Collection Baccara Band 335 (German Edition)
nicht einen Kaffee mit mir trinken?“, fragte sie.
Als er sie eindringlich ansah, erkannte sie Begierde in seinen Augen. Sie spürte, wie ein Kribbeln ihren ganzen Körper durchfuhr. Auch damals hatte Justice diese Wirkung auf sie gehabt. Er hatte ihr nur einmal tief in die Augen sehen müssen, und schon war sie ihm ausgeliefert gewesen. Wenigstens das hatte sich nicht geändert.
„Ein Kaffee wäre ein guter Beginn“, meinte er.
Ein guter Beginn? „Und was ist mit dem Ende?“, fragte sie unverblümt.
„Ich denke, wir beide kennen die Antwort auf diese Frage.“
Er hatte recht. Sie würden zusammen im Bett landen – so wie das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten.
In der Hoffnung, dass sie nicht von anderen Teilnehmern des Symposiums gestört wurden, fragte Justice nach einem Tisch weiter hinten im Café. Von hier aus konnte man die Bucht von Biscayne und die Innenstadt von Miami überblicken. Draußen dämmerte es langsam. In den meisten Straßen leuchteten bereits die Laternen.
Nachdem sich Daisy ihm gegenübergesetzt hatte, musterte er sie einen Moment lang. Soweit er beurteilen konnte, war sie eine klassische Schönheit. Ihr blondes Haar war schulterlang. Als sie ihn aus ihren grünen Augen ansah, erkannte er Aufgeschlossenheit und Neugier darin. Das wunderte ihn, denn normalerweise waren Ingenieurinnen eher reserviert – wahrscheinlich waren sie durch die vielen Männer in ihrem Beruf eingeschüchtert.
Weiter ging die Begutachtung: Ihre Nase sah relativ normal aus. Sie war gerade und weder zu schmal noch zu breit. Ihre Wangenknochen waren recht hoch, was ihr eine gewisse Eleganz verlieh. Ihre Lippen gefielen ihm am besten. Sie passten ganz und gar nicht zu einer klassischen Schönheit, denn sie waren voll und sinnlich. Am liebsten wollte er sie küssen.
Er räusperte sich. „Möchten Sie mir nicht wenigstens einen Hinweis geben?“
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. Wusste sie überhaupt, was sie mit ihrem Lächeln anstellte? Das Bedürfnis, ihre Lippen zu kosten, wurde immer größer.
„Denken Sie nach“, antwortete sie. „Sie kommen darauf.“
„Ich bin mir nicht sicher.“ Als die Kellnerin die Karte brachte, warf er kurz einen Blick hinein und legte sie schnell zur Seite. Wie immer, wenn es um etwas Persönliches ging, kam der Wissenschaftler in ihm zum Vorschein. Das hatte er sich so angewöhnt, weil es sicherer war. „Vor sechs Monaten, drei Tagen und acht Stunden hatte ich einen Unfall. Seitdem habe ich Probleme, mich an Namen und Erlebnisse aus meiner Vergangenheit zu erinnern.“
Schockiert starrte sie ihn an. „Oh! Tut mir leid. Das wusste ich nicht.“
„Das ist kein Wunder, denn ich habe alles getan, damit es nicht an die Öffentlichkeit gelangt.“ Er zögerte. Vielleicht sollte er sich genauer ausdrücken. Manche Frauen schätzten das an einem Mann. „Der Unfall hat sich allerdings nicht negativ auf meine Intelligenz ausgewirkt – falls Sie sich Sorgen deswegen machen.“
Sie ergriff seine Hand und drückte sie. „Machen Sie sich nicht lächerlich. Das ist meine geringste Sorge.“
Sie schien nicht gerade kontaktscheu zu sein. Ungewöhnlich für eine Ingenieurin. Doch es gefiel ihm. „Ich muss mit meinen Narben leben.“
„Machen Sie sich nichts draus“, meinte sie. „Die machen Sie nur stärker.“
„Falls Sie die Narben stören, können wir auch im Dunkeln miteinander schlafen.“
Zu seiner Überraschung brach sie in lautes Gelächter aus. „Und ich dachte schon, du hast dich verändert. Zum Glück hast du deinen Sinn für Humor behalten.“
Dachte sie etwa, dass er Spaß machte? Er hatte es ernst gemeint. „Heißt das, du möchtest nicht mit mir schlafen?“ Vielleicht hätte er mit dieser Frage warten sollen. „Wir haben keine Eile. Uns bleiben noch einundsechzig Stunden und vierunddreißig Minuten.“
Erneut lachte sie und löste ein Kribbeln in seinem Bauch aus. Seit Jahren empfand er zum ersten Mal so etwas wie eine Emotion. Vielleicht war er ja doch kein hoffnungsloser Fall. Möglicherweise konnte Daisy ihn zu dem Menschen machen, der er einst gewesen war.
„Ich habe große Lust darauf, mit dir zu schlafen“, versicherte sie und fixierte ihn dabei mit hungrigem Blick. „Es ist so lange her, Justice. Ich wünschte, wir hätten uns schon vorher wiedergefunden.“
„Du hättest mich nicht gefunden. Pretorius hält uns gut versteckt.“
„Pretorius?“
„Mein Onkel. Er ist ein Computerexperte. Er hilft mir dabei, anonym zu
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