Collection Baccara Band 335 (German Edition)
dachte Leo erleichtert. Vielleicht würde auch er demnächst einschlafen können.
Schon ihr Nachthemd – das dünne Teil ließ wirklich keine Fragen offen – hatte ihm deutlich gemacht, dass sie ihn wollte. Ihm war klar, wie sehr es sie verletzt haben musste, dass er ihr so kühl den Rücken zugewandt hatte. Und nun lag er von heftigen Schuldgefühlen gequält da und grübelte.
Im Schlaf schmiegte Abby sich an ihn, und er konnte die Wärme ihres Körpers spüren und ihren betörenden Duft riechen. Er gab den Widerstand auf, drehte sich um und betrachtete sie.
Mondlicht drang zu den unverhängten Fenstern herein und verlieh ihrem honigblonden Haar einen silbrigen Schimmer. Sein Herzschlag beschleunigte sich bei dem Anblick.
Er wollte mit den Fingern durch diese glänzende Fülle streichen, wollte Abbys zarten Hals und die leicht geöffneten Lippen mit Küssen bedecken. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass es schmerzte. Das war in der vergangenen Nacht nicht anders gewesen, aber auch da war ihm bewusst gewesen, dass er nicht würde aufhören können, sobald er nur ihre Hand hielte.
Sein Betrug und der Sex nach dem Abend in der Bar hatten zu einem völlig falschen Start für sie beide geführt. Er war an einem Punkt angelangt, an dem eigentlich nur Ehrlichkeit weiterhelfen konnte, fürchtete jedoch, Abby war noch nicht bereit für die brutale Wahrheit. Er hatte von Anfang an gewusst, wer sie tatsächlich war, und hatte es ihr verschwiegen.
Wieder erinnerte er sich an die Angst in ihrem Blick, als sie neben Kinkys Geländewagen gestanden hatte, und an ihre grenzenlose Freude, als er einigermaßen unversehrt von Black Oaks zurückgekehrt war. Niemand war in der Lage, solche Emotionen vorzutäuschen. Es war offensichtlich, dass Abby ihm inzwischen Gefühle entgegenbrachte, die sie eigentlich nicht beabsichtigt hatte. Ihm selbst erging es nicht anders. Als er auf Black Oaks um sein Leben kämpfte, hatte ihn nur ein einziger Wunsch aufrecht gehalten. Er wollte zu Abby zurückkehren und ihr Ehemann, Freund und Liebhaber sein und der Vater ihres Kindes.
Wenn er ihr zu diesem Zeitpunkt die Wahrheit gestand, lief er Gefahr, dass sie ihn verließ und ihm damit das Herz brach. Schon der Gedanke daran war nicht auszuhalten. Er musste sie für sich gewinnen, und zwar für immer. Er wusste, sollte er sie verlieren, wäre das ein unerträglicher Schmerz. Als Ransom ihm seine Zuneigung und seine Unterstützung entzog und er Nancy und Julie verlor, stürzte er in ein tiefes schwarzes Loch. Ein Loch, aus dem er sich nur mithilfe seines Ehrgeizes und seiner Willenskraft befreien konnte. Niemals wieder wollte er eine solche persönliche Katastrophe durchleben müssen.
Es blieb ihm nur eine Möglichkeit: Er musste alles daransetzen, ihr Freund zu werden, ihr Seelenverwandter, dem sie bedingungslos vertraute, dann konnte er ihr irgendwann seine Lüge beichten, in der Hoffnung, dass Abby ihm verzieh.
Mit diesem Gedanken gelang es Leo, endlich einzuschlafen.
Als Abby am anderen Morgen erwachte, aufstand und die Küche betrat, stellte sie fest, dass Leo bereits geduscht hatte und vollständig angekleidet war. Außerdem hatte er Frühstück gemacht, nach den Pferden gesehen und mit dem Pferdepfleger gesprochen.
Er trug eine schwarze Hose und ein weißes Hemd mit Krawatte. Sein dunkles Jackett hing über einem Küchenstuhl, und seine Aktentasche stand neben der Tür bereit.
„Du bist schnell und effektiv. In deiner Nähe muss man sich um gar nichts mehr kümmern“, bemerkte sie, als sie sich zu ihm auf die hintere Veranda setzte. „Das muss ich dir lassen.“
Der Tisch war gedeckt, es gab Kaffee, Orangensaft, Rührei mit Schinken und Toast. Durch die Kronen der Eichen und Pinien schimmerte sanftes Sonnenlicht auf sie herab. In den Zweigen zwitscherten die Vögel.
„Man tut, was man kann. Vielleicht entschließt du dich ja, mich zu behalten“, erwiderte er, während er seine Serviette auseinanderfaltete.
„Wir werden sehen“, sagte Abby und lächelte. Seine Miene war angespannt und verschlossen. Sie selbst hatte sehr lange gebraucht, um einzuschlafen. Womöglich war er genauso müde wie sie.
Sie nahmen ihr Frühstück schweigend zu sich. Als sie fertig waren, stapelte Leo die Teller aufeinander und brachte sie in die Küche. Er war ganz offensichtlich in Eile, dennoch spülte er das Geschirr vor und stellte es in die Spülmaschine.
„Ich bin ungefähr um sieben wieder zurück. Wie sieht dein Tag aus?“
„Vermutlich
Weitere Kostenlose Bücher