Nonne hat mir zugeflüstert, dass ich eine wunderschöne, kleine Tochter habe.“
Jessies Herz schlug Purzelbäume.
„Seit damals habe ich mir immer wieder gesagt, dass ich eine wunderschöne Tochter habe, irgendwo. Ich habe meinen Vater verflucht“, fuhr sie fort, als könnte sie nicht mehr aufhören, jetzt, wo sie einmal angefangen hatte, die Geschichte zu erzählen. „Er hatte den Nonnen aufgetragen, dich sofort wegzubringen. Er wollte nicht, dass ich auch nur einen Moment mit dir verbringe. Ich habe ihn dafür gehasst, und ich habe meine Mutter gehasst, weil sie all das zugelassen hat.“
„Ach, Fin.“
Finola schüttelte den Kopf. „Man sollte meinen, dass eine Frau, die so viele Kinder geboren hat, etwas einfühlsamer ist.“
Würden ihre Großeltern sie auch jetzt noch nicht akzeptieren? Tiefe Sorge ergriff Jessie. Würden sie wollen, dass sie wieder verschwand?
Ein leises Klopfen an der Apartmenttür schreckte sie auf. „Ruft der Portier dich nicht an, bevor er jemanden nach oben lässt?“, fragte sie.
„Nicht, wenn der Besucher im Gebäude wohnt.“ Finola stand auf.
„Wen meinst du?“
„Mach dich bereit, Jessie. Du wirst gleich den ersten Elliott als eine Elliott kennenlernen.“ Sie lief auf Strümpfen durch das große Wohnzimmer an die Wohnungstür. „Bist du es, Shane?“
„Fin, was ist passiert?“ Shane Elliotts Bariton dröhnte von draußen herein. „Warum hast du das Büro so fluchtartig verlassen? Chloe hat gesagt …“
Finola riss die Tür auf und stand ihrem Zwillingsbruder gegenüber. „Was hat Chloe gesagt?“
Shane blickte an Fin vorbei auf sie.
„Du bist mit ihr zusammen weggegangen.“ Er sah seine Schwester wieder an. „Chloe sagte, dass du geweint hast und merkwürdig warst.“
„Das waren Freudentränen, Shane. Komm herein, ich möchte dir jemanden vorstellen.“
Shane trat in das Apartment, lächelte sie kurz freundlich an und musterte seine Schwester argwöhnisch.
„Seid ihr mitten in einem wichtigen Gespräch?“
Finolas Augen funkelten, und ihre Lippen umspielte ein geheimnisvolles, triumphierendes Lächeln.
„Shane, das ist Jessie Clayton.“
Er nickte. „Ich glaube, wir haben uns schon kennengelernt. Sind Sie nicht Praktikantin bei Charisma ?“
„Ja“, sagte Jessie, während sie sich die Hände schüttelten.
„Shane. Sieh sie dir an.“
Er tat es. Durchdringend und lange. Jessie stand starr vor Erwartung und Furcht da.
„Schau sie richtig an“, wiederholte Finola. Sie trat neben sie und legte einen Arm um ihre Taille. „Rate, wer das ist. Siehst du es nicht?“
Shane runzelte die Stirn, betrachtete erst sie, dann Finola. Die Falte zwischen seinen Augen vertiefte sich, während sein Blick hin und her ging, dann trat er einen Schritt zurück.
„Nein!“
„Doch.“ Finola drückte ihre Taille.
„Heiliger …“ Shanes Gesichtsausdruck verwandelte sich von Schock in Begeisterung. „Du hast sie gefunden!“
„Sie hat mich gefunden“, korrigierte Finola ihn leise.
Im selben Moment stürzte Shane vor und riss sie in seine Arme. „Ich kann es nicht glauben!“
Jessie erlebte einen unglaublichen Glücksmoment. Sie schloss die Augen und ließ es zu, dass Shane sie mit der kraftvollen Begeisterung eines Onkels umarmte. Wie Fin wich er zurück, betrachtete sie und drückte sie wieder. Wie Fin hatte er unzählige Fragen und unterbrach sie immer wieder, um sein Erstaunen darüber auszudrücken, dass er sie nicht als eine Elliott erkannt hatte. Und wie Fin gab er ihr das Gefühl, willkommen und erwünscht zu sein.
Dann kamen sie auf Patrick Elliott zu sprechen, und Shane und Finola tauschten Blicke, die Bände sprachen, Bände, die Jessie gar nicht lesen wollte.
„Sagt es mir bitte gleich. Wird er mich hassen?“
Beide schwiegen.
„Was ist mit eurer Mutter?“, fragte Jessie.
Wieder tauschten sie stumm Blicke, dann verschränkte Finola trotzig die Arme vor der Brust. „Es ist mir egal, was sie sagen. Sie haben dich mir weggenommen – nun, mein Vater hat es getan. Meine Mutter hat es zugelassen.“
Shane legte beruhigend eine Hand an Finolas Schulter. „Es sind so viele Jahre vergangen, Fin. Ich glaube nicht, dass er noch immer ein Problem damit hat.“
Seine Schwester bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. „Wir sprechen hier von Patrick Elliott. Kontrollfreak und Herrscher über alles, was Elliott heißt und ihm heilig ist.“
„Glaubt ihr, dass er mich total ablehnen
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