Collection Baccara Band 335 (German Edition)
du bist, und ich im Fernsehen die beiden Leichensäcke sah, da habe ich einige Gebete gesprochen.“
„Die Opfer waren illegale Einwanderer, die sich unglücklicherweise in einer der abgebrannten Jagdhütten versteckt hatten.“
„Die armen Kerle.“ Connor schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Du könntest mich ein bisschen unterstützen. Frag Abby nach ihrer Schwester. Vielleicht kommst du an Informationen, die mir bei der Suche weiterhelfen.“
„In Ordnung“, sagte Leo widerwillig. Er hatte nicht das geringste Verlangen danach, Abby über ihre Zwillingsschwester auszufragen. Schon bei dem Gedanken daran fühlte er sich schuldig.
„Und sag ihr die Wahrheit. Bei der ersten Gelegenheit.“
„Du bist zwar mein einziger Bruder, aber manchmal gehst du mir unsäglich auf die Nerven.“
Connor lachte. „Wozu sonst hat man Brüder?“
Leo stieß einen Knurrlaut aus und unterbrach die Verbindung.
Abby die Wahrheit sagen? Wie sollte er das anstellen, ohne zu riskieren, dass er sie verlor?
8. KAPITEL
Abby drückte die Nase an das Fenster des Jets und betrachtete den strahlend blauen, wolkenlosen Himmel. Sie näherten sich San Antonio, die Felder unter ihnen sahen verdorrt und braun aus. Es hatte viel zu wenig geregnet.
Leo studierte konzentriert ein Wirtschaftsbuch der Ranch, das Kinky ihm mitgegeben hatte, und war sehr schweigsam.
Sie waren jetzt seit zwei Tagen verheiratet. Ihr Ehemann hatte sie seitdem kaum berührt, und sie hatten fast keine Zeit füreinander gehabt, trotzdem kam Abby sich auf seltsame Weise verbunden mit ihm vor.
Während sie sich lächelnd an Lizzy und die Sporen erinnerte, kamen ihr unwillkürlich Caesars vermisste Zwillingstöchter in den Sinn. Sie wusste, dass Leo äußerst pflichtbewusst war und dass er sich für das Feuer verantwortlich fühlte, dennoch war seine Reaktion, als Lizzy ihn nach den Zwillingen gefragt hatte, überraschend ausweichend und ziemlich brüsk gewesen. Hatte er Schuldgefühle, weil er sie noch nicht gefunden hatte, so, wie sie sich schuldig fühlte, weil Becky verschwunden war?
„Ich hoffe, du machst dir nicht allzu viele Gedanken, weil du Lizzys Schwestern nicht ausfindig gemacht hast“, sagte sie leise.
Er blickte widerwillig auf. „Eigentlich ist Connor dafür verantwortlich, sie zu suchen. Wenn jemand sich Gedanken machen sollte, dann er.“ Geräuschvoll blätterte er eine Seite des großen Buches um und konzentrierte sich wieder auf Zahlenkolonnen, Auflistungen und Berechnungen.
„Was ist mit ihnen passiert? Warum ist es so schwer, sie zu finden?“
Ungehalten stieß er die Luft aus. Ihr war klar, dass er am liebsten seine Ruhe hätte, aber es war seine Idee gewesen, dass sie heirateten, jetzt musste er lernen, dass Gespräche nun einmal zu einer Ehe dazugehörten.
„Das ist so zu erklären“, begann er schließlich und klappte das Wirtschaftsbuch zu. „Electra war ebenso berühmt wie Caesar. Sie wollte seine Ehe nicht gefährden, also war sie sehr diskret, als sie ihre Töchter zur Adoption freigab. Wir wissen nicht genau, ob falsche Dokumente im Spiel waren. Auf jeden Fall war es schwierig und zeitraubend, die Akten zu finden.“
„Aber ihr habt sie?“
Er nickte zögernd. „Auch die Adoptiveltern sind oft sehr auf Anonymität bedacht. Viele wollen ihren Kindern am liebsten verschweigen, dass sie adoptiert wurden. Da die Mädchen jetzt Mitte zwanzig sein müssen, ist es gut möglich, dass sie mehrfach umgezogen sind. Sie können überall sein.“
„Ist Connor gut darin, vermisste Personen aufzuspüren?“
„Ich glaube schon.“
„Wie du weißt, habe ich auch eine Zwillingsschwester, die verschwunden ist. Hältst du es für eine gute Idee, wenn ich mal mit ihm darüber spreche? Wir haben sie verloren, als sie acht Jahre alt war. Sie fehlt mir immer noch, und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.“
„Das ist furchtbar.“
„Ich bin ebenfalls ein Zwilling. Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall?“
In Leos Gesicht zuckte ein Muskel. „Allerdings.“
„Meine Schwester heißt Becky“, fuhr Abby fort. „Ich frage mich ständig, wo sie wohl ist und wie es ihr geht. Ob sie überhaupt noch am Leben ist …“
„Das tut mir so leid“, sagte er tonlos und nahm ihre Hand.
„Es ist ein seltsamer Zufall. Ich bin im selben Alter wie Lizzys vermisste Schwestern, und ich habe einen Zwilling, von dem niemand weiß, wo er ist“, sagte sie nachdenklich.
„Ja, das ist wirklich seltsam“, antwortete Leo gedehnt.
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