Collection Baccara Band 331
zusammen mit einem Zettel, auf dem stand, dass das sechs Monate alte Kind Delilah Daltons Enkelkind sei.
Nachdem sich Alex und Blake von dem Schock erholt hatten, hatten sie die Echtheit des beigefügten Zettels angezweifelt. Sie hatten guten Grund dazu, denn in den letzten fünf Jahren hatte ihre Mutter ihnen beiden ziemlich Druck gemacht, doch endlich zu heiraten. Dabei war es ihr völlig egal, welcher von ihren beiden Söhnen welche der zahlreichen Kandidatinnen, die sie ihnen vorgestellt hatte, heiraten würde. Sie wollte sie einfach nur versorgt und glücklich wissen. Und sie sollten natürlich Enkelkinder produzieren, möglichst viele. Zunächst hatten Alex und Blake das Baby also für einen weiteren skrupellosen Plan ihrer Mutter gehalten, bis sie ihnen von dem DNA-Test erzählt hatte.
Alex starrte weiterhin geradeaus, doch in seinem Kopf spielte sich wieder einmal die unwirkliche Szene im Wohnzimmer ihrer Mutter ab. Entweder er oder sein Bruder hatten tatsächlich ein Kind gezeugt.
Er hatte das Baby im Arm gehalten, als seine Mutter dies bekannt gegeben hatte, und der Schock steckte ihm immer noch in den Knochen. Er hatte die kleine blauäugige, rotwangige Molly sofort ins Herz geschlossen, als sie ihm ein zahnloses Lächeln geschenkt hatte. Dann hatte sie vor Freude gegluckst, und Alex hätte sie in diesem Moment sofort als sein Kind anerkannt, hätte Blake ihn nicht an die dreißigprozentige Unsicherheit im DNA-Ergebnis erinnert, und Delilah hatte darauf bestanden, dass sie die Mutter finden mussten.
Alex und sein Bruder hatten deshalb die letzten zwei Wochen damit verbracht, mit den Frauen Kontakt aufzunehmen, mit denen sie Anfang letzten Jahres zusammen gewesen waren. Blakes Liste war deutlich kürzer gewesen als die seines Bruders. Alex war bei Dalton International Bereichsleiter für die Produktion und in dieser Funktion wesentlich mehr unterwegs als Blake, der als Bereichsleiter für die finanzielle Planung zuständig war.
Aber selbst Alex’ Liste war nicht lang gewesen. Er war während der Zeit sechs Monate lang immer wieder mit einer Rechtsanwältin zusammen gewesen, hatte ein paar Nächte mit einer geschiedenen Frau verbracht, die seine Mutter ihm vorgestellt hatte, und war dann noch beim Wohltätigkeitsball des Country-Klubs mit der heißen Tochter des Senators im Bett gelandet. Und mit Julie Bartlett.
Die ersten drei hatten auf seine Anfrage erstaunt und auch belustigt reagiert. Die Letzte allerdings …
Es musste einfach Bartlett sein. Sie war im letzten Jahr die meiste Zeit weg gewesen. Der Privatdetektiv, den Alex damit beauftragt hatte, herauszufinden, was sie getrieben hatte, war zwar bisher nicht weit gekommen, würde aber sicher bald Ergebnisse liefern.
Alex brauchte eigentlich keine weitere Bestätigung, denn aus welchem Grund hätte sich Julie Bartlett sonst weigern sollen, eine DNA-Probe abzugeben? Ganz sicher hatte sie das Baby zur Welt gebracht und dann vor der Haustür seiner Mutter ausgesetzt.
Blake hielt Alex’ Einschätzung für richtig. Bis zu einem gewissen Punkt. Alex hatte seinen Bruder in dessen Büro aufgesucht. Eine Seite des Raumes war von der Decke bis zum Fußboden verglast, und man hatte eine tolle Aussicht auf das rege Treiben in der Innenstadt von Oklahoma City mit ihrem großen Baseballstadion, ihren zahlreichen Restaurants und dem erst kürzlich umgeleiteten und von Bäumen gesäumten Fluss. Viele Touristenboote waren unterwegs zum Skulpturenpark. Aber weder Blake noch Alex interessierten sich auch nur im Geringsten für den schönen Ausblick.
„Es ist schon ein wenig merkwürdig, dass sie keine DNA-Probe abgeben will“, stimmte Blake seinem Bruder zu, „aber das ist noch lange kein Beweis dafür, dass sie die Mutter ist.“
„Und was machen wir jetzt? Können wir sie dazu zwingen, eine Probe abzugeben?“ Verärgert lief Alex im Raum auf und ab.
„Das ist nicht so einfach. Wir bräuchten Krankenhausunterlagen, Beweise dafür, dass sie schwanger war, Zeugen, irgendwelche eindeutigen Indizien, die einen Antrag vor Gericht rechtfertigen könnten.“
Alex hatte sich das schon gedacht. Blake, der Jura studiert hatte, untersuchte die Dinge immer erst ganz genau, bevor er etwas unternahm. So war er schon als Kind gewesen. Er hatte problematische Situationen immer erst einmal genau abgeschätzt, während Alex sich kopfüber hineingestürzt hatte. Aber dennoch hatte Blake seinem Zwillingsbruder immer sofort geholfen, wenn dieser sich in Schwierigkeiten
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