Collection Baccara Band 331
werden, die sie vorher waren. Es ist schwer, sich mit der eigenen Sterblichkeit oder Gebrechlichkeit auseinanderzusetzen, von daher sind Javiers Depressionen nur allzu verständlich. Vor allem für einen Mann wie ihn, der immer der Beste sein wollte.“
„Das sage ich ja“, warf Luis ein. Er blickte Leah erwartungsvoll an. „Meinen Sie nicht, es wäre gut für ihn, wenn er mit einem Psychologen sprechen würde?“
„Doch“, gab sie zu, „sobald er in der Reha ist, bekommt er ohnehin Gelegenheit dazu.“
„Wir sollten Ihrer Meinung nach also abwarten?“, fragte Luis.
„Ich würde ihm noch ein wenig Zeit geben“, erwiderte sie. „Er hat im Augenblick genug Probleme. Die Zeit ist Ihr bester Verbündeter.“
Die Familie schien diesen Vorschlag abzuwägen. Sobald Dr. Fortune Javiers Verlegung in die Reha anordnete, würde Leah in ihrem Bericht auf die Besorgnis der Familie eingehen.
„Wissen Sie, ich habe nachgedacht“, sagte Rafe. „Wir haben seine Freunde und Geschäftspartner gebeten, ihn vorläufig nicht zu besuchen. Aber vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, sie herzubitten?“
„Ach, ich weiß nicht“, warf Isabella ein. „Seine Launen machen ja uns schon zu schaffen.“
„Ich sage ja nicht, dass wir alle Welt zu einem Besuch ermuntern sollten, aber wie wäre es mit einigen der Ladies, mit denen er sonst ausgegangen ist?“ Rafe fasste nach Melinas Hand. „Mir zaubert der Anblick meiner Frau auch immer ein Lächeln auf das Gesicht.“
Alle im Raum amüsierten sich über diese Bemerkung.
Alle außer Leah.
Sie wollte nicht an die Frauen denken, mit denen sich Javier vor dem Unglück getroffen hatte. Aber warum?
Schließlich hatte sie nicht vor, selbst mit ihm auszugehen. Sie ließ sich nie auf eine Beziehung mit ihren Patienten ein.
Ach nein? meldete sich eine Stimme in ihrem Inneren. Und warum war sie dann jedes Mal enttäuscht, wenn eine andere Krankenschwester für Javiers Zimmer eingeteilt wurde?
Darauf wusste Leah keine Antwort. Sie spürte nur, dass Javier ihr mittlerweile sehr ans Herz gewachsen war. Sie verstand, welch harten Kampf er mit sich ausfocht, und fühlte sich ihm verbunden.
Dass er nicht nur attraktiv, sondern auch sympathisch war, hatte damit rein gar nichts zu tun.
Stimmt nicht, flüsterte die aufdringliche Stimme.
Leah musste zugeben, dass Javier Mendoza tatsächlich etwas an sich hatte, was sie zu ihm hinzog.
Etwas, das sie nicht erklären konnte.
Seit einigen Minuten zappte Javier schon durch die verschiedenen Fernsehsender, doch er fand nichts, was ihn interessierte.
Die Übertragung eines Tennismatchs erinnerte ihn nur an die traurige Tatsache, dass er für die nächsten Monate, ja vielleicht sogar Jahre nicht würde Tennis spielen können. Und die Nachrichten zeigten ihm, wie viel er während seiner Zeit auf der Intensivstation versäumt hatte.
Er wusste schon gar nicht mehr, wie sein Leben außerhalb dieser weißen Wände ausgesehen hatte, und als er an den vor ihm liegenden langen Weg der Genesung dachte, überfiel ihn wieder tiefste Verzweiflung.
Obwohl er früher nie zu Wutausbrüchen geneigt hatte, überkam ihn der heftige Drang, die Fernbedienung quer durch das Zimmer zu schleudern. Javier beherrschte sich und schaltete das Gerät stattdessen aus.
Als der Bildschirm dunkel wurde, trat Leah ins Zimmer. Schon der Anblick seiner hübschen Krankenschwester genügte, um ihn fröhlicher zu stimmen.
Was für eine nette Abwechslung!
Ein Lächeln umspielte seine Lippen und verscheuchte die eben noch so grimmigen Gesichtszüge.
Auf den ersten Blick entsprach Leah nicht unbedingt seiner Vorstellung von einer umwerfend schönen Frau. Schließlich hatte er sie bisher nur in ihrer Krankenhauskleidung und dazu passenden Crocs an den Füßen gesehen. Doch mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass sich unter ihrer lose sitzenden Kleidung ein verführerischer weiblicher Körper befinden musste.
Ihr langes glattes Haar, das sie als Knoten oder Zopf trug, hatte einen schönen kastanienbraunen Schimmer. Sie war, wenn überhaupt, nur ganz dezent geschminkt. Doch ihre natürliche Schönheit hatte ein Make-up auch gar nicht nötig.
Er fragte sich oft, wie sie wohl an ihren freien Tagen aussah oder was sie trug, wenn sie am Abend ausging. Tatsächlich wollte er noch eine ganze Menge anderer Dinge über sie wissen!
War sie verheiratet?
Hoffentlich nicht.
Während Leah durch sein Zimmer ging, fragte er sich, ob sie einen festen Freund hatte. Eigentlich war es schwer
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