Collection Baccara Band 330
Fußboden. Und die Treppe. Und den Absatz in der ersten Etage. „Oh nein …“
„Was ist?“, fragte ihr Vater.
„Flieder“, flüsterte sie.
„Flieder?“
So weit das Auge reichte waren der Boden und die Treppe mit Fliederblüten bedeckt.
„Oh, Cade.“ Ihr quoll das Herz über vor Liebe zu ihm.
„Wovon redest du, Honey?“
„Ach nichts, Daddy. Mir hat nur jemand etwas vor die Tür gelegt.“
Vorsichtig stieg sie auf Zehenspitzen über die Blüten in die erste Etage. Auch hier war der Boden mit Flieder bedeckt.
„Wer ist Cade?“
Dass Eltern aber auch nichts entging. „Er ist ein … Kollege.“
„Der Chefredakteur“, sagte ihr Vater wissend. „Der, den du vor einiger Zeit auf einen Drink getroffen hast. Wegen des Schattenpraktikums.“
Die Stufen zur zweiten Etage waren ebenfalls mit Blüten übersät. „Das ist unglaublich.“
„Was?“
Sie unterdrückte einen entzückten Aufschrei. „Dass du so gut zuhörst, Dad. Egal, was ich dir erzähle.“
„Natürlich tue ich das. Ist er da, dieser Cade?“
Irgendwie schon. Sie stieg die letzten Stufen in die dritte Etage hinauf. „Nein. Ich bin jetzt zu Hause. Vor meinem Apartment. Da sind ja noch mehr!“
An der Tür stand ein riesiger Strauß in einer Glasvase. Zwischen den Blüten steckte eine Karte.
„Mehr von was?“
„Tut mir leid, Dad. Ich muss Schluss machen … da ist eine Nachricht.“
„Honey, bist du ehrlich zu mir, was diesen Cade betrifft?“
Sie nahm die Karte und lehnte sich an die Tür. Ihr Blick schweifte über das Meer von Blüten im Flur. „Nun“, sagte sie, „ich bin irgendwie …“
„Du bist verliebt.“
Sie lachte. „Ja. Ich weiß nicht. Vielleicht.“
„Am besten bringst du ihn auch gleich mit auf die Ranch. Ich will sehen, ob er reiten kann.“
„Nein, das geht nicht. Er kann nicht mit mir nach Colorado kommen.“
„Warum nicht?“
„Weil ich es geheim halten möchte. Wir arbeiten zusammen. Er ist gewissermaßen mein Chef.“
Ihr Vater räusperte sich. „Mein Engel, ich kann mir vorstellen, wer die Leidtragende ist, wenn aus euch nichts wird. Ich möchte nicht, dass er dir das Herz bricht.“
Jessie nahm die Karte aus dem Umschlag.
Mach keinen Fehler , stand auf der vorderen Seite. Sie öffnete sie nicht, sondern antwortete ihrem Vater: „Ich passe auf mein Herz auf, Dad.“
„Du weißt, dass eine Affäre mit einem Kollegen, vor allem mit dem Chef, ein beruflicher Selbstmord sein kann, nicht wahr?“
Affäre. Das traf sie wie ein Dolchstoß. „Ich weiß.“
„Was ist dir also wichtiger? Dieser Mann oder dein Job?“
Sie öffnete die Karte.
Ich werde dich heute Nacht vermissen. In Liebe. Cade.
„Kann ich nicht beides haben?“
„Ich weiß nicht“, entgegnete er ruhig. „Ich wünschte, ich könnte deine Mutter fragen. Sie wüsste, was du tun musst.“
Jessie Blick fiel auf den Flieder. Ein vertrauter, tröstlicher Duft stieg ihr in die Nase.
„Sie ist da“, flüsterte sie.
Alles im Starlight-Roof-Ballsaal hoch über New York City funkelte. Die Kristallgläser, die Spitzkerzen auf den Tischen, die winzigen weißen Lichter in der Decke des Saals, aber vor allem strahlte Finola, die in ihrem trägerlosen schwarzen Kleid, das ihre Figur umschmeichelte, wunderschön aussah.
Jessie stand an einem der großen Fenster in dem legendären Saal, bewunderte das Ambiente und ließ sich von der magischen Atmosphäre verzaubern.
Egal, wie Patrick und Maeve reagieren würden, sie fühlte sich geliebt und willkommen. Jetzt hatte sie zwei Familien, das war ein Geschenk, mit dem sie nicht wirklich gerechnet hatte.
Würden diese beiden Leben jemals miteinander verschmelzen? Könnte ihr manchmal etwas ruppiger Vater mit der Champagner trinkenden Frau warm werden, die sie auf die Welt gebracht hatte? Jessie wünschte sich, dass er Finola ebenso mochte, wie sie es tat, und dass er erkannte, dass sie immer die Tochter von Travis und Lauren Clayton blieb, auch wenn Finola und sie Freundinnen und enge Vertraute sein würden. An diesem Abend aber musste sie sich mit der New Yorker Seite ihrer Familie auseinandersetzen.
Mit Patrick und Maeve – und Cade.
„Er wird nicht kommen.“
Jessie wirbelte herum und blickte in Shane Elliotts grüne Augen.
„Cade?“
Ein überraschtes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Nein. Cade hat sofort zugesagt, als er die Einladung erhielt. Ich meinte Patrick.“
„Elliott?“
Shane zog eine Augenbraue hoch. „Ich kenne keinen anderen.“
Bevor sie
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