Collection Baccara Band 335 (German Edition)
würden, falls der Wind drehte. Leo war ihrer Meinung und brachte ruhig und besonnen seine Argumente vor. Die Feuerwehrmänner weigerten sich zuzuhören und fuhren nach und nach in den Löschzügen davon, um die Brände zu legen.
Leo zückte sein Handy. „Shanghai! Die Feuerwehr wird Weide sieben in Brand setzten. Wir haben mehrere Jagdhütten dort, und wenn der Wind dreht …“
Leo rannte los und rief nach Kinky. Als die beiden Männer in einen Geländewagen stiegen, lief Abby zu ihnen. „Leo, bitte sei vorsichtig.“
Sie wollte in diesem Moment nur eines, dass er aus diesem Wagen kam, sie in die Arme nahm und sie küsste, und sie hatte das dringende Bedürfnis, ihm etwas zu sagen, obwohl ihr nicht so recht klar war, was. Der versteinerte Ausdruck auf seinem Gesicht hinderte sie jedoch daran. Als Kinky den Wagen anließ und der Motor laut dröhnend auf Touren lief, ließ sie die Hand sinken, trat einen Schritt zurück und konnte dem schwarzen Gefährt, in dem ihr Ehemann saß, nur noch nachblicken, bis er im ständig dichter werdenden Qualm verschwand.
Was, wenn er nicht zurückkehrte?
Furcht umklammerte mit eisiger Klaue ihr Herz. Leo würde sie verlassen, auf die eine oder andere Weise. Genau wie Becky. Genau wie ihre Eltern. Jeder Mensch, der ihr etwas bedeutete, verließ sie irgendwann.
Sie hob das Kinn und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Nichts hatte sich geändert. Sie war allein und würde es bleiben. Außerdem hatte sie in dieser Situation keine Wahl, als sich zusammenzureißen. Weder die Heirat mit Leo noch ihre immer stärker zutage tretenden Gefühle für ihn durften sie zu romantischen Illusionen verleiten. Sie konnte es sich nicht erlauben, auf das Unmögliche zu hoffen. Zu allem Überfluss befand sie sich im Zentrum einer schrecklichen Katastrophe. Da hieß es, kühlen Kopf zu bewahren.
In der großen Küche im Souterrain des Wohnhauses traf sie auf Syrai Moore, die sie auf dem Hochzeitsempfang kurz kennengelernt hatte. Syrai, Lizzy und Joanne waren damit beschäftigt, zu kochen und abzuwaschen. In einer Ecke kauerte Vanilla, Shanghais und Mias Tochter, auf dem Boden und baute eine Mauer aus Bauklötzen. Im angrenzenden Speisesaal für Angestellte saßen Feuerwehrmänner und Cowboys, um sich zwischen zwei Einsätzen mit etwas Essbarem zu stärken. Ausgehungert widmeten sie sich Kartoffelbrei, Bohnen und Rinderbraten. Dabei versuchten sie, durch betont fröhliches Lachen und laut vorgebrachte Witze und Anekdoten ihre Ängste und Sorgen zu überspielen.
Syrai erzählte ihr, wie sie sofort nach Hause gefahren waren, als sie von dem Feuer erfuhren, und berichtete besorgt, was Abby bereits wusste. Mia, Shanghai und Cole befanden sich da draußen, um den traditionsreichen Stammsitz der Familie Knight vor den Flammen zu retten.
Abby nahm eine Schürze vom Haken bei der Spüle. „Was kann ich tun?“
„Setz noch einen Topf Kartoffeln auf“, antwortete Joanne. „Wir haben hier heute sehr viele hungrige und erschöpfte Männer.“
Um sechs Uhr war der Rauch im Souterrain bereits so dicht, dass Abbys Augen brannten und ihr permanent die Nase lief. Als die Nachricht sie erreichte, dass die Situation in Black Oaks sich gefährlich zuspitzte, nahm sie ihr Telefon zur Hand und wählte Leos Nummer, doch er antwortete nicht.
Wie der Nachrichtensprecher auf dem großen Fernseher im Speiseraum berichtete, waren derzeit schon mehr als zwölftausend Hektar Land den Flammen anheimgefallen. Außerdem war zu befürchten, dass der Wind in Kürze drehte. In der Nähe von Black Oaks beklagte man bereits zwei Todesopfer, deren Identität aber erst preisgegeben werden konnte, wenn die Angehörigen benachrichtigt worden waren.
Abbys Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Panik durchzuckte sie. Mit zitternden Fingern wählte sie Leos Nummer. Wieder keine Antwort. Auf dem Bildschirm sah man, wie eine Jagdhütte in Flammen aufging, dann das Haus der Familie Knight, das lichterloh brannte. Abby konnte nicht mehr atmen.
In diesem Moment wankte Kinky in die Küche. Syrai lief zu ihm und schloss ihn aufschluchzend in die Arme. Sein Gesicht und seine Kleidung waren schwarz vor Ruß, seine Augen rot und seine Stimme nur noch ein heiseres Krächzen.
„Wo ist Leo?“, fragte Abby flüsternd.
Er schüttelte den Kopf. „Wir evakuieren das Wohnhaus und die Nebengebäude. Jeder packt jetzt seine Sachen und dann nichts wie raus hier. Wir haben höchstens dreißig Minuten.“
„Was ist mit Leo?“
„Hast
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