Collection Baccara Band 331
unangenehm, wenn jemand hinter mir herräumen muss.“
„Ob Sie es glauben oder nicht, mir geht es ganz genauso. Aber Sie kennen Margarita nicht. Sie freut sich wirklich, wenn sie Arbeit hat.“
Leah konnte es nicht glauben.
„Sie ist einfach so“, fuhr Javier fort. „Als ich ein Teenager war und unsere Familie in San Antonio lebte, war sie unsere Nachbarin. Da sie keine eigenen Kinder hatte, nahm sie sich meiner Brüder und mir ein wenig an, backte Plätzchen für uns, ging mit uns ins Kino und so. Dann starb ihr Mann und hinterließ Margarita einen Berg Schulden, doch sie konnte einfach keinen Job finden. Meine Eltern waren damals bereits auf die Ranch gezogen, wo mein Dad heute noch lebt, daher habe ich ihr die Stelle bei mir angeboten, obwohl ich nur selten zu Hause bin. Manchmal mache ich nur deshalb Unordnung, damit sie etwas aufzuräumen hat.“
Leah versuchte zu verstehen, was er ihr da sagte.
„Sie bemuttert mich gern“, fügte Javier hinzu. „Es ist irgendwie nett, zu wissen, dass wir uns gegenseitig einen Gefallen tun. Außerdem hat meine Mutter mich darum gebeten, mich um sie zu kümmern. Und da es der einzige Gefallen war, um den meine Mutter mich je gebeten hat, habe ich fest vor, Margarita sowohl einen Job als auch genügend Beschäftigung zu geben.“
Leah wartete darauf, dass er weitersprechen würde, doch die Unterhaltung schien plötzlich zu stocken und ein Schatten legte sich über sein Gesicht.
Dachte er an das Versprechen, das er seiner Mutter gegeben hatte? Oder litt er noch immer unter ihrem Verlust?
„Wann ist Ihre Mutter gestorben?“, fragte sie.
„Diesen Monat werden es zwei Jahre“, antwortete er nach einer kurzen Pause.
Seine Augen wurden feucht und er blickte rasch aus dem Fenster, um seiner Trauer und den Erinnerungen zu entfliehen.
„Es tut mir leid“, murmelte sie.
„Ja, mir auch. Es war ein ziemlicher Schlag.“
Leah ging zurück zum Sofa und setzte sich neben ihn, nicht zu nah, aber doch nur eine Armeslänge entfernt.
„Was ist passiert?“, fragte sie.
„Sie hatte eine Bronchitis und dachte, sie würde schon wieder von allein gesund, doch es wurde immer schlimmer. Als wir darauf bestanden, dass sie einen Arzt aufsuchte, hatte sie bereits hohes Fieber. Wir alle glaubten, dass ihr Penizillin oder ein anderes Antibiotikum schnell helfen würde, doch das war nicht der Fall. Aus ihrer Bronchitis war eine schwere Lungenentzündung geworden, die auf kein Antibiotikum mehr ansprach.
Der Arzt rief sofort einen Krankenwagen, noch während sie bei ihm in der Praxis war, und ließ sie direkt in die Klinik einliefern. Als sie dort ankam, war das Fieber schon auf über einundvierzig Grad angestiegen und ließ sich durch nichts nach unten drücken. Trotz aller ärztlichen Bemühungen starb sie noch am gleichen Abend.“
Die traurige Geschichte legte sich über Leah wie ein alter Mantel, den sie selbst einmal getragen hatte.
„Wenn wir sie nur früher überredet hätten, zum Arzt zu gehen“, sagte Javier. „Aber das ist jetzt alles Schnee von gestern.“
„Manchmal versagt jede ärztliche Hilfe“, bemerkte Leah und dachte an die Fälle, die sie selbst schon erlebt hatte.
„Mein Vater nahm es sehr schwer“, fuhr Javier fort. „Wie wir alle. Aber er gibt sich die Schuld daran, sie nicht schon ein paar Tage früher zum Arzt geschickt zu haben, als man sie vielleicht noch hätte retten können.“
Leah streckte die Hand aus, legte sie auf seine und drückte sie zum Trost. „Ich wollte keine alten Wunden aufreißen.“
„Keine Sorge. Ich habe den Verlust meiner Mutter inzwischen ganz gut verwunden. Aber manchmal überfällt mich noch die Trauer. Wir standen uns so nahe, dass ich sie oft vermisse. Deshalb glaubt Margarita auch, sie müsste für mich sorgen. Sie müssen deshalb das schmutzige Geschirr stehen lassen, damit sie morgen etwas zu tun hat.“
Wieder überlegte Leah sich, ob sie Javier vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte. Wie war es möglich, dass ein Mann mit so vielen Liebesaffären gleichzeitig der Typ Mann war, der seine Mutter so sehr geliebt hatte und ihren Verlust noch zwei Jahre später betrauerte? Ein Mann, der einer Frau einen Job bot, die in seiner Kindheit für ihn Plätzchen gebacken hatte?
„Also stellen Sie die Reste in den Kühlschrank, aber lassen Sie die schmutzigen Teller stehen, okay?“
„Kann ich sie nicht wenigstens im Spülbecken einweichen?“
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und vertrieb die Spuren
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