Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Wort drehte sie sich um und verließ das Zimmer.
Sie hatte ihren Sex als atemberaubend bezeichnet. War das sarkastisch gemeint oder ehrlich? „Atemberaubend“ hatte bisher keine seiner Partnerinnen gesagt. Eigentlich sollte es ihm egal sein. Doch Daisys Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf.
Er hörte, wie sie ewig lange etwas in ihrer Tasche suchte. Danach wurde es still. Was tat sie da bloß? Er wusste genau, dass sie nach wie vor in seiner Suite war. Er spürte es. Und allein das machte ihn verrückt. Aber dann hörte er endlich, dass die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Hoffentlich war Daisy diesmal für immer gegangen. Jetzt hatte es vierzehn Minuten und sechs Sekunden gedauert, bis sie verschwunden war. Das war viel länger, als er ausgerechnet hatte. Aber immerhin hatte er es jetzt hinter sich. Entschlossen ging er zum Telefon im Wohnzimmer, um die Rezeption über seine vorzeitige Abreise zu informieren. Da sah er auf dem Schreibtisch ein Kinderbuch liegen. Zögerlich nahm er es in die Hand.
Das Titelbild explodierte vor Farben. Unzählige Pflanzen und Blumen waren darauf abgebildet. Erst nach einer Weile fielen ihm die leuchtenden Augen hinter einem dichten Gebüsch auf. Es waren die Augen von Daisys Tattoo.
Und noch etwas anderes bemerkte er: Sie ähnelten seinen sehr.
Als er den schwarzen Panther auf dem Titelbild entdeckte, strich er mit einem Finger darüber. Neugierig öffnete er das Buch und las auf der ersten Seite: Für Justice. Ich habe mich geirrt. Du bist doch nicht Cat.
Diese Worte ergaben kein Sinn. Erst als er weiterblätterte und herausfand, dass Cat der Name des Panthers war, wurde ihm alles klar. Cat lernte eine Hauskatze namens Kit kennen. Sie war getigert, hatte grüne Augen und helles Fell. Sie sah genauso aus wie die Katze, die er Daisy vor ihrer ersten gemeinsamen Nacht geschenkt hatte. Irgendwie hatte ihn die Katze damals an Daisy erinnert.
Voller Neugier blätterte er zur ersten Seite zurück und las den gedruckten Text. Justice fand heraus, dass es sich um das erste Buch einer Serie über Cat und Kit handelte. Die beiden wurden beste Freunde. Kit stellte ständig irgendetwas an. Justice musste lächeln, denn sie ähnelte Daisy sehr. Doch Cat war immer an Kits Seite und bewahrte sie vor allem Unheil. Kit bedeutete ihm alles. Selbst sein Leben würde er für sie geben.
Nachdenklich schloss Justice das Buch, legte es auf den Schreibtisch und trat einen Schritt zurück. Er durfte sich nicht von diesem Kindermärchen beeinflussen lassen. Er war nicht Cat, und Daisy war nicht Kit. Außerdem hatte sie einen Fehler im Buch gemacht. Wusste sie denn nicht, dass Panther keine Freunde hatten?
Sie waren Einzelgänger.
4. KAPITEL
Neunzehn Monate, fünfzehn Tage, fünf Stunden, neunzehn Minuten und dreiundvierzig Sekunden später
Daisy kämpfte mit dem Hörer, der ihr immer wieder aus dem Ohr fiel. „Bist du sicher, dass es die richtige Adresse ist, Jett?“, fragte sie das Mädchen, das seit fast einem Jahr ihr Pflegekind war.
„Ja.“
Vorsichtig lenkte Daisy den Mietwagen auf den Standstreifen der Landstraße und blieb stehen. Es war ein sehr windiger Novembertag. Das Wetter war deprimierend. Der Himmel war grau und die Temperaturen eisig. Sie konnte kaum den Frühling erwarten.
Seufzend griff sie nach der Straßenkarte und legte sie auf das Lenkrad. Nach wie vor konnte sie die Straße nicht finden, die Jett ihr aufgeschrieben hatte.
„Hör mir zu, Jett. Ich bin verloren in den Weiten Colorados. Die Straße ist nicht auf der Karte, und dein blödes Navigationssystem fordert mich ständig auf, zu wenden und zurückzufahren.“
„Das Navi ist wirklich zu nichts zu gebrauchen“, erwiderte Jett vergnügt.
„Das habe ich dir doch gesagt.“
„Es ist eben noch nicht ausgereift.“
Daisy unterdrückte ein Lachen. „Das sagt genau die Richtige!“
„Ich bin sechzehn Jahre und acht Monate alt. Das Navi haben wir seit genau elf Monaten und drei Tagen. Genauso lange wie Noelle.“
Daisy seufzte. Obwohl Jett nicht mit Justice verwandt war, drückte sie sich genauso aus wie er. Daisy fragte sich, wann sie endlich über ihn hinwegkommen würde. Wann würden sie die Erinnerungen an ihn nicht mehr beschäftigen? Wahrscheinlich niemals.
Sie hatte sich in ihn verliebt, als sie noch ein Kind gewesen war. Und als er sie verlassen hatte, war die Welt für sie untergegangen. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet. Jahrelang hatte sie ihm
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