Collection Baccara Band 336
einen Moment hätte ich fast vergessen, mit wem ich rede.“
Nachdem sein Bruder die Tür geschlossen hatte, ließ Case die Hände sinken und runzelte die Stirn. Es war nicht länger nötig, unangebrachten Optimismus zu verströmen. In Wahrheit hatte er Creed etwas vorgemacht. Auch wenn er gewisse Erfahrungen mit Frauen für sich in Anspruch nehmen durfte, so war er doch in diesem speziellen Fall bisher nicht weit gekommen.
Wie sollte er Reynolds’ Tochter überzeugen, ihn zu unterstützen, wo er noch nicht einmal mit ihr sprechen konnte? Diese junge Frau hatte ihn einfach ausgetrickst. Einer Autorin von Kinderbüchern war es mühelos gelungen, Case Fortune hereinzulegen.
Er biss die Zähne zusammen, als er an Ginas unschuldiges Lächeln dachte, mit dem sie ihm erlaubt hatte, sie anzurufen. Natürlich wusste sie in dem Moment ganz genau, dass ihm das nicht möglich sein würde. Nicht, wenn ihre Telefonnummer nirgendwo verzeichnet war.
Es wäre nicht so schwer, ihre Anschlusskennung herausfinden zu lassen, nur ein paar Anrufe bei den richtigen Leuten, aber er konnte es nicht riskieren, es auf diese Art zu versuchen. Sobald Gina seine Stimme hören würde, wäre ihr klar, dass er ihre Nummer auf fragwürdige Weise bekommen hatte. Damit hätte sie nur einen Grund mehr, ihn nicht zu mögen.
Sie hegte schon jetzt nur wenig Sympathie für ihn, oder besser: für Männer wie ihn. Das hatte sie jedenfalls gesagt, wenn er sich recht erinnerte. Für welche Art von Typ mochte sie ihn wohl halten?
Frustriert ließ er die Schultern sinken, aber schließlich riss er sich zusammen. Letztendlich war es egal, was sie von ihm dachte. Sie lag ganz offensichtlich falsch, und er würde sie vom Gegenteil überzeugen.
Es war nur die Frage, wie er das anstellen sollte.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als ihm die Lösung einfiel. Es war so einfach, dass er sich wunderte, wieso er nicht sofort darauf gekommen war. Er drückte einen Knopf der Sprechanlage.
„Ja, Mr Fortune?“, meldete sich seine Sekretärin augenblicklich.
„Marcia, bestellen Sie bitte bei unserem Floristen drei Dutzend gelbe Rosen. Sie sollen an Gina Reynolds geliefert werden.“
„Finde ich ihre Adresse in Ihrer privaten oder in der geschäftlichen Datei?“
„In keiner von beiden. Sie ist Curtis Reynolds’ Tochter. Vermutlich müssen Sie ein wenig forschen, um die Anschrift herauszufinden, aber sie ist eine bekannte Schriftstellerin. Es dürfte nicht allzu schwierig sein.“
„Wird erledigt. Was soll auf der Karte stehen?“
Case dachte einen Moment nach, dann grinste er breit. „Beste Grüße vom Krötenfan.“
„Wie bitte?“
„Krötenfan“, wiederholte er geduldig. „Sie wissen schon, Kröten. So ähnlich wie Frösche. Nur nicht grün.“
„Äh, ja, Sir. Natürlich. Ich kümmere mich sofort darum“, erwiderte Marcia hörbar irritiert.
„Und beauftragen Sie den Floristen, einen Behälter für die Blumen zu finden, der wie eine Kröte geformt ist. Kristall oder Silber wäre gut.“
„Was immer Sie wünschen“, erklärte die Sekretärin skeptisch. „Ist das eine Art von Scherz?“
„Nein. Eher eine Art von Krieg.“
Das erste Läuten an der Tür ignorierte Gina geflissentlich. Sie saß an ihrem Zeichentisch und fertigte eine Skizze nach der anderen an. Gerade befand sie sich mitten in einer kreativen Phase und die Bilder flossen ihr förmlich aus dem Stift. Wenn sie ihre Arbeit jetzt unterbrach, würde sich alles verflüchtigen, bevor sie eine Chance hatte, es zu Papier zu bringen.
Es klingelte zum zweiten Mal. Sie hob die Schultern und versuchte, das nervtötende Geräusch auszublenden. Beim dritten Mal fluchte sie leise, legte den Zeichenstift beiseite und marschierte übellaunig zur Eingangstür ihres Lofts. Sie war bereit, denjenigen, der sie störte, zu hängen und zu vierteilen.
Das Gesicht grimmig verzogen, spähte sie durch den Spion – und sah Rosen. Gelbe Rosen. Ein ganzes Meer davon. Neugierig öffnete sie die Tür, trat einen Schritt zurück und schlug die Hände vor den Mund. „Ach du meine Güte!“
„Eine Lieferung für Miss Gina Reynolds“, drang eine männliche Stimme hinter dem Wall aus Rosen hervor.
Sie schaffte es nicht, den Inhaber der Stimme zwischen der gelben Pracht zu erkennen. „Das bin ich.“
„Wo soll ich die Rosen abstellen?“
„Ich nehme sie“, bot Gina an und streckte die Arme aus. Vergeblich versuchte sie, die Blumenpracht in den Griff zu bekommen, und gab schließlich auf.
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