Collection Baccara Band 335 (German Edition)
zuckte mit den Schultern. „Das haben meine Pflegeeltern immer gesagt. Und meine Eltern ebenfalls.“
„Oh Justice. Du warst zehn, als sie gestorben sind. Das kann doch gar nicht stimmen.“
Mit leerem Blick starrte er sie an. „Doch. Kurz vor ihrem Tod habe ich es meine Mutter zu meinem Vater sagen hören. Ihrer Meinung nach war ich nicht fähig zu lieben. Sie glaubte, dass ich wie Pretorius werden würde.“
Daisys schaute ihn aus großen Augen an. „Du bist nicht unfähig zu lieben. Und Pretorius genauso wenig. Zwar hat er Angst vor fremden Menschen, aber er ist einer der fürsorglichsten und liebevollsten Menschen, die ich kenne. Du gehörst ebenfalls zu ihnen. Weigerst du dich deshalb, die drei Worte zu sagen? Weil jemand behauptet hat, du wärst nicht fähig, Liebe zu empfinden?“
„Das reicht!“ Er wandte sich von ihr ab. „Warum bist du hier, Daisy?“
Am liebsten wollte sie weiter auf das Thema eingehen. Doch die plötzliche Wut in seiner Stimme hielt sie davon ab. Als sie die Blätter auf dem Boden sah, erinnerte sie sich daran, weshalb sie zu ihm gekommen war. „Justice, suchst du immer noch nach einer Geliebten? Oder einer Assistentin?“
„Nein. Seit Pamela …“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Software muss geändert werden. Ich brauche weder das eine noch das andere. Bald wird Noelle die Lücke in meinem Leben füllen. Mittlerweile suche ich nur noch nach einer Frau zum Heiraten.“
Daisy fehlten die Worte, so sehr schockierte sie seine Äußerung. Nervös sammelte sie die Blätter ein und fragte schließlich: „Hast du vor, eine dieser Frauen dafür in Betracht zu ziehen?“
Seufzend hob er ein Blatt auf und musterte es. „Das sind alte Ausdrucke. Wo hast du sie her?“
„Der Drucker hat sie ausgespuckt, als ich an ihm vorbeigegangen bin.“
„Oh! Das Programm läuft immer noch.“
„Ich habe die Biografien der Frauen gelesen. Sie unterscheiden sich vollkommen von mir, oder?“
„Ja. Du bist ganz anders als sie.“ Er hob weitere Blätter auf. „Sieh mal! Diese hier hat sogar einen Doktortitel. Auf dem Papier scheint sie perfekt zu sein. Aber bei Pamela war das genauso. Außerdem wirkt sie humorlos.“ Er zeigte ihr das Foto. „Meinst du nicht auch?“
„Keine dieser Frauen ist perfekt. So etwas gibt es einfach nicht.“
„Ich weiß.“
„Tatsächlich?“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Warum willst du mit mir zusammen sein? Weil ich Noelles Mutter bin? Oder weil ich Daisy bin? Du solltest wissen, dass ich nicht nur da bin, um dein Bett zu wärmen. Ich habe Gefühle. Mein Ehemann muss nicht perfekt sein. Aber auch er sollte Gefühle haben und sie vor allem zeigen können.“
Justice schloss die Augen. „Das haben wir doch bereits besprochen. Ich habe dir erklärt …“
„Warum baust du einen Roboter, der Emotionen erkennen kann? Damit er für dich herausfindet, wie andere Menschen empfinden? Wie viele solcher Roboter hast du gebaut und wieder auseinandergeschraubt? Passiert das auch mit mir, wenn du nicht mehr mit meiner Funktionsweise zufrieden bist? Wenn du merkst, dass ich mich nicht zu einer für dich perfekten Frau formen lasse? Dann wirfst du mich weg und fängst von vorn an, richtig?“
„Habe ich jemals von dir erwartet, unfehlbar zu sein?“
„Nicht direkt.“
Plötzlich war Wut in seinen Augen zu erkennen. So ganz emotionslos war er also doch nicht. „Oh bitte! Wir sollten aber genau sein. Ich stelle die Frage ein weiteres Mal: Habe ich so etwas von dir erwartet?“
„Nein“, gab sie zähneknirschend zu.
„Nein“, wiederholte er zufrieden. „Ich habe nicht einmal daran gedacht.“
„Das glaube ich nicht. Immerhin hast du einst die perfekte Frau mithilfe der Software gesucht. Deshalb musst du diese Ansprüche auch an mich gestellt haben.“
„Wenn ich eine von diesen Frauen ausgewählt hätte, wärst du heute nicht hier. Ich hätte mich genauso für Pamela entscheiden können. Oder ich hätte jemand anders auf dem Symposium vor zwanzig Monaten, fünfundzwanzig Tagen, zwanzig … zwanzig …“ Er warf die Fernbedienung gegen die Wand. „Verflixt! Jetzt kann ich nicht einmal mehr die Stunden und Minuten nennen. So sehr hast du mich durcheinandergebracht.“
Erstaunt starrte sie ihn an. „Einundzwanzig Stunden und zwölf Minuten.“
Er schloss die Augen. „Ich möchte es jetzt ein für alle Mal klarstellen: Die einzige Frau, die ich will, bist du.“
Daisys Herz setzte fast aus, als sie ihn das sagen hörte. Sie war sehr
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