Collection Baccara Band 331
Ende, ohne dass sie noch einmal in Javiers Zimmer musste. Das hieß jedoch nicht, dass sie nicht wusste, wer dort ein und aus ging.
Savannah hatte die Klinik sehr zu Leahs Freude schon kurz nach ihrem Eintreffen wieder verlassen. Ihr Besuch bei Javier hatte höchstens fünf oder sechs Minuten gedauert. Aber war die Erleichterung, die sie darüber empfand, etwa professionell?
Leah warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und sah, dass es Zeit für den Schichtwechsel war. Zum Glück hatte sie morgen frei. Ein wenig Abstand von ihrem attraktiven Patienten würde ihr nur guttun. Sie würde all die unpassenden Gedanken und Gefühle abschütteln, die sie in seiner Gegenwart ständig überfielen.
Sie öffnete gerade die letzte Krankenakte, um einen Vermerk einzutragen, als die Schwesternschülerin Leanne Beattie hereinkam, die für das Verteilen der Mahlzeiten zuständig war. „Dem Typen in drei-vierzehn schmeckt unser Essen anscheinend überhaupt nicht“, sagte sie.
Der Typ in drei-vierzehn war Javier.
Leah sah von ihren Unterlagen auf. „Was meinst du damit?“
„Nun, er hat heute kaum etwas gegessen. Sein Frühstück hat er nicht angerührt und im Mittagessen auch nur herumgestochert. Und soweit ich es beurteilen kann, hat er bis auf die Schoko-Eiscreme sein ganzes Abendessen stehen lassen. Ich dachte, ich sollte es erwähnen.“
„Danke, Leanne. Appetitmangel ist eine der Nebenwirkungen der neuen Medikamente, die er bekommt, aber ich werde es dem Arzt mitteilen.“
Natürlich konnte auch seine deprimierte Stimmung, die der Familie Sorgen bereitete, Grund dafür sein, dass er nichts zu sich nahm. Allerdings glaubte Leah nicht, dass die Familie recht hatte. Was immer ihm auf der Seele lag, es flammte immer erst dann auf, wenn er Besuch bekam.
Trotzdem hätte sie es lieber gesehen, wenn er etwas essen würde. In der Reha würde er schließlich all seine Kraft brauchen.
Als sie an diesem Abend heimfuhr, überlegte sie, wie ihr eigenes Abendessen aussehen sollte. Meistens verzichtete sie auf rotes Fleisch, fette Lebensmittel und Fertigmahlzeiten. Doch seit sie Savannah und Javier allein im Zimmer zurückgelassen hatte, hatte sie einen richtigen Heißhunger auf einen Cheeseburger mit Pommes. Ausnahmsweise gab sie der Versuchung nach.
Sie fuhr zum Drive-in ihres Lieblingsfastfoodrestaurants und erkannte plötzlich, dass man sich manchmal nach Dingen sehnte, die man in der Kindheit gern gegessen hatte.
In ihrem Kopf entstand ein Plan.
Sie musste morgen nicht arbeiten. Warum sollte sie Javier zur Abwechslung nicht ein leckeres Mittagessen vorbeibringen? Vielleicht hatte er darauf ja mehr Appetit?
Nachdem sie am nächsten Morgen ihr kleines Apartment aufgeräumt hatte, duschte sie und zog ihre Lieblingsjeans und den neuen schwarzen Pulli an, den Tante Connie ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Dann legte sie ein wenig Make-up auf, bürstete ihr Haar und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Anschließend machte sie sich auf den Weg zum beliebtesten mexikanischen Restaurant von Red Rock, das Jose und Maria Mendoza gehörte.
Jose war irgendwie mit Javiers Vater Luis verwandt, doch Leah kannte den genauen Verwandtschaftsgrad nicht. Sie vermutete, dass sie Cousins waren. Auf jeden Fall ging sie davon aus, dass der Mendoza-Clan gern und oft im Red speiste.
Kurz nach elf kam sie beim Red an und parkte direkt davor. Um diese Uhrzeit waren nur wenige Gäste da, doch Leah wusste, dass sich das Lokal bald füllen würde.
Beim Betreten des Restaurants, das früher einmal eine Hazienda gewesen war, wurde sie von einer dunkelhaarigen Bedienung begrüßt. „Eine Person zum Lunch? Oder sind Sie verabredet?“
„Ich würde gern etwas zum Mitnehmen bestellen.“
Die Frau holte die Speisekarte. „Wissen Sie schon, was Sie möchten?“
Leah nahm die Karte. „Nein, noch nicht. Aber ich wüsste gern, ob Marcos Mendoza im Haus ist?“
Javiers Bruder Marcos war der Manager des Red. Er würde wissen, was Javier am liebsten aß.
„Ich glaube, Marcos ist in der Küche. Ich hole ihn.“
Soweit Leah wusste, verbrachte Marcos viel Zeit im Red, damit der Laden lief. Doch seit er und Wendy Eltern geworden waren, nahm er sich regelmäßig Zeit für die Familie. Ihr kleines Mädchen war vier Wochen zu früh zur Welt gekommen, entwickelte sich aber prächtig und würde bald die Frühgeborenenstation verlassen können.
Das alles wusste Leah, weil sie es sich angewöhnt hatte, bei Mary Anne Mendoza und den anderen Frühchen
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