Collection Baccara Band 331
seine eigenen. Er hatte ihr das Gefühl vermittelt, sie sei eine wunderbare Geliebte.
Vermutlich hatte er jede Menge Erfahrung auf diesem Gebiet.
Als sie in die Küche kam, sah sie, dass alles so aufgeräumt war, als sei er nie dort gewesen.
Sie spürte einen Stich im Herzen, und ihr Magen fühlte sich an wie ein eisiger Klumpen. Obwohl es schon fast Mittag war, hatte sie immer noch keinen Hunger.
Sie lief zweimal zum Auto und zurück, um ihre Einkäufe ins Haus zu bringen, und begann, alles an seinen Platz zu räumen. Als das Telefon klingelte, war sie gerade eben fertig damit.
Beim zweiten Läuten nahm sie ab. „Hallo?“
„Leah? Ich hoffe, ich störe nicht. Hier ist Pete Hopkins von der Reha-Abteilung.“
Sie erstarrte. Warum rief Javiers Physiotherapeut sie zu Hause an?
„Worum geht es?“
„Ich fürchte, es gab einen kleinen Unfall.“
„Was für einen Unfall?“, fragte sie alarmiert.
„Javier Mendoza ist heute beim Training zusammengebrochen. Wir haben ihn auf die Intensivstation gebracht. Dort soll er einige Zeit zur Überwachung bleiben.“
„Was ist denn passiert?“
„Das wüsste ich auch zu gern, aber ich war zu dem Zeitpunkt nicht da. Soviel ich weiß, hat er letzte Nacht kaum geschlafen. Außerdem hat er nicht gefrühstückt, demnach war sein Blutzuckerspiegel zu niedrig, als er mit dem harten Training begann. Als er stürzte, hat er sich den Kopf aufgeschlagen und das Bewusstsein verloren.“
Sein Kopf? Oh nein! Sie griff nach ihrer Handtasche und den Schlüsseln.
„Geht es ihm denn einigermaßen gut?“, fragte sie.
„Ich hoffe es. Du wirst mit Dr. Fortune reden müssen, er war zufällig in der Nähe und hat Erste Hilfe geleistet. Er hat zur Sicherheit sofort einen Neurologen hinzugezogen.“
„Danke, Pete. Ich fahre gleich los.“
„Dr. Fortune dachte, dass du genau das sagen würdest.“
Was Dr. Fortune meinte, war ihr ziemlich egal. Sie wusste nur, dass sie sofort zu Javier musste.
Javier lag auf einer fahrbaren Krankentrage in der Intensivstation. Vermutlich war er noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Sein Zusammenbruch und der Sturz hatten keine bleibenden Schäden verursacht. Er hatte nur eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Der Neurologe hatte sicherheitshalber eine CT veranlasst und entschieden, dass er die Nacht zur Überwachung in der Klinik verbringen sollte.
„Du solltest dich nicht so überfordern“, hatte Jeremy ihn ermahnt, als klar war, dass er Glück gehabt hatte.
„Aber ich bin es einfach leid, so eingeschränkt zu sein.“
„Es geht dir schon so viel besser, Javier. Du machst jeden Tag Fortschritte, aber du kannst nicht noch mehr Wunder erwarten.“
Jeremy spielte anscheinend auf jene ersten Tage nach dem Tornado an, als Javiers Leben auf Messers Schneide stand. Wahrscheinlich hatte er recht. Die Ärzte und Spezialisten hatten seiner Familie damals den Rat gegeben, das Beste zu hoffen und auf das Schlimmste gefasst zu sein.
Jeremy verschränkte die Arme vor der Brust. „Wer treibt dich so an?“
„Niemand. Nur ich selbst.“
Jeremy schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. „Nimm meinen ärztlichen Rat nicht auf die leichte Schulter. Du hast noch mehrere Monate Therapie vor dir. Wenn du dich aber weiter wie ein Verrückter benimmst, wirst du am Ende einen richtigen Rückschlag erleiden. Dann hast du nichts gewonnen.“
Vermutlich wäre er dann sogar noch schlechter dran als im Augenblick.
„Wenn du es besonnen angehst, bist du wahrscheinlich schon Ende des Sommers wieder zurück auf dem Golfplatz, fliegst wieder durch die Weltgeschichte und machst Geschäfte wie eh und je.“
„Glaubst du?“, fragte Javier. Er war froh, endlich einmal einen konkreten Zeitpunkt zu hören, auf den er hinarbeiten konnte.
„Es sei denn, du versuchst, den Lauf der Dinge zu beschleunigen. Was dann passiert, ist reine Vermutung.“
„Dann werde ich es wohl ab jetzt ruhiger angehen“, sagte Javier. „Aber sag mir, Doc, wie stehen meine Chancen, bis, sagen wir, bis September wieder völlig gesund zu sein?“
„Hundert zu eins würde ich sagen.“
„Sechs Monate?“
„Kommst du damit zurecht?“
Als Javier überraschenderweise nickte, klopfte Jeremy ihm auf die Schulter. „Ich rufe einen Pfleger.“
Jeremy war kaum außer Sicht, als sich jemand anders seiner Trage näherte.
Nein, nicht irgendjemand.
Es war Leah.
Sie sah mitgenommen aus. Ihre Haare waren vom Wind zerzaust und ihr Gesicht war weiß wie die
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