Collection Baccara Band 335 (German Edition)
verdrängte er den Gedanken. Es war nicht seine Art, so vor sich hin zu träumen. Doch diese eine Fantasie reichte aus, ihn vollkommen durcheinanderzubringen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er so lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war.
Sie schien ihm anzumerken, wie aufgewühlt er war. „Justice? Alles in Ordnung?“
Er räusperte sich. „Entschuldigung. Seit ich ein Teenager war, ist mir das nicht mehr passiert. Ich erhalte gerade einen Überschuss an visueller Stimulanz. Damit kommt mein Nervensystem offenbar nicht zurecht. Wenn du mich etwas weniger stimulieren würdest, könnte mein Körper die richtige Menge Stickstoffmonoxid zu meinen corpora cavernosa leiten, sodass sich meine Muskeln entspannen.“ Du meine Güte! Er musste sich wie ein Dummschwätzer anhören.
Sie blinzelte. „Wie bitte?“
„Ich habe einen Ständer wegen dir.“
In diesem Moment kam die Kellnerin mit den Getränken an den Tisch. Sie wirkte plötzlich etwas zurückhaltend, und Justice hoffte, dass sie seinen letzten Satz nicht gehört hatte.
„Möchten Sie etwas zu essen bestellen?“, fragte Anita, ganz offensichtlich um Gelassenheit bemüht.
Justice sah nur einen Ausweg. „Nein danke. Die Rechnung, bitte.“
Anita reichte sie ihm und warf Daisy einen skeptischen Blick zu. Aus irgendeinem Grund wollte er sie in diesem Moment beschützen. Wahrscheinlich war das der angeborene Beschützerinstinkt, den jeder Mann besaß.
Daisy schien gar nicht mitzubekommen, wie die Kellnerin sie ansah. Wahrscheinlich war sie zu schockiert von dem, was er gesagt hatte.
Rasch zahlte er die Rechnung und schlug ein großzügiges Trinkgeld auf. Als er aufstand, war er froh, dass das Stickstoffmonoxid seine Arbeit getan hatte.
Daisy erhob sich ebenfalls von ihrem Stuhl und lächelte. „Ich nehme an, wir gehen?“
„Ja.“
Sie zuckte mit den Schultern. „In Ordnung.“ Sogleich griff sie nach ihrer Tasche und verließ mit Justice das Café. Ihm fiel auf, dass ihre Bluse den gleichen Farbton besaß wie der Himmel, an dem gerade ein wunderschöner Sonnenuntergang zu beobachten war.
Interessant. Vielleicht sollte er recherchieren, wie sich die Kleidungswahl von Frauen auf die Libido von Männern auswirkte. Er wusste nicht, wie er die Ergebnisse dieser Studie für seine Roboter nutzen konnte, aber es würde ihm bestimmt etwas einfallen. Bis dahin würde er erst einmal seine eigene Libido analysieren. Und das ging am besten, wenn Daisy nackt war.
Bevor sie das Café verließen, kam ein alter Mann auf sie zu. „Eine exzellente Rede, Mr St. John“, sagte er. „Vor allem ihre Theorie über die zukünftige Interaktion von Robotern und Menschen hat mich fasziniert.“
Justice blieb stehen und schüttelte ihm die Hand. „Danke. Wenn Sie uns entschuldigen würden, wir …“
„Er ist der Beste auf diesem Gebiet“, schaltete sich Daisy ein.
„Dem kann ich nur zustimmen, junge Frau“, sagte der Mann und wandte sich wieder Justice zu. „Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen eine Idee von mir vorstellen könnte.“
Justice wusste genau, was passierte, wenn er sich einverstanden erklärte. Es war immer das Gleiche mit den Ingenieuren. Sie redeten den ganzen Abend über ein und dasselbe Thema. Normalerweise tat er das gern. Allerdings nicht heute. Er hoffte darauf, dass er diese Nacht mit seiner zukünftigen Frau verbrachte – auch wenn die Versuchung groß war, sich einen ganzen Abend lang über sein Lieblingsthema Roboter zu unterhalten.
„In genau drei Minuten und zweiundvierzig Sekunden habe ich einen Termin“, sagte er. „Und ich brauche genau drei Minuten und dreiunddreißig Sekunden, um dorthin zu kommen. Bitte entschuldigen Sie mich.“
„Natürlich“, entgegnete der Mann enttäuscht und wich zur Seite.
Justice ergriff Daisys Hand und zog sie aus dem Café. Als sie es verlassen hatten, drehte sie sich zu ihm um, sah ihn an und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Was ist hier los?“
Hatte er etwa einen Schritt übersprungen? „Ich dachte, du hättest verstanden, worauf ich hinauswill. Oder gibt es ein Missverständnis?“
„So könnte man es sagen. Man könnte auch meinen, dass unsere Drähte nicht miteinander verkabelt sind.“ Sie verzog die Nase. „Auch wenn sich das fast nach Ingenieur-Slang anhört.“
Ingenieur-Slang? Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Wäre es dir lieber, wenn ich direkter bin?“
„Nein, du bist direkt genug. Ich dachte, du hättest mich auf einen Kaffee eingeladen.
Weitere Kostenlose Bücher