Collection Baccara Band 335 (German Edition)
bleiben.“
„Interessant.“ Fasziniert sah sie ihn an. „Ich wusste gar nicht, dass du einen Onkel hast. Das hast du jedenfalls nie erwähnt.“
So, wie sie das sagte, mussten sie sich recht nahegekommen sein. Dieser verflixte Unfall! Wie hatte Justice nur eine wunderschöne Frau wie sie vergessen können? „Woher kennen wir uns?“
Sie lächelte. „Weißt du was? Ich gebe dir einen Hinweis. Mein Aussehen hat sich sehr verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.“
Warum mussten Frauen das einem Mann antun? Normalerweise fiel Justice alles auf. Doch wenn eine Frau ihr Aussehen veränderte, entging ihm das meistens. „Zum Beispiel?“
„Mein Haar.“
„Ist es länger oder kürzer?“
Sie schüttelte den Kopf. „Heller. Damals war es viel dunkler. Ich habe wieder meine natürliche Haarfarbe.“
„Ich könnte mit dunklem Haar leben“, erwiderte er. Vor allem, wenn es bedeutete, dass Daisy seine Frau wurde.
Verwundert blickte sie ihn an. „Wirklich?“
Vielleicht war er jetzt doch zu schnell. Pretorius hatte ihn davor gewarnt, schon beim Kaffeetrinken gleich zur Sache zu kommen. Es könnte die Frau verschrecken. Wenn er sich nicht irrte, war Daisy an ihm interessiert. Er musste es jetzt nur etwas langsamer angehen lassen – dann würde alles klappen. Und wenn sie nicht gleich mit ihm ins Bett gehen wollte, würde er sich mit einem Kuss auf ihre heißen Lippen zufriedengeben.
„Haben wir uns auf einer anderen Konferenz getroffen?“, fragte er.
„Nein, nein. Ich bin keine …“
In diesem Moment kam die Kellnerin an den Tisch und strahlte sie an. „Guten Tag. Meine Name ist Anita. Ich bin heute Ihre Kellnerin.“
Darauf wäre Justice auch selbst gekommen.
„Möchten Sie einen Drink bestellen?“, erkundigte sich Anita.
„Nein danke“, lehnte Daisy ab. „Bitte bringen Sie mir einen Eistee mit Limone.“
Eistee mit Limone? Irgendwie kam ihm diese Kombination bekannt vor. Doch er konnte sich nicht daran erinnern. Seit seinem Unfall ging es ihm ständig so. Manchmal kamen die Erinnerungen wie aus dem Nichts. Er freute sich dann, dass er wieder ein Stück Vergangenheit zurückgewonnen hatte. Leider war es in diesem Fall nicht so. Obwohl er sich konzentrierte, kam er kein Stück weiter.
Wie immer akzeptierte er sein Dilemma mit Gleichmut. „Einen schwarzen Kaffee, bitte.“
„Ich bin sofort mit Ihren Getränken zurück und nehme Ihre Essensbestellung auf.“
Gleich nachdem Anita gegangen war, wandte sich Justice wieder Daisy zu. „Willst du mir nicht noch einen Tipp geben?“
Sie winkte ab. „Ich habe eine bessere Idee. Warum erzählst du mir nicht, was du in den letzten Jahren gemacht hast? Ich habe gehört, dass du dich mit Robotersensoren und Elektroantrieben beschäftigst.“
Auf diesem Gebiet kannte er sich aus. „Das stimmt.“
Sie lachte. „Keine falsche Bescheidenheit.“
„Warum sagst du das?“ Nie zuvor hatte er eine Frau getroffen, die so oft und so herzlich lachte. Am meisten wunderte ihn, dass es ihn nicht einmal störte. Vielmehr fand er es sehr erregend.
„Du bist ein Rätsel für mich, Justice. Du solltest versuchen, nicht immer so pragmatisch zu sein.“
Er zögerte. „Was ist falsch daran?“
„Gar nichts – solange man nicht vergisst zu fühlen.“
Fühlen? Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. In diesem Moment vermisste er seinen Problemator. Er brauchte etwas, mit dem er sich ablenken konnte. Daisy hatte ihn in eine missliche Lage gebracht.
Normalerweise liefen alle Unterhaltungen mit Ingenieuren auf die gleichen Themen hinaus. Doch diese Frau brachte alles durcheinander. Selbst ihr Name passte nicht in die Wissenschaftswelt. Trotzdem gefiel ihm ihre Art. Sie war erfrischend und zwanglos.
Aber das war nicht alles. Daisy weckte Gefühle in ihm, die er lange nicht mehr empfunden hatte. In diesem Moment interessierte ihn nicht, dass er im letzten Jahr keine Erfindung zustande gebracht hatte. Es war ihm auch egal, ob Daisy als Geliebte für ihn infrage kam. Er wollte nur, dass sie ihm etwas von ihrer Lebensfreude abgab und wieder einen Mann mit Gefühlen aus ihm machte.
Sie war die Richtige für ihn. Tief in seinem Inneren wusste er das.
Geduldig wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Er schätzte es, dass sie nicht ununterbrochen schwatzte. Stattdessen lächelte sie ihn an und stützte den Kopf auf ihre schönen Hände.
Einen Moment lang stellte er sich vor, wie sie ihn mit diesen Händen streichelte. Schnell
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