Collection Baccara Band 334
Sonnenbrille auf und erzählte lächelnd: „Mutter ist vor ungefähr fünf Jahren auf einer Antiquitäten-Shopping-Tour dort gestrandet, weil es einen landesweiten Streik gab. Sie nutzte die Zeit, um eine heruntergekommene Villa zu kaufen, und hat diese dann nach und nach in eine Ferienresidenz für die Topmanager unserer Firma umbauen lassen.“
Jetzt konnte auch Grace sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das ist ja so typisch für meine Chefin, dachte sie. Nein, sie ist ja jetzt meine Schwiegermutter. Sie strotzt immer noch vor Energie.
„Neulich waren erst drei unserer besten Ingenieure mit ihren Familien dort“, fügte Blake hinzu. „Aber Madame LeBlanc hat mir erklärt, dass wir die Villa in den nächsten zwei Wochen ganz für uns allein haben.“
Bei dieser Vorstellung begann Graces Herz wild zu klopfen. Das Verlangen, das sie letzte Nacht überkommen hatte, war schon verwirrend genug gewesen. Wie sollte sie die nächsten zwei Wochen überstehen, wenn sie mit Blake allein war? Noch dazu unter der heißen Sonne der Provence und in den lauen, sternenklaren Nächten.
6. KAPITEL
Nach knapp einer Stunde Fahrt bog Blake von der Autobahn auf eine schmale Landstraße ab, die an beiden Seiten von prächtigen Ahornbäumen gesäumt wurde. Die Zweige trafen sich in der Straßenmitte, sodass sie über viele Meilen einen grünen Tunnel bildeten. Zwischen den Stämmen sah Grace sonnenbeschienene Weinberge und Olivenhaine vorbeifliegen.
Sosehr sie die Fahrt nach Saint-Rémy genossen hatte, das Städtchen selbst gefiel ihr noch besser. Vornehme Stadtvillen aus dem achtzehnten Jahrhundert prägten die Straßen um den Stadtkern. Dazwischen befanden sich immer wieder kleinere Plätze mit fantasievollen Brunnen, aus denen Delphine, Götter oder andere Wesen Wasser spieen. Soweit Grace sehen konnte, gab es in der Fußgängerzone viele enge Gässchen mit kleinen Läden und Restaurants, die zum Sitzen im Freien einluden.
Blake war nicht entgangen, wie Grace sich den Kopf verrenkte, um nichts zu verpassen. „Wir werden öfter zum Lunch in die Stadt fahren“, versprach er ihr.
„Oh ja, darauf freue ich mich schon.“
„Madame LeBlanc wird uns am Hôtel des Elmes begrüßen“, fuhr Blake fort, während er den Wagen routiniert durch den regen Stadtverkehr steuerte.
„Elmes“, wiederholte Grace. „Vom englischen Wort für Ulme?“
Blake nickte. „Früher hieß die Villa Hôtel Saint Jacques. Der Legende nach soll der Besitzer das berühmte Muschelgericht erfunden und zu Ehren des Heiligen auch so genannt haben.“
„Aha, du meinst Coquilles Saint Jacques , Jakobsmuscheln“, bemerkte Grace nach kurzem Überlegen.
„Richtig. Du wirst noch sehr froh sein, dass unser Koch in die Fußstapfen seiner Vorgänger getreten ist. Die gratinierten Jakobsmuscheln von Auguste schmecken nämlich himmlisch.“
Mittlerweile hatten sie ein großes schmiedeeisernes Tor erreicht, dessen Flügel für ihre Ankunft schon geöffnet waren. Als sie langsam auf das üppig grüne Anwesen fuhren, verstand Grace sofort, warum Delilah es gekauft hatte. Die hohen Ulmen, die die Auffahrt beschatteten, mussten mehr als hundert Jahre alt sein. Verwitterte Skulpturen, Steinbänke und weinberankte Bögen gaben dem parkähnlichen Gelände etwas Geheimnisvolles.
Schließlich mündete der Weg in einen runden Platz, der von einem großen Brunnen mit Wasser speienden Pferden dominiert wurde.
Durch die glitzernden Wassermassen hindurch schimmerte die Villa, ein Prachtbau aus blassgrauem Naturstein. Das Hôtel des Elmes bestand aus einem zentralen dreigeschossigen Haupthaus und zweigeschossigen Seitenflügeln. Glyzinenranken mit duftenden blauen Blütentrauben schmückten die Fassade. Ein süßlicher, vanilleartiger Blumenduft stieg Grace sofort in die Nase, als Blake den Wagen abbremste.
Noch bevor er den Motor ausgestellt hatte, öffnete sich die große Eingangstür, und eine Dame in schwarzer Seidenhose und heller Bluse erschien, die ihnen charmant zulächelte. So schlank und elegant hatte Grace sich immer eine typische Französin vorgestellt.
„Bienvenue à Saint-Rémy, Monsieur Dalton.“
„Schön, wieder einmal hier zu sein“, antwortete Blake auf Englisch.
Nachdem er Madame LeBlanc, wie es Sitte war, zur Begrüßung auf beide Wangen geküsst hatte, stellte er ihr Grace vor. Seine frischgebackene Ehefrau hatte sich offensichtlich mittlerweile daran gewöhnt, als Mrs Dalton vorgestellt zu werden, und zuckte nicht mehr zusammen.
„Wie
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