Collection Baccara Band 335 (German Edition)
erblickte.
„Hast du gut geschlafen?“
Sie nickte. „Und du?“
„Na ja, es war keine besonders ruhige Nacht, aber ich hatte schon schlimmere.“ Sein mattes Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Ich mache uns Frühstück.“
„Was ist mit dem Feuer?“
„Es sieht ziemlich ernst aus. Ich fürchte, wir müssen so schnell wie möglich zurückfliegen. Über viertausend Hektar sind bereits verbrannt, und wir haben einige Gebäude verloren. Das Feuer breitet sich immer weiter aus. Wir versuchen, es mit Feuerschneisen einzudämmen, indem wir das Gras an den Straßenrändern mähen oder mit Wasser besprengen. Außerdem muss das Vieh aus den gefährdeten Gebieten getrieben werden.“ Er hielt inne und blickte sie eindringlich an. „Es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht um dich kümmern kann. Gerade habe ich erfahren, dass die Löschhubschrauber erst starten können, wenn der Wind nachlässt. Im Moment kann der Brand also nur vom Boden aus bekämpft werden. Übrigens, mein Pilot ist startbereit.“
„Ich bin in einer Viertelstunde fertig.“
„Nein. Wir frühstücken vorher. Ich bin nach dieser Nacht müde und hungrig. Und was uns in Golden Spurs erwartet, wird kein Spaziergang.“
Wie Abby bereits erfahren hatte, war Leo ein exzellenter Koch. Nach wenigen Minuten saßen sie am Küchentisch vor frisch gepresstem Orangensaft, Kaffee, Spiegeleiern mit Speck und geröstetem Brot. Und obwohl sich nach ihrer Abreise eine Reinigungskraft um das Haus kümmern würde, hinterließ er die Küche in absolut sauberem Zustand. Eilig packten sie, und er verlud das Gepäck im Strandbuggy.
„Es tut mir unendlich leid, dass wir keine richtige Hochzeitsnacht hatten“, sagte er, nachdem das Flugzeug gestartet war.
Stumm drückte Abby seine Hand und warf einen letzten sehnsüchtigen Blick von oben auf die Insel mit dem langen Sandstrand.
Etwa fünfzig Meilen südlich der Hauptgebäude von Golden Spurs kündeten dicke Rauchschwaden, die den Himmel verdunkelten, von der Gewalt des Feuers. Als sie näher kamen und der Pilot zum Tiefflug ansetzte, konnten sie zahlreiche Cowboys auf Pferden ausmachen, die eine große Rinderherde trieben. Leo ging nach vorne ins Cockpit und wies den Piloten an, die Ranchgebäude und das angrenzende Gelände möglichst tief zu überfliegen. Dann schoss er unablässig Fotos von oben, machte sich Notizen oder konferierte übers Handy mit Kinky Moore, dem Vormann der Ranch.
Als sie endlich auf der Landebahn weit hinter dem großen Wohnhaus mit dem aus rotem Klinker gemauerten Schornstein der Familie Kemble landeten, war die Luft mit beißendem Rauch erfüllt. Die das Haus umgebenden Bäume bewegten sich im stürmischen Wind. Kinky kam auf sie zugelaufen und berichtete atemlos, dass die Gebäude wegen der Windrichtung im Moment nicht bedroht seien.
„Wir müssen eins der Jagdhäuser mit Wasser besprengen und eine Herde südlich von Black Oaks wegtreiben. Mia, Cole und Shanghai sind dort und versuchen, den Stammsitz der Familie Knight zu retten“, fuhr Kinky fort.
Leo warf einen Blick auf den vom Rauch verdunkelten Himmel und wandte sich an sie. „Ich hätte dich nicht hierherbringen dürfen. Das Feuer ist größer und viel näher, als ich dachte.“
„Es war keine Zeit, um mich irgendwo abzusetzen“, erwiderte sie. „Mach dir keine Sorgen um mich.“
„Bitte geh ins Haus und bleib dort, bis ich zurückkomme. Und achte darauf, dass der Akku deines Telefons geladen ist.“ Leo wandte sich um und folgte dem Vormann.
„Ich werde dich begleiten“, sagte Abby.
„Nein.“
Wenn seine Miene nicht so finster gewesen wäre, hätte sie sich möglicherweise auf eine Diskussion eingelassen. So aber schwieg sie und blickte sich um. Die Lage war chaotisch. Überall standen Löschzüge, Krankenwagen und Bulldozer herum. Erschöpfte Feuerwehrmänner in schmutzigen Uniformen hasteten umher, brüllten Kommandos in Funkgeräte und Handys oder schnauzten rußverschmierte Cowboys in verschwitzten Hemden an. Über die beste Art, das Feuer zu bekämpfen, war zwischen beiden Parteien offenbar ein heftiger Streit ausgebrochen.
Als die Cowboys Leo erblickten, winkten sie hektisch und riefen nach ihm. Er lief zu ihnen, um sich in die Auseinandersetzung einzuschalten.
Die Feuerwehr wollte einige kontrollierte Brände entfachen, um Feuerschneisen zu bilden, die Cowboys waren dagegen der Überzeugung, dass sie dadurch wertvolle Herden, Gebäude und vielleicht sogar das große Wohnhaus verlieren
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