Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Mal völlig.
„Electra war am College meine beste Freundin“, fuhr sie ungerührt fort. „Sie war unglaublich abenteuerlustig und sehr unabhängig. Wir hatten damals viel Spaß zusammen. Sie war nicht für die Ehe geschaffen und meinte immer, dass sie niemals sesshaft werden wollte. Das Leben böte zu viele andere Möglichkeiten. ‚Warum soll ich irgendwo auf dem Land versauern, noch dazu mit nur einem einzigen Mann?‘, pflegte sie zu sagen. Ich habe sie mit auf die Ranch genommen, und Caesar hat sich auf den ersten Blick unsterblich in sie verliebt. Ich liebte seinen älteren Bruder Jack, der leider kurz darauf viel zu jung von uns gegangen ist.“
„Das tut mir leid.“
„Danke.“ Ein Schatten legte sich auf Joannes Gesicht. „Aber es ist wirklich sehr lange her. Ich kannte die Familie Kemble schon von Kindheit an. Nachdem Jack gestorben war und Electra fortging, heirateten Caesar und ich. Nach seinem Tod geriet ich durch Zufall in den Besitz von Electras Tagebuch. Ich entdeckte, dass sie Zwillingstöchter von Caesar bekommen hatte und das geheim hielt. Lizzy bestand darauf, sie zu suchen. Wir baten Leo, sich darum zu kümmern, und er wiederum engagierte Connor.“ Ihr Blick glitt zwischen ihr und Connor hin und her. „Wie weit sind Sie denn in dieser Sache bis jetzt gekommen?“
„Eine Zeit lang haben wir ganz gute Fortschritte gemacht“, antwortete Connor ausweichend. „Aber vor Kurzem sind wir auf einige Schwierigkeiten gestoßen.“ Sein Blick suchte unwillkürlich Leos, der es vermied, ihn anzusehen. „Wir hoffen jedoch, dass wir bald Neuigkeiten für Sie haben werden.“
„Wie alt wären diese Zwillingsschwestern denn heute?“, fragte Abby neugierig.
„Ungefähr sechsundzwanzig“, antwortete Connor widerstrebend.
„So alt wie ich. Und diese Frauen haben keine Ahnung, dass sie zur Familie Kemble gehören?“
„Nein“, ließ sich Joanne vernehmen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nicht wissen. Es wäre vermutlich ein großer Schock für sie, wenn sie davon erfahren würden.“ Bei diesen Worten drehte sie sich um und entfernte sich mit eiligen Schritten.
Connor leerte sein Champagnerglas mit einem Schluck. „Es ist schon spät. Ich muss jetzt aufbrechen.“ Er ging, ohne seinen Bruder noch eines Blickes zu würdigen.
Sein abrupter Abschied und auch Joannes merkwürdiges Verhalten beunruhigten Abby.
„Ist dein Bruder glücklich über unsere Hochzeit?“, fragte sie Leo, als sie mit ihm allein war.
„Natürlich. Warum fragst du?“
„Ich weiß nicht. Er wirkte besorgt. Und Joanne kann mich, glaube ich, nicht leiden.“
„Da irrst du dich. Und was Connor anbelangt, er war schon von jeher etwas launisch. Ich muss es wissen, denn ich habe ihn erzogen. Bestimmt hat es mit seiner Arbeit zu tun. Er nimmt seinen Job ziemlich ernst.“
Abby hatte das Gefühl, dass Leo mehr darüber wusste, als er zugeben wollte. „Wie du gesagt hast, du kennst ihn gut. Ich nicht. Und was immer es sein mag, immerhin ist er hier gewesen. Ganz im Gegensatz zu …“
„Dein Vater wäre auch gekommen, wenn er gekonnt hätte.“
„Dir fällt es leicht, ihm seine Ausrede zu glauben, aber ich kenne ihn besser als du, nicht wahr?“
„Das stimmt.“
Abby beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Dies war keine richtige Hochzeit. Was machte es also aus, wenn Connor oder Joanne sich seltsam benahmen oder ihr Vater nicht auftauchte?
„Es tut mir leid“, sagte Leo, der so müde und angespannt aussah, wie sie sich fühlte.
Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich.
Abby erwiderte den Druck seiner Finger und zuckte mit den Schultern. Als ob sie sich abgesprochen hätten, widmeten sie sich die restliche Zeit ihren Gästen, um zu plaudern und weitere Glückwünsche entgegenzunehmen.
Als der Empfang vorbei war, liefen sie und Leo Hand in Hand durch die Menge und durch eine Unzahl von Seifenblasen, die ihre Gäste produzierten. Abby fand das umwelttechnisch sehr viel verträglicher, als Reis oder Konfetti zu werfen.
Sie stiegen in eine Stretchlimousine, die schon auf sie wartete, und fuhren in Richtung Stadtzentrum. Als der Fahrer an der Ausfahrt, die zu Leos Loft führte, vorbeifuhr, zupfte Abby ihren frisch angetrauten Ehemann sachte am Ärmel.
„Wir fahren zum Flughafen“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. „Ein Flitterwochenende. Tut mir leid, dass ich nicht länger weg kann. Hat Miriam dir gesagt, was du einpacken sollst?“
„Ja. Sie meinte, ich könnte mich
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