Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Er machte eine Pause. „Ich kann es nicht erklären, aber es ist die Wahrheit.“
Daisy schüttelte den Kopf. Tränen standen ihr in den Augen. „Hör auf, Justice. Ich will das nicht noch einmal durchmachen. Nicht wenn ich weiß, was du wirklich für mich empfindest. Du machst mich nach wie vor für das verantwortlich, was damals geschehen ist. Deiner Meinung nach habe ich dir die Zukunft vermasselt.“
Er lehnte sich an den Küchentresen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du die Wahrheit hören?“
„Wird sie wehtun?“
Er dachte darüber nach. „Das glaube ich nicht.“
„In diesem Fall möchte ich sie hören.“
„Vor sechs Monaten, drei Tagen, zweiundzwanzig Stunden und neun Minuten bin ich zu einem Schluss gekommen.“
„Zu welchem?“
„Auch wenn ich gewusst hätte, dass ich mir aufgrund unserer Beziehung die Chance auf Harvard verspiele, wäre ich die Beziehung mit dir eingegangen. Wir waren damals sehr jung. In diesem Alter denkt man nicht an die Konsequenzen seines Handelns. Man ist einfach noch nicht reif genug.“
Sie lächelte. „Heißt das, du verzeihst mir?“
„Es wäre unvernünftig, wenn ich es dir nachtragen würde.“ Er legte die Stirn in Falten. „Ich bin dir nicht mehr böse wegen damals. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich es vergessen habe. Die Tatsache, dass ich es trotz der verspielten Chance auf Harvard zu etwas gebracht habe, hilft mir darüber hinweg.“
„Sehr klug.“
„Ich habe dich nie gefragt, ob unsere Beziehung einen negativen Einfluss auf dein Leben hatte.“
„Sie hatte tatsächlich negative Konsequenzen für mich.“
Er zog die Brauen hoch. „Was ist passiert? Du bist doch nicht etwa schwanger geworden, oder?“
„Nein. Aber ich war sehr verletzt, weil du gegangen bist, ohne dich zu verabschieden. Heute kenne ich den Grund dafür. Damals war ich ahnungslos. Es hat mir das Herz gebrochen. Ich habe dich sehr vermisst.“
Erneut empfand er Reue. „Ich habe dich auch vermisst – obwohl ich dich am liebsten vergessen hätte. Doch du warst der erste richtige Freund, den ich hatte.“
„Oh Justice!“ Sogleich schlang sie die Arme um seinen Nacken.
Als sie sich fest an ihn schmiegte, begriff er, dass er sich geirrt hatte. Die Nacht vor eineinhalb Jahren hatte ihm etwas bedeutet. Er hatte Daisy vermisst und genoss es, ihr wieder so nah zu sein. Es war vielleicht nicht logisch, aber so empfand er in diesem Moment. Er beschloss, das einzig Vernünftige zu tun.
Sie zu küssen.
Daisy konnte nicht glauben, was sie tat. So lange hatte sie gebraucht, um zu vergessen, wie unbeschreiblich schön es war, seine Lippen zu spüren. Sie ließ sich fallen und genoss seinen Kuss. Er erinnerte sie an all die schönen Momente, die sie miteinander geteilt hatten.
Sie spürte, wie das Verlangen Besitz von ihr ergriff. Mehr empfand sie allerdings nicht für ihn. Sie liebte ihn nicht. Das würde sie nicht zulassen. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen – doch nur in sexueller Hinsicht. Sie würde es nicht verkraften, wenn er ihr erneut das Herz brach.
Justice vertiefte den Kuss. Nach all der Zeit fühlte es sich unglaublich gut an, wieder in seinen Armen zu sein. Irgendwie war es sogar noch schöner als früher. Vielleicht kam es ihr nur so vor, weil sie so lange getrennt von ihm gewesen war.
Sie fragte sich, wie er es schaffte, so starke Gefühle in ihr hervorzurufen. Begierig schob er die Zunge zwischen ihre Lippen und küsste Daisy leidenschaftlich. Er presste sie eng an sich und streichelte ihren Rücken. Jede seiner Berührungen machte ihr Lust auf mehr. So war es immer gewesen, wenn er sie geküsst hatte. Daisy kam nicht gegen ihre Gefühle für ihn an. Ein Kuss von ihm – und sie verlor jegliche Selbstkontrolle.
Während seine Küsse immer fordernder wurden, musste sie an ihre letzte gemeinsame Nacht denken. Damals hatte er unzählige Male mit ihr geschlafen. Das letzte Mal war so leidenschaftlich gewesen, dass sie das Kondom vergessen hatten. Das Resultat hieß Noelle.
Plötzlich begriff Daisy, wie dumm sie war, und löste sich von Justice.
Als sie losgefahren war, hatte sie sich fest vorgenommen, auf Abstand zu ihm zu bleiben. Und was war geschehen? Sie hatte sich in seine Arme geworfen und an seinem Kuss berauscht. Dachte sie wirklich, dass ein Kuss wiedergutmachen konnte, was bei ihrem letzten Treffen schiefgegangen war?
Leise fluchend griff sie nach ihrer Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Sie musste sich erst
Weitere Kostenlose Bücher