Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Onkel hatte sie in den letzten Tagen zusammengestellt. Justice fiel ein neuer Punkt auf, den er bisher nicht gesehen hatte: Liebe.
Unter diesem Wort waren zahlreiche Videos und Fotos hinterlegt. Justice klickte verschiedene an. Die ersten zeigten Daisy und Noelle. Er musste lächeln, als er die beiden zusammen sah. Daisy gab der Kleinen Küsse, badete sie, erzählte ihr Geschichten und brachte sie zu Bett. Sogar Bilder von Jett und Noelle gab es. Darauf wurde deutlich, dass auch die beiden eine sehr innige Beziehung zueinander hatten.
Danach folgten zahlreiche Fotos von ihm und seiner Tochter. Ihm stockte der Atem. Er sah Bilder, deren Existenz ihm völlig neu war. Auf allen war ihm anzumerken, wie sehr er seine Tochter liebte.
Auf dem letzten Foto war es am offensichtlichsten. Er war gerade ins Haus gekommen und trug noch seinen Mantel. Noelle war auf seinem Arm. Doch er sah nicht sie verliebt an – sondern Daisy. Sie war gerade dabei, ein Bild von Emo an die Wand zu malen. In Justices Augen war ganz klar zu erkennen, dass er sie liebte.
Wem hatte er nur etwas vorgemacht? Die ganze Zeit über hatte er über Logik und Rationalität geredet und außer Acht gelassen, was wirklich in ihm vorging. Er hatte sich nicht eingestehen wollen, was er für Daisy empfand. Doch sein Gesicht auf dem Foto sprach Bände.
Er liebte Daisy.
Sofort stand er auf. Er wollte ihr sagen, was er für sie empfand. Doch dann blieb er stehen. Er wusste nicht, ob sie ihm glauben würde. Vielleicht würde sie annehmen, dass die Verzweiflung ihn zu diesem Zugeständnis trieb. Er musste eine Möglichkeit finden, sie davon zu überzeugen, dass er sie wirklich liebte.
Es gab nur einen Weg. Er brauchte einen Beweis … Sein Blick wanderte zu Emo X-15. Justice benötigte einen Roboter, der Emotionen deuten konnte. „Mir bleibt nur diese eine Chance.“
Jett wandte sich an Pretorius und flüsterte: „Wo ist Justice?“
Doch Daisy bekam es mit.
„Wo er immer ist“, antwortete Pretorius bedrückt. „In seinem Labor.“
„Aber es ist Weihnachten“, entgegnete Jett traurig. „Selbst du bist hier oben.“
Pretorius zuckte mit den Schultern und zupfte die Schleife eines Geschenks zurecht, das zusammen mit vielen anderen unter dem Weihnachtsbaum lag. „Vielleicht hat er es vergessen. Weihnachten war nie ein besonderes Fest für uns.“
„Vielleicht sollte ihm jemand Bescheid geben, dass wir auf ihn warten“, schlug Jett vor, holte ihre Fernbedienung aus der Tasche und drückte einen Knopf.
Daisy stieß einen tiefen Seufzer aus. Ihre Geduld war am Ende. Sie hatte gehofft, dass Cords Anruf Justice wachrütteln würde. Irgendwie hatte sie gedacht, dass er zur Besinnung kommen würde, wenn er begriff, dass er dabei war, Daisy zu verlieren. Sie hätte es besser wissen müssen. Justice war sich immer bewusst, was er tat.
Sie hatte ihn falsch eingeschätzt. Es war ein Fehler gewesen, daran zu glauben, dass er doch fähig war, sie zu lieben.
„Gut“, sagte sie entschlossen und lächelte. „Es ist Zeit für die Bescherung.“
Justice wusste nicht, wie lange er nachts gearbeitet hatte. Bis drei oder vier Uhr vielleicht? Irgendwann wurde er von dem schrecklichen Geräusch geweckt, das ihm so bekannt war.
Piep! Piep!
Jett und ihre verfluchte …
Er schoss von seinem Stuhl hoch und sah sich verwirrt um. „Computer, Datum und Uhrzeit!“
„25. Dezember, elf Uhr und zwei Minuten“, erwiderte die Computerstimme.
Schimpfend glättete er sich das Haar. Allerdings bezweifelte er, dass es half. Bestimmt sah man ihm an, dass er die Nacht durchgearbeitet hatte.
Frustriert sah er den Roboter an. Justice hatte alles versucht. Wie ein Verrückter hatte er gearbeitet. Doch leider waren seine Bemühungen ohne Erfolg geblieben. Emo X-15 war nach wie vor nicht funktionsfähig – wie sein Vorgänger. Justice hatte versagt.
Seufzend setzte er sich wieder und verbarg das Gesicht in den Händen. Er war unglaublich müde und ausgelaugt. Zum ersten Mal im Leben war er vollends gescheitert. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte.
Daisy, Noelle, Aggie und Jett waren Teil seines Lebens geworden. Sie waren seine Familie. Jetzt hatte er alles verloren.
„Du scheinst müde zu sein“, hörte er auf einmal eine mechanische Stimme.
Justice erstarrte. Langsam sah er auf. X-15 war zum Leben erwacht. „Was hast du gesagt?“
„Du scheinst müde zu sein“, wiederholte X-15.
„Möchtest du eine Tasse Tee?“, fragte der zweite Roboter – den Justice
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