Collection Baccara Band 331
Javier tatsächlich vor dem Herd stand. Sein Stock lehnte am Tresen und sein Jackett hing über einem Stuhl.
Sein Haar war feucht und ganz strubbelig, und er hob gerade den Deckel einer Pfanne hoch, um deren Inhalt zu begutachten.
„Guten Morgen“, sagte sie. „Du bist ziemlich früh auf.“
Lächelnd drehte er sich zu ihr um. „Ja, ich konnte nicht mehr schlafen. Deshalb habe ich geduscht, und da keiner von uns beiden gestern viel gegessen hat, dachte ich, ich schlage uns ein paar Eier in die Pfanne. Du hattest keinen Speck da, aber ich habe ein paar rote Kartoffeln gefunden und englische Muffins. Ich hoffe, das ist okay.“
„Ja, natürlich.“ In Wahrheit war es großartig. Javier war nicht nur ein guter Liebhaber, er fand sich auch in der Küche zurecht.
Und er war rücksichtsvoll. Denn er hatte sie schlafen lassen und sich in aller Stille geduscht und angezogen.
Sie schätzte seine Aufmerksamkeit, bis ihr einfiel, dass er als Junggeselle wahrscheinlich mehr Frauen in seinem Leben gehabt hatte, als er zählen konnte. Daher hatte er vermutlich jede Menge Erfahrung darin, sich leise aus dem Bett zu stehlen und mitten in der Nacht zu verschwinden.
Aber schon während ihr diese Gedanken in den Sinn kamen, verbannte sie sie schnell wieder und schalt sich selbst. Schließlich hatte er sich nicht aus dem Staub gemacht, während sie schlief.
„Kann ich dir helfen?“, fragte sie.
„Ich habe alles im Griff, aber du könntest uns einen Kaffee einschenken.“
Leah holte zwei blaue Becher aus dem Schrank und füllte sie mit frischem Kaffee. Beim Gedanken an den koffeinfreien Kaffee, den sie letzte Nacht zubereitet hatte, musste sie lächeln. Sie hatten ihn in der Hitze des Gefechts völlig vergessen. Wahrscheinlich hatte Javier ihn weggeschüttet.
„Möchtest du Milch oder Zucker?“
„Nein, ich trinke ihn schwarz.“
Sie reichte ihm den ersten Becher und gab in ihren etwas Süßstoff und Milch.
Während sie ihren Kaffee mit einem Löffel umrührte, überlegte sie, wie sie das Thema Zukunft anschneiden sollte. Außerdem lagen ihr noch andere Fragen auf dem Herzen, aber sie wollte nicht allzu aufdringlich sein.
„Wie hast du geschlafen?“, fragte sie daher nur.
„Ganz gut. Bin nur zu früh aufgewacht.“
Das war nun wirklich nicht die Antwort, die sie hören wollte. Obwohl sie andererseits auch nicht erwartet hatte, dass er über ihre wundervolle Nacht schwärmen würde und davon, wie erfrischt er aufgewacht war.
Sie hatte ja selbst nur ein paar Stunden Schlaf bekommen. Allerdings hatte sie in Javiers Armen so tief und fest geschlafen wie ein Baby.
War es denn so falsch, dass sie gerne hören wollte, wie schön die gemeinsame Nacht gewesen war und dass er sie, so wie Leah, als etwas ganz Besonderes empfunden hatte?
Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Was hast du heute vor?“
Er drehte sich vom Herd weg zu ihr, behielt aber die Eier in der Pfanne im Blick. „Nachmittags habe ich Physiotherapie. Pete, mein Therapeut, meinte zwar, ich könnte mir das Wochenende freinehmen, aber das mache ich lieber nicht. Ich will unbedingt schnell vorankommen. Es ist die Hölle, sich nur wie ein halber Mann zu fühlen.“
Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Heute Nacht warst du ganz gewiss kein halber Mann.“
Seine Augen leuchteten auf und er lächelte ebenfalls, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder den Eiern zuwandte und sie mit einem Pfannenwender umdrehte.
„Ich muss heute meine Wäsche erledigen“, fuhr sie fort. „Und ein paar Einkäufe machen.“
Er blieb stumm. Sie nahm all ihren Mut zusammen.
„Wollen wir heute Abend zusammen essen?“, fragte sie. „Ich könnte uns etwas kochen.“
Das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer. „Das würde ich gern, aber ich fürchte, es ist keine gute Idee.“
Was war keine gute Idee? Zusammen zu essen? Oder abends zu ihr zurückzukehren? Ihr Magen zog sich zusammen.
Immer mit der Ruhe, sagte sie sich. Sie durfte keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Immerhin war er gerade dabei, für sie Frühstück zu machen.
„Warum ist das keine gute Idee?“, fragte sie nach außen ruhig, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug.
„Nun ja, weil … so schön die letzte Nacht auch war, so denke ich doch, wir sollten erst einmal nichts überstürzen.“
Damit mochte er zwar recht haben, dennoch fühlte sich Leah, als habe sie den berühmten Korb am Morgen danach bekommen. „Verstehe“, erwiderte sie schmallippig.
Javier nahm die Pfanne vom Herd und drehte
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