Collection Baccara Band 335 (German Edition)
seufzte. „Freund, Mann oder Liebhaber?“
Sie ignorierte seine Frage. Er hatte es ja ebenfalls getan.
„Wie hat dieser Jett uns gefunden, Pretorius?“, fragte Justice und sah Daisy weiter an.
Zu ihrer Überraschung antwortete eine metallische Stimme. „Ich arbeite daran.“
„Arbeite schneller“, erwiderte Justice. „Ich möchte, dass du ihn findest.“
„Was denkst du, was ich die ganze Zeit versuche? Dieser Jett ist gut. Wirklich gut.“
„Ich dachte, du wärst der Beste.“
„Fahr zur Hölle, Justice.“
Zu Daisys Erleichterung klang Pretorius nun doch menschlich. Obwohl Justice behauptet hatte, dass Pretorius sein Onkel war, konnte das auch eine Art Scherz gewesen sein. Allerdings besaß Justice ja gar keinen Humor. Wahrscheinlich hatte er ihn zusammen mit jeder anderen Emotion verloren.
„Ich glaube, ich weiß, wie er uns gefunden hat“, sagte Pretorius. „Ich lege sein Handy lahm.“
Justice lächelte frostig.
„Du solltest doch wissen, dass ich mit einem Navigationssystem hierher gefunden habe“, sagte Daisy. „Man kann nachverfolgen, wie ich gefahren bin.“
„Es wird nicht lange dauern, bis wir umziehen.“
„Das glaube ich nicht. Es sei denn, ihr habt bereits ein Notquartier. Weißt du was? Es interessiert mich gar nicht, wo ihr euch versteckt. Ich will hier nur so schnell wie möglich weg.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns nicht verstecken.“
„Wie auch immer. Du bist so beschäftigt damit, herauszufinden, wie ich dich gefunden habe, dass du die wichtigste Frage vergessen hast.“
„Hat es etwas mit den sechsundzwanzig Briefen zu tun, die du mir geschickt hast? Ich verstehe nicht, warum du dir so viel Mühe gegeben hast, mich zu finden.“
Er hatte die Briefe erhalten und Daisy trotzdem nicht kontaktiert? Sie wurde wütend. „Der Hauptgrund stand nicht darin.“
„Spann mich nicht auf die Folter. Was kannst du mir sagen wollen, dass wir bei unserem letzten Treffen nicht besprochen haben?“
Er wollte, dass sie direkt war? Gut. „Du hast eine Tochter.“
5. KAPITEL
Immer schon hatte sich Justice für einen rationalen Menschen gehalten. Er war intelligent und aufmerksam. Ruhig und abgeklärt. Er hatte seine Gefühle unter Kontrolle. Nur ein einziges Mal war er nicht Herr über sich selbst gewesen – im Anschluss an den Unfall.
„W…wie …?“, stotterte er.
„Wie sie heißt? Noelle.“
„W…wann …?“
„Wann sie geboren wurde? Vor elf Monaten und ein paar Tagen. Am Morgen des ersten Weihnachtstages. Falls du es detaillierter brauchst – was ganz sicher der Fall ist –, besorge ich dir eine Kopie ihrer Geburtsurkunde.“
„W-woher …?“
„Woher ich weiß, dass du ihr Vater bist? Weil du der einzige Mann bist, mit dem ich in den letzten drei Jahren geschlafen habe. Wenn du einen DNA-Test durchführen lassen möchtest, habe ich nichts dagegen. Ich dachte, du würdest von Noelle wissen wollen. Deshalb habe ich die letzten eineinhalb Jahre damit verbracht, dich zu finden. Aber da du alle meine Briefe erhalten hast, sollte das nicht neu für dich sein, oder?“ Sie machte eine Pause. „Stimmt doch, Pretorius, oder?“
Sein Onkel räusperte sich.
„Jett hat nur wenige Wochen gebraucht, um euch zu finden“, fuhr Daisy fort. „Meine Computerexpertin ist somit besser als ihr. Ihr wollt mich also wirklich zwingen, hierzubleiben?“
Justice fluchte.
Daisy stemmte die Hände in die Hüften. „So etwas solltest du vor unserer Tochter nicht sagen. Sie ist sehr redselig für ihr Alter und brabbelt alles nach.“
„Ich möchte sie sehen.“
Der traurige Ausdruck in Daisys Augen ließ Justice nicht unberührt. Wie war das nur möglich? Ein einziger Blick von ihr reichte, um ihn Reue empfinden zu lassen. Dabei hatte er so lange versucht, sich jede Emotion abzugewöhnen. Doch als er Daisy vorhin gesehen hatte, war er sich seiner Gefühllosigkeit nicht mehr sicher gewesen. Als er sie durch die Kamera beobachtet hatte, war sogar die Begierde zurückgekehrt.
Es war unerklärlich.
„Ich möchte, dass ihr beide bei mir einzieht“, fügte er hinzu.
„Du verdienst mich nicht. Und Noelle ebenso wenig.“ Daisy war wirklich verärgert.
„Warum bist du dann hier?“
In ihren Augen war Misstrauen zu erkennen. Zum ersten Mal erlebte er sie so. Früher war sie aufgeschlossen und offen gewesen – zu jedem. Er hoffte, dass sie sich nicht nach jener Nacht in seiner Suite so verändert hatte. Das würde er sich nicht verzeihen
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