Collection Baccara Band 330
sie allen offiziell vor. Jedes Mal etwas anders, aber immer mit derselben Botschaft: Das ist meine leibliche Tochter, und wir heißen sie mit offenen Armen willkommen.
Hand in Hand schlenderten sie von einer Gruppe zur nächsten. Zwischendurch blieb Finola stehen, um zwei Sektgläser von einem Tablett zu nehmen.
„Hier, trink etwas und hör auf, immer zur Tür zu schauen. Er wird kommen.“
Jessie lächelte und stieß mit ihr an. „Du siehst auch ständig zum Eingang.“
Finola nippte am Champagner und zuckte mit den Schultern. „Es wäre nicht normal, wenn ich meinen Vater nicht hier haben wollte. Und meine Mutter. Sie sind es mir schuldig. Sie sind es dir schuldig.“
„Er wird einlenken. Es dauert nur seine Zeit.“
„Ach, was soll’s“, sagte Finola etwas zu flapsig. „Doch was ist mit Cade? Er hat zugesagt. Er möchte dieses Ereignis auf keinen Fall versäumen. Er will dich unbedingt in dem Kleid sehen.“ Finola wartete eine Sekunde und lächelte wissend. „Wieder.“
Jessie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Ich glaube, ich habe ihm gegenüber erwähnt, dass ich es mir leihen darf.“
„Behalte es“, sagte Finola und trank noch einen Schluck.
„Fin, das kann ich nicht!“
„Doch, du …“ Sie schaute zur Tür, wurde blass und ihr Lächeln erstarb. „Du kannst.“
Jessie drehte sich um. Beim Anblick des unverwechselbaren grauhaarigen Gentlemans mit dem durchdringenden Blick wäre ihr fast das Champagnerglas aus der Hand gefallen. Das Oberhaupt des Elliott-Clans stand in der Tür, groß und stolz wie all seine Söhne und Enkel, neben ihm die zarte irische Frau, die seit siebenundfünfzig Jahren an seiner Seite war.
Abgesehen von der Musik herrschte Stille. Die zahlreichen Gäste hielten den Atem an und warteten gespannt ab, was als Nächstes geschehen würde.
„Ich glaube es nicht“, flüsterte Fin mehr zu sich.
Jessie drückte ihre Hand. „Glaub es.“
Finola straffte die Schultern und hob das Kinn noch etwas höher, als sie dem Blick ihres Vaters begegnete. Die etwa fünfzig Menschen, die zwischen ihnen standen, traten im Zeitlupentempo auseinander, um den beiden Frauen Platz zu machen, die Hand in Hand durch den Raum schritten. Jessies Herz schlug wie verrückt, und sie spürte, dass auch Fins Puls raste.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, den Saal zu durchqueren und die Kluft zu überbrücken, die Vater von Tochter und Enkeltochter trennte. Schließlich erreichten sie den Rundbogen.
Fin räusperte sich. „Ich bin sehr glücklich, dass ihr gekommen seid“, sagte sie mit fester aber leiser Stimme. „Und ich freue mich, euch Jessie Clayton vorzustellen. Sie ist meine …“
„Oh, mein Gott!“
Maeve streckte die Hände nach ihr aus und automatisch ergriff Jessie sie.
„Es gibt keinen Zweifel, dass du eine von uns bist“, flüsterte die alte Dame.
Ihr sanfter irischer Akzent war Musik in Jessies Ohren. Sie wagte einen Blick auf Patrick. Er und Finola starrten sich wortlos an.
„Dad, ich möchte, dass du Jessie in unserer Familie willkommen heißt.“
Es war ein Befehl, keine Bitte.
Jessie spürte eine Bewegung hinter sich. Sie drehte sich um und sah Shane.
„Ist das nicht fantastisch?“, fragte er und legte einen Arm um sie. „Nach all den Jahren haben wir sie gefunden.“
„Um die Wahrheit zu sagen“, sagte Maeve und drückte ihre Hände, sah dabei aber ihren Mann an, „hat sie uns gefunden.“
„Und dafür“, sagte Finola, „bin ich unendlich dankbar.“
Patrick starrte seine Tochter an. „Ich habe getan, was ich für richtig hielt.“
Finola nickte fast unmerklich. „Und jetzt tue ich, was richtig ist.“
Jessie spürte seinen Blick auf sich gerichtet und ihr wurde bewusst, dass sie vergessen hatte, Fin zu fragen, wie sie ihn nennen sollte.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie leise. „Ich fühle mich geehrt, zu dieser Familie zu gehören … Sir.“
Sekunden vergingen. Hinter ihr schlug ein Kristallglas gegen Porzellan, und der Saxofonist spielte die letzten Töne eines Liedes. Die Tür des Fahrstuhls glitt auf, und jemand in der Ferne flüsterte etwas.
Jessie hatte nur Augen für Patrick Elliott, den Mann, der ihr Leben geprägt hatte, und wartete darauf, dass er es noch einmal tat.
„Meine Enkelkinder nennen mich Grandad oder Grandpa.“
Jessie blinzelte und spürte, wie Finola sich verkrampfte.
„Und wie soll meine Tochter dich nennen?“, fragte Fin.
Ein Seufzer kam über seine Lippen. „Wie meine
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