Collection Baccara Band 334
gewesen und der Vater ihres Kindes. Grace spielte in seinem Leben nur eine vorübergehende, untergeordnete Rolle.
„Jedenfalls hast du jetzt Gewissheit, dass du Mollys Vater bist“, bemerkte sie betont sachlich. „Ich konnte mich davon überzeugen, dass sie bei dir ein liebesvolles Heim gefunden hat. Also wird es für mich Zeit, meine Sachen zu packen und nach San Antonio zurückzukehren. Aber vorher möchte ich noch einmal bei euch vorbeifahren, um mich von der Kleinen zu verabschieden.“
„Das ist alles?“, fragte Blake stirnrunzelnd. „Du willst so einfach aus ihrem Leben verschwinden?“
„Ich werde sie besuchen, wenn es geht.“
„Aber wir müssen noch einiges mit den Behörden regeln“, wandte Blake ein. „Ich brauche Mollys Geburtsurkunde und auch die Sterbeurkunde ihrer Mutter.“
Beide Dokumente waren auf Hopes letzten falschen Namen ausgestellt. Hoffentlich würde das den Behörden in Oklahoma nicht auffallen. Aber die Daltons sind eine einflussreiche Familie, beruhigte sich Grace, Blake wird schon keine Schwierigkeiten bekommen, und wenn, dann weiß er sich zu wehren.
„Ich schicke dir Kopien“, versprach sie.
„Gut.“ Blake schien zu überlegen und fügte dann hinzu: „Du weißt hoffentlich, dass ich Anne auf keinen Fall im Stich gelassen hätte.“
„Ja“, antwortete Grace leise. „Das weiß ich.“
Er schaute ihr in die Augen. „Anne hat es nicht fertiggebracht, sich mir anzuvertrauen, aber du kannst es, Grace.“
Wie gern hätte sie das getan. Es wäre so eine Erleichterung gewesen, sie fühlte sich jedoch keineswegs dazu berechtigt.
Also schluckte sie den Kloß, den sie plötzlich im Hals spürte, tapfer herunter. „Ich vertraue dir Molly an, Blake, weil ich weiß, dass du ein wunderbarer Vater bist.“
Der Abschied von Molly war Grace unsagbar schwergefallen. Aber mit aller Kraft hatte sie es geschafft, sich zusammenzureißen, bis sie in ihrem Leihwagen saß und auf dem Highway Richtung Süden fuhr.
Erst dann hatte sie ihren Tränen freien Lauf gelassen. Achtzig Kilometer lang musste sie so heftig weinen, dass sich ihre Kehle rau anfühlte und ihr Gesicht entsetzlich aufgequollen war. An der Grenze zum Bundesstaat Texas machte sie halt, um sich die Haut mit eiskaltem Wasser zu kühlen.
Nach weiteren sechs Stunden Fahrt hatte sie ihre Heimatstadt San Antonio erreicht, wo sie zusammen mit ihrer Cousine aufgewachsen war.
Als Grace ihr in einem Vorort gelegenes Apartment betrat, kam es ihr klein und stickig vor. Dabei hatten ihr das in warmen Terrakottatönen gehaltene Wohnzimmer und die kleine Küche immer gefallen. Aber es war kein Wunder, dass sie sich erst wieder daran gewöhnen musste, denn ihre vollständige Wohnung hätte allein ins Foyer von Delilahs hochherrschaftlicher Villa gepasst.
Nachdem Grace ihre Sachen ausgepackt hatte, setzte sie sich gleich an den Computer, scannte die benötigten Dokumente für Blake ein und mailte sie ihm zu.
In den folgenden zwei Wochen blieb ihr nicht mehr zu tun, als sich wieder in ihrem bescheidenen Zuhause einzurichten. Bis zu den Weihnachtsferien hatte ihr Schulleiter eine Vertretung für sie eingestellt, sodass ihr nicht nur die Arbeit fehlte, sondern auch das Geld knapp wurde. Aber das Schlimmste war ihre Sehnsucht nach Molly, denn sie hatte die Kleine furchtbar lieb gewonnen.
Nur in ihren schwachen Momenten gestand Grace sich ein, dass sie Mollys Vater beinah ebenso sehr vermisste. Wie jeden, der den Dalton-Clan näher kennenlernte, hatten sie Delilahs starke Persönlichkeit und Alex’ verwegener Charme sehr beeindruckt.
Aber wenn sie die Familie jetzt aus der Distanz betrachtete, wurde ihr bewusst, dass es in erster Linie Blake war, der die Familie zusammenhielt. Er half seiner Mutter, wenn sie mit einer Charity-Aktion mal wieder Geld für irgendeinen guten Zweck sammeln wollte. Er sorgte dafür, dass bei Dalton International alles rundlief, wenn sein Bruder Alex um die Welt jettete, um sich mit Kunden und Lieferanten zu treffen.
Jeden Tag musste Grace an Blake denken. Sie sah seine imposante Gestalt vor sich und hörte sein begeistertes Lachen, wenn er mit Molly spielte.
Der einzige Lichtblick für Grace in diesen zwei scheinbar endlosen Sommerwochen war die Tatsache, dass sie nichts von Jack Petrie hörte. Wenn er sich nicht meldet, muss er meine Spur verloren haben, dachte sie erleichtert.
Als es jedoch an einem regnerischen Nachmittag bei ihr läutete, kehrte die Angst schnell zurück. Misstrauisch schaute sie
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