Collection Baccara Band 331
gebe zu, ich war überrascht.“
„Ich habe keine Ahnung, warum Sie nicht noch einmal zu mir nach Hause gekommen sind. Vielleicht wollen Sie mir aus dem Weg gehen. Wenn Sie mich nicht mehr sehen wollen, ist es auch okay. Sie müssen es nur sagen.“
„Ich wollte Ihnen ganz bestimmt nicht aus dem Weg gehen.“
So ganz entsprach das nicht der Wahrheit. Leah hatte versucht, ihn zu vergessen. Aber es war vergeblich. Egal was sie tat, Javier beherrschte all ihre Gedanken.
„Sie müssen keine Erklärungen abgeben, Florence. Es ist ja nichts passiert.“
„Ich fürchte, Sie verstehen nicht ganz, worum es geht.“
In seinem Blick lag eine vage Unsicherheit. Daher gab sie zu, was sie seit Wochen zu unterdrücken versuchte.
„Ich mag Sie, Javier. Wahrscheinlich mehr, als ich sollte. Und ich weiß nicht, ob es in unser beider Interesse wäre, wenn wir miteinander ausgingen.“
In seinen Augen blitzte ein kaum wahrnehmbarer Funke auf.
„Sie führen ein aktives gesellschaftliches Leben, während ich eigentlich nur aus Arbeit und meinem Stubenhockerdasein bestehe.“
„Nun ja, mein Leben war in letzter Zeit ziemlich eingeschränkt, und wer weiß, ob sich das jemals ändern wird.“
„Natürlich wird es das. Sehr bald schon werden Sie wieder ganz der Alte sein.“
Er nickte, als stimme er ihr zu. Doch etwas in seinem Blick, in der Art, wie er die Lippen zusammenpresste, sagte etwas anderes.
„Wie auch immer“, fügte Leah hinzu, „ich gehe gern mit Ihnen zum Dinner, wenn Sie so weit sind. Und ich bezweifle stark, dass ich bis dahin verheiratet sein werde.“
Und obwohl sie befürchtete, dass sie beide einen großen Fehler machten und eine elegantere Frau gewiss viel besser zu ihm passen würde, wenn er in seinen Kreisen verkehrte, griff sie in ihre Tasche und holte einen kleinen Notizblock und einen Stift heraus.
„Ich gebe Ihnen meine Nummer. Sie können damit machen, was immer Sie möchten.“ Beim Aufblicken bemerkte sie, dass er sie unverwandt anschaute, und sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Nur weitergeben dürfen Sie sie nicht.“
„Das müssen Sie nicht“, sagte er.
Was? Ihm ihre Nummer geben?
Trotz aller Zweifel, die sie hatte, musste sie sich doch ihre Gefühle für ihn eingestehen. Und wenn sie ihnen wider Erwarten doch trauen konnte? Wenn Javier und sie allem Zweifel zum Trotz doch besser zusammenpassten, als sie dachte?
Obwohl all ihre Fragen noch immer unbeantwortet waren, schrieb sie ihre Nummer auf ein leeres Blatt, riss es heraus und reichte es ihm.
Javier nahm das Blatt entgegen. Jetzt konnte er sie wenigstens auch außerhalb der Klinik erreichen. Besonders freute er sich darüber, dass sie ihm ihre Nummer aus freien Stücken gegeben hatte.
„Ich bin nicht auf Ihr Mitleid aus“, bemerkte er.
„Mitleid empfinde ich ganz sicher nicht für Sie.“
Er suchte in ihren Augen nach einem Zeichen, dass sie die Wahrheit sagte. „Aber Sie geben zu, dass Sie etwas empfinden?“
„Ja, aber ich weiß nicht, was es ist. Ich fühle mich von Ihnen angezogen, aber es könnte sich auch um ein Übertragungsmuster handeln.“
„Was ist das?“
„Das ist ein psychologisches Phänomen, das auftritt, wenn ein Angehöriger eines Heilberufs sich zu einem Patienten hingezogen fühlt und umgekehrt. So etwas kommt viel häufiger vor, als man glaubt. Manche Patienten bilden sich ein, in ihren Arzt oder ihre Krankenschwester verliebt zu sein, aber dieses Gefühl ist nicht von Dauer. Und es ist auch nicht real.“
Sie hielt kurz inne, um Atem zu holen. „Es ist für einen Arzt oder eine Krankenschwester moralisch nicht vertretbar, sich mit ihren Patienten einzulassen, deshalb hielt ich es für das Beste, mich für eine Woche fernzuhalten. Aber das Gefühl ist noch immer da, und ich bin mir nicht sicher, was es ist.“
Javier kam einen Schritt näher und legte seine freie Hand auf ihre Schulter. „Was reden Sie denn da, Florence? So habe ich Sie ja noch nie erlebt. Was ist denn los?“
Sie holte tief Luft und atmete dann langsam und bewusst wieder aus, um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen und klare Worte zu finden. „Ich fühle mich zu Ihnen hingezogen und versuche, dagegen anzukämpfen. Ich möchte gern das Richtige tun und weiß nicht, was richtig ist. Deshalb …“
Javier hatte keine Ahnung, was in ihr vorging. Er verstand nur, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte und dagegen ankämpfte. Auch wenn sie es anscheinend lieber einem Übertragungsmuster zuschrieb, als es so zu
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