Collection Baccara Band 335 (German Edition)
leid. Ich dachte, dass du wegen eines Vorbereitungskurses für das College früher abgereist bist. Ich wusste nicht …“
Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Zieh dich an.“
Schweigend griff sie nach ihren Sachen und streifte sie sich über. Selbst in dieser Situation tat sie es mit so einer Eleganz, dass Justice sie gebannt anstarrte. Er drehte sich um. Wenn er ihr weiter zusah, würde sein Verlangen nach ihr zurückkehren. Am liebsten wollte er sie jetzt schon zurück ins Bett tragen und erneut lieben. Er fragte sich, wie er sie immer noch begehren konnte, nach allem, was sie ihm angetan hatte.
„Justice?“
Als sie ihn am Arm berührte, zuckte Justice zusammen. Er drehte sich zu ihr und rief: „Bei meiner nächsten Pflegefamilie wurde ich wie ein Aussätziger behandelt. Sie wussten, was ich getan hatte, und ließen es mich bei jeder Gelegenheit spüren.“ Aufgewühlt schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht mehr an diese schreckliche Zeit denken. „Als ich achtzehn wurde, haben sie mich rausgeschmissen. Ich hatte niemanden, zu dem ich gehen konnte. Ich hatte keinen Job und kein Geld.“
„Ich schwöre dir, ich wusste nichts davon“, erwiderte sie entsetzt. Tränen flossen über ihre Wangen.
Eigentlich hätte ihn das zufriedenstellen müssen. Doch er konnte es nicht ertragen, dass sie weinte. „Bist du überhaupt eine Ingenieurin?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Du warst auf einem Symposium für Ingenieure. Zu meinem Vortrag waren nur Ingenieure eingeladen. Keine Gäste. Keine Presse. Keine … was immer du auch bist.“
„Ich schreibe und illustriere Kinderbücher.“
Das überraschte ihn. „Was hattest du dann bei meinem Vortrag verloren?“
„Ich habe deinen Namen und dein Foto auf dem Plakat gesehen. Da ich neugierig war, habe ich mich hereingeschlichen.“
„Du hast mir erzählt, dass du eine Ingenieurin bist.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe das genaue Gegenteil gesagt.“
„Nein, das hast du nicht.“
„Doch, als wir im Café waren. Du hast mich gefragt, ob wir uns bei einer vorherigen Konferenz getroffen hätten. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich gar keine Ingenieurin bin.“ Sie stockte. „Um ehrlich zu sein …“
„Ja? Das wäre eine Abwechslung.“
Wütend blickte sie ihn an. „Ich habe dich nie belogen – außer bei meinem Alter. Ich habe nie behauptet, eine Ingenieurin zu sein. Ich wollte es dir erklären, doch dann kam die Kellnerin an den Tisch. Danach haben wir das Thema gewechselt.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich erinnere mich, dass du mich gebeten hast, dir einen weiteren Hinweis zu geben.“
„Vielleicht hättest du sagen sollen, dass du die Frau bist, die mir die Chance auf Harvard vermasselt hat. Das wäre ein guter Hinweis gewesen.“
„Es tut mir wirklich leid. Ich wusste nichts davon.“
Ihre Entschuldigung schien ernst gemeint zu sein. Allerdings half ihm das nicht weiter.
„Ich hätte damals im Gefängnis landen können“, sagte er. „Deine Eltern hätten mich gern dort gesehen.“
„Wenn sie so weit gegangen wären, hätte ich ihnen die Wahrheit erzählt. Immerhin ist alles in gegenseitigem Einverständnis passiert.“ Sie seufzte. „Ich schwöre dir, Justice, ich wusste nicht, dass sie es herausgefunden hatten. Sie haben nie mit mir darüber geredet. Eines Tages bin ich aufgewacht, und du warst nicht mehr da.“
„Hast du wirklich gedacht, dass alles in Ordnung war?“ Ein weiteres Detail fiel ihm ein. „Damals bin ich zum Tätowierer mit dir gefahren. Ich habe dich sogar fahren lassen.“
Sie wurde rot. „Ich war schon immer etwas frühreif.“
„Frühreif? Du warst ein wandelndes Hormonbündel. Ständig hast du Ärger provoziert und mich mit hineingerissen.“
Sie sah ihn kleinlaut an. „Aber es hat doch Spaß gemacht, oder?“
„Raus hier!“ Wenn sie nicht sofort ging, würde er die Nerven verlieren. Warum beeinflusste sie ihn immer noch so sehr? „Geh jetzt. Sofort!“
„Es tut mir wirklich leid, Justice. Ich wusste nicht, dass du damals so einen hohen Preis für unsere wundervolle Beziehung bezahlen musstest.“
„Für mich war sie nicht wundervoll.“
„Nein, wahrscheinlich nicht“, flüsterte Daisy. „Und die letzte Nacht wohl genauso wenig.“
„Es war bloß Sex.“
Als sie zusammenzuckte, begriff er, dass er sie mit seiner dummen Bemerkung verletzt hatte.
Sie nickte kurz. „Ja. Danke für den atemberaubenden Sex, Justice.“ Ohne ein weiteres
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