Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Ermittlungsberichte von Connor über die vermissten Zwillinge. Ein Laborbericht zu einem DNA-Test, in dem von einer Flasche Bier die Rede war.
Entsetzt schrie sie auf. Ihre Hände zitterten, und sie bekam keine Luft mehr.
Connor hatte in ganz Texas und Mexiko nach Becky gesucht, aber das wusste sie ja bereits, denn sie hatte ihn selbst engagiert. Was sie nicht gewusst hatte, war, dass es sich bei Becky und ihr um die vermissten Kemble-Zwillinge handelte.
Connor und Leo hatten wahrscheinlich herzlich gelacht, als sie ihn mit der Suche nach ihrer Schwester beauftragte, damit hatte sie ihnen praktischerweise alle Informationen auf dem Silbertablett geliefert.
„Abby …“
Beim Klang von Leos Stimme direkt hinter ihr wurde ihr die Kehle eng. Unendliche Traurigkeit bemächtigte sich ihrer, und sie verbarg das Gesicht in den Händen.
„Liebling, ich kann das erklären.“
Liebling, dachte sie verächtlich. Was für ein talentierter Lügner er doch ist. In ihre Traurigkeit mischte sich heißer, unverfälschter Zorn.
„Das ist nicht nötig. Ich denke, ich verstehe das sehr gut. Lass mich einfach in Ruhe.“ Sie stand auf und wollte zur Tür gehen, aber ihre Knie waren weich wie Gummi, und sie musste sich am Tisch abstützen. Der Schock saß zu tief. Leo nahm sie beim Arm und führte sie zur Couch. Sie brachte nicht die nötige Kraft auf, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.
„Ich wollte dir heute Abend alles erzählen“, sagte er.
„Na sicher doch.“
„Connor liegt mir schon die ganze Zeit damit in den Ohren, dass ich es dir sagen soll.“
„Und warum hast du es dann nicht getan?“
„Weil ich nicht wusste, wie.“
„Seit wann weißt du es?“
„Abby …“
Sie biss die Zähne zusammen. „Seit wann?“
„Seit einigen Wochen vor der Nacht in der Bar.“ Seine Stimme klang hohl.
Abby schloss die Augen und fasste sich an die Kehle.
„Ich war mir nicht ganz sicher“, fügte er hinzu.
„Warum hast du es mir damals nicht gesagt?“
„Ich wollte mich erst vergewissern. Dafür brauchte ich deine DNA.“
„Ach ja, richtig. Die Bierflasche. Warum hast du nicht einfach deinen Job gemacht? Wieso musstest du auch noch mit mir schlafen?“
„Du bist nicht fair. Du wolltest es ebenso wie ich. Du warst diejenige, die sich auf meinem Esstisch entblättert hat.“
„Hör auf! Und wage es nicht, in diesem Zusammenhang das Wort ‚fair‘ in den Mund zu nehmen. Du hast mich die ganze Zeit belogen. Unser gemeinsames Leben ist eine billige Lüge. Du liebst mich nicht. Du warst einzig und allein daran interessiert, eine Kemble zu heiraten.“
„Das ist nicht wahr. Ich liebe dich wirklich“, beteuerte er.
„Weißt du was? Ich glaube dir nicht. Ich hatte von Anfang an recht. Du bist nichts weiter als ein kalter, berechnender und skrupelloser Manager.“
„Abby, ich liebe …“
„Halt den Mund! Du wolltest mehr sein als ein Angestellter von Golden Spurs, denn das hat dir nicht mehr genügt. Du wolltest zur Familie gehören, und ich war deine Eintrittskarte. Nur aus diesem Grund hast du mich geheiratet.“
„Nein.“
„Mag sein, dass wir ein gemeinsames Kind haben, aber unsere Ehe ist hiermit beendet. Ich will, dass du heute Abend deine Sachen packst und aus meinem Leben verschwindest. Morgen früh lasse ich die Schlösser auswechseln.“
„Abby, du bist wütend und aufgeregt. Du weißt nicht, was du sagst. Ich fahre dich nach Hause.“
„Ich bin wütend und aufgeregt? Das ist ja wohl kein Wunder. Trotzdem weiß ich genau, was ich sage. Und es ist mein bitterer Ernst. Ich rufe Kel an. Sie wird mich zur Ranch bringen. Und, Leo, wenn du klug bist, erzählst du den Kembles kein Wort davon. Sie sind meine Familie, nicht deine. Ich werde ihnen sagen, wer ich bin, sobald ich mich besser fühle. Ich meine das nicht als Drohung, aber du solltest dich auf das Schlimmste gefasst machen, denn vermutlich gefällt dir meine Version der Geschichte überhaupt nicht.“
Am Weihnachtstag saß Abby auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer und nippte ab und zu an einem Glas Milch. Draußen war es trüb und kalt. Ein Wetter, das gut zu ihrer Stimmung passte. Am Tag zuvor war Leo bei ihr gewesen und wollte ihr seine Weihnachtsgeschenke übergeben. Da sie ihn nicht hereingelassen hatte, hatte er die Päckchen auf die hintere Veranda gelegt. Sie hatte ihn durch das Küchenfenster beobachtet. Noch immer sah sie sein trauriges Gesicht vor sich. Tief aufseufzend gestand sie sich ein, wie sehr sie sich nach ihm
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