Collection Baccara Band 334
wurde, mussten sich die Partner gut kennen, damit sie auf ihren Gemeinsamkeiten aufbauen konnten. Vielleicht lag Graces Schwiegermutter das Wohl ihrer Kinder doch mehr am Herzen, als es den Anschein hatte.
Wer weiß? dachte Grace, diese starke, mächtige Frau ist schwer zu durchschauen. Lieber konzentrierte sie sich jetzt auf Blake, der sie weiter durch die Räumlichkeiten im ersten Stock führte. Hier gab es nicht nur mehrere Gästeapartments, sondern noch einmal kleinere Salons, einen Leseraum und sogar ein Videozimmer mit Spielen für die Kinder der Besucher.
Am Ende des Ganges öffnete Blake dann eine weiße Flügeltür mit aufwendigen Messingbeschlägen. „Das ist das hochherrschaftliche Schlafzimmer.“ Seine Miene wurde plötzlich undurchdringlich. „Auch bekannt als die Grüne Suite.“
Grace leuchtete sofort ein, warum der Raum so genannt wurde. Vom Fußboden bis zur Decke war alles in Grüntönen gehalten, die wertvollen Seidentapeten, die Gardinen sowie die Teppiche. Am meisten staunte Grace über mehrere Dutzend Kissen auf dem antiken Himmelbett. Sie waren alle mit schillerndem Brokat in jeweils einer anderen Grünschattierung bezogen, sodass das Farbspektrum von dunklem Moosgrün bis zum zartesten Seegrün reichte.
Das Bett war wie die anderen Möbel aus poliertem Mahagoniholz, reichlich verziert mit feinsten, in Gold gefassten Einlegearbeiten. Wenn die Sonne, so wie jetzt, durch die großen Balkontüren schien, glänzte das Gold erst recht.
„Wow!“ Grace war überwältigt von dieser Pracht. „Man hat ja das Gefühl, Ludwig der Vierzehnte hätte persönlich hier residiert.“
„Die alten Aufzeichnungen erwähnen den König selbst nicht“, erklärte Blake sachlich. „Aber eine seiner Mätressen soll hier heimlich mit ihrem Liebhaber abgestiegen sein“, fügte er mit einem schelmischen Lächeln hinzu.
Dieser Kommentar weckte sofort Graces Fantasie. Sie sah eine Frau in weißen Strümpfen mit Strumpfbändern und geschnürtem Mieder vor sich, die lasziv an einem Bettpfosten lehnte. Ihr Kavalier hatte am nackten Oberkörper ebenso goldschimmerndes Haar wie Blake. Mit lüsternen blauen Augen beugte sich der Galan zu der Dame, schob seine Finger unter eines ihrer Strumpfbänder und rollte den Strumpf herunter …
Blake unterbrach Graces erotischen Tagtraum. Aber von dem, was er sagte, verstand sie nur die letzten Worte. „… in der angrenzenden Suite.“
Sie zuckte zusammen. „Entschuldige, Blake, ich war in einer anderen Zeit. Was hast du gesagt?“
„Ich werde in der angrenzenden Suite schlafen.“ Bei diesen Worten öffnete er eine Verbindungstür. Der Schlafraum dahinter erschien Grace nicht ganz so groß und luxuriös wie die Grüne Suite, war aber auch mit einem antiken Bett und einem wuchtigen Marmorkamin ausgestattet.
Blake schaute auf die Uhr, die auf dem Kaminsims tickte. „Es ist jetzt kurz vor zwölf. Wenn du nicht zu müde bist, schlage ich vor, dass wir uns jetzt frisch machen und in die Stadt gehen. Ich kenne ein nettes Lokal, in dem man hervorragend zu Mittag essen kann.“
„Einverstanden.“
Beim Lunch in der Stadt waren die beiden bestens gelaunt, und selbst Grace war völlig entspannt. Ob es an dem schönen, sonnigen Tag liegt? fragte sie sich insgeheim. Vielleicht war es aber auch das köstliche Mittagessen, das sie auf einem winzigen Tischchen im Freien an einem plätschernden Brunnen serviert bekamen. Oder es hatte mit den zwei Gläschen Rosé zu tun.
Zudem sorgte Blake für eine unbeschwerte, heitere Unterhaltung. Er vermied es bewusst, über ihre eilige Eheschließung und die besonderen Bedingungen zu reden. Auch Annes Geheimnis, das Grace nicht verraten wollte, war kein Thema.
So kam es, dass Grace sich zum ersten Mal seit Langem richtig wohlfühlte. Heute gelang es ihr sogar, einmal nicht an den Tod der geliebten Cousine zu denken, und selbst Molly spielte keine Hauptrolle in ihrem Kopf.
Ja, die Mußestunden in der Sonne hatten Grace aufleben lassen. Aus diesem Grund reagierte sie wohl auch später, als sie mit Blake durch die Stadt bummelte, so ungewohnt spontan.
Die kleinen Läden boten in verführerischen Auslagen die typischen Produkte aus der Provence an. Grace blieb öfter begeistert vor einem Schaufenster stehen, weil sie eine solche Auswahl an Fleisch- und Käsespezialitäten, Gewürzen und Kräutern noch nie zuvor gesehen hatte. Am meisten beeindruckten sie jedoch die Geschäfte, die sich auf Düfte, Öle und hausgemachte Seifen spezialisiert
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