Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Anspannung des anstrengenden Tages war auf einmal wie fortgespült und machte unversehens einem heftigen Verlangen nach Leo Platz. Seit sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte, hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen. Inzwischen beschleunigte sich ihr Herzschlag, wenn sie nur an ihn dachte.
Sie trocknete sich ab, putzte sich die Zähne und schlüpfte in ihr Nachthemd. Es war aus hellbrauner Seide, tief ausgeschnitten und schmiegte sich eng an ihren Körper. Dann kehrte sie ins Schlafzimmer zurück, kuschelte sich unter die Bettdecke und schaltete das Licht aus. Als Leo nach einer halben Stunde immer noch nicht aufgetaucht war, stand sie wieder auf und öffnete die Balkontür.
Er war nicht mehr da.
Sie schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Wo mochte er nur sein? Warum kam er nicht endlich ins Bett? War es möglich, dass er sie bereits satthatte?
Ohne sich mit der Suche nach ihrem Bademantel aufzuhalten, verließ Abby das Schlafzimmer. Als sie Leos tiefe Stimme hörte, eilte sie durch den breiten Korridor. Sie fand ihn in einem Arbeitszimmer am anderen Ende des Flurs. Er saß am Schreibtisch. Bleich, angespannt und an jedem Ohr ein Handy.
Bei ihr schrillten sämtliche Alarmglocken. Es musste etwas Furchtbares passiert sein. Atemlos blieb sie im Türrahmen stehen.
Sein Blick begegnete ihrem, dann glitt er über ihren Körper. Die Bewunderung und das Verlangen, die sie darin zu erkennen glaubte, verschwanden nach einigen Sekunden wie ausgeschaltet. Abby fröstelte unwillkürlich. Leo schloss kurz die Augen.
„Einen Moment“, sagte er zu seinen Gesprächspartnern am anderen Ende der beiden Leitungen.
Er schüttelte den Kopf und sah sie ernst an. „Es tut mir leid. Auf Golden Spurs ist ein verheerendes Buschfeuer ausgebrochen. Ich bin dafür verantwortlich, weil ich ein kontrolliertes Feuer zur Vorbeugung von Flächenbränden genehmigt habe. Es hat sich oft als günstig erwiesen, einem Buschbrand durch kontrolliertes Abrennen gefährdeter Flächen die Nahrung zu nehmen. Das wirkt dann wie eine Schneise. Dieses Mal sind die Flammen jedoch über eine Straße gesprungen und außer Kontrolle geraten. Wir hatten viel zu lange keinen Regen. Das Gras ist trocken, und es herrscht starker Wind. Ich hätte die Sache persönlich überwachen müssen, aber das habe ich nicht getan.“
Nein, natürlich nicht, dachte Abby. Du warst auf einer Hochzeit. Auf deiner Hochzeit.
„Ich muss mich darum kümmern“, fuhr er fort. „Geh wieder ins Bett. Ich übernachte hier auf der Couch. Die Telefone klingeln garantiert die ganze Nacht hindurch, und es ist ja nicht nötig, dass du auch um den Schlaf gebracht wirst.“
„Das macht mir nichts aus.“
„Wir werden sehen, vielleicht komme ich später.“
Bei diesen Worten wandte er den Blick von ihr ab und setzte seine Telefonate fort. Abby fühlte sich einsam und zurückgewiesen und lag fast die ganze Nacht wach. Unruhig warf sie sich hin und her, und wenn sie doch einmal einnickte, hatte sie wirre Träume. Träume, in denen Connor wie ein dunkler Geist immer wieder den gleichen Satz wiederholte.
Hast du es ihr schon gesagt?
Sobald sie aufwachte, kam sie sich dumm und albern vor, denn sie dachte in letzter Zeit an nichts anderes als an Leo. Außerdem verletzte es sie, dass er die Nacht nicht mit ihr verbringen wollte. Ihre Hochzeitsnacht. Noch vor drei Wochen war sie es gewesen, die ihn zurückwies und sich sicher war, ihn niemals im Leben wiedersehen zu wollen, und nun lag sie in diesem riesigen Bett und verzehrte sich nach ihm. Es war zum Lachen. Oder zum Weinen. Abby war sich in dieser Frage nicht ganz schlüssig.
Gegen fünf Uhr morgens stand sie auf und schlich auf Zehenspitzen durch den Korridor, um nach Leo zu sehen. Er lag auf der großen Ledercouch im hell erleuchteten Arbeitszimmer und schlief. Selbst schlafend wirkte er angespannt und erschöpft. Sie beschloss, ihn nicht zu wecken, damit er zu ihr ins Bett kam, breitete eine Decke über ihm aus und löschte die Lichter. Dann kehrte sie ins Schlafzimmer zurück, kroch unter die Zudecke und fiel endlich in tiefen traumlosen Schlaf.
Einige Stunden später erwachte sie vom Kaffeeduft, der ihr in die Nase stieg. Sie kämmte sich das Haar, legte ein wenig Make-up auf und schlüpfte in weiße Shorts, ein T-Shirt und Sandalen. Sie traf Leo in der Küche an. Er telefonierte bereits wieder. Allerdings nur mit einem Telefon. Und er beendete dieses Mal das Gespräch sofort, nachdem er sie
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