Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collection Baccara Band 336

Collection Baccara Band 336

Titel: Collection Baccara Band 336 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christyne Butler , Charlene Sands , Peggy Moreland
Vom Netzwerk:
hatte sich nie damit abfinden können, dass sie eine Ehe mit einem Mann führte, der von seinem Beruf besessen war.
    So ein Leben wollte sie für sich selbst auf keinen Fall. Deshalb hatte sie eine Tätigkeit gewählt, die das genaue Gegenteil von der ihres Vaters darstellte. Und ebenfalls aus diesem Grund hatte sie mit Curtis Reynolds gebrochen und ihn gänzlich aus ihrem Leben ausgeschlossen. Dazu hatte sie sich weder leichtfertig noch unmotiviert entschlossen.
    Es war eine Frage des Überlebens gewesen.
    Ihre Kindheit war überschattet von den Spannungen und dem Unglück in ihrem Elternhaus. Als kleines Mädchen schon hatte sie begonnen, sich eine Märchenwelt zu erschaffen. Einen sicheren und unbeschwerten Ort, an den sie fliehen konnte. Sie bevölkerte diese Welt mit immer mehr Figuren aus ihrer Fantasie.
    Nach dem Selbstmord ihrer Mutter hatte ihr Vater sie in ein Internat gegeben. Sie hatte ihre Fantasiewelt mit all ihren Bewohnern mitgenommen. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, Trost und Hilfe zu erhalten, denn ihr Vater war unfähig, seiner Tochter wenigstens eins davon zu geben. Als erwachsene Frau hatte sie einen Teil ihrer Märchenfantasien künstlerisch umgesetzt und zu ihrem Beruf gemacht. Ein Beruf, der es ihr ermöglichte, finanziell von Curtis Reynolds unabhängig zu sein. In gewisser Weise zeigte sie ihm damit auch, wie wenig sie von ihm und seiner Art zu leben hielt.
    Jetzt trug sie sich mit dem Gedanken, mit einem Mann zu schlafen, der der Welt ihres Vaters entstammte, einer Welt, die sie aus vollem Herzen hasste. Gina stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und barg das Gesicht in den Händen. „Lieber Himmel.“ Sie stöhnte verzweifelt. „Was denke ich mir nur dabei?“
    Sie musste sich Case Fortune aus dem Kopf schlagen und sich auf ihre Kröten konzentrieren. Besonders auf Konrad Kröte. Er war ihr bester Freund und ihr Retter, das einzige männliche Wesen, auf das sie sich hundertprozentig verlassen konnte, das sie nie enttäuschte. Er hatte keine Fehler, keine Hintergedanken und keine fragwürdigen Absichten. Er war perfekt in jeder Hinsicht.
    Es gab nur ein Problem. Eigentlich zwei, wenn sie bedachte, dass Konrad Kröte nur in ihrer Fantasie existierte.
    Konrad war zwar ein männliches Wesen, aber er war nun mal kein Mann.
    Gähnend rieb Gina sich die Augen. Sie war todmüde. Es ging auf Mitternacht des achten Tages ihrer Abgabefrist zu. Eigentlich wollte sie nur noch ins Bett, doch das kam leider nicht infrage, solange sie die geforderten Änderungen in ihren Illustrationen nicht fertiggestellt hatte.
    Entnervt bohrte sie einen Zeh in den Haufen zerknüllter Blätter zu ihren Füßen. Jedes Knäuel stand für einen vergeblichen Versuch, ihrem Verleger zu geben, was er verlangte. Seit einer Woche arbeitete sie fast ununterbrochen und war dem Konzept ihres Auftraggebers trotzdem kein Stück näher gekommen.
    Sie biss die Zähne zusammen und setzte den Bleistift auf einem neuen Bogen Skizzenpapier an.
    „Das liegt daran, dass du dich nicht genug konzentrierst“, schimpfte sie. „Du kennst die Geschichte. Verdammt, du hast sie selbst geschrieben. Du musst nur die Bilder und Emotionen aus deinem Kopf zu Papier bringen.“
    In dem Versuch, Kreativität zu erzwingen, zeichnete sie einen Kreis, lehnte sich zurück und wartete auf eine Eingebung, da sah sie aus dem Augenwinkel etwas Weißes am Fenster aufblitzen und blickte irritiert hoch.
    In der Glasscheibe sah sie nur ihr eigenes Spiegelbild.
    „Jetzt fängst du schon an, Dinge zu sehen“, murmelte sie missvergnügt. „Als Nächstes redest du noch mit dir selbst.“ Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund und stöhnte auf. Es war längst zu spät, fiel ihr auf. Das tat sie bereits.
    Etwas prallte leicht von außen gegen die Scheibe. Sie sah eindeutig einen hellen Fleck dort draußen entlangsegeln und verschwinden. Ihr Herz hämmerte heftig, während sie dastand und hinausspähte. Der Zeichentisch war ihr im Weg. Kurz entschlossen rückte sie ihn beiseite.
    Wieder sah sie einen weißen Blitz in der Dunkelheit. Eilig öffnete sie die Fensterflügel und lehnte sich hinaus. Was mochte das sein? Papier vielleicht? Das sanfte Ploppen beim Aufprall auf die Scheibe sprach jedenfalls dafür.
    Auf dem Gehweg direkt unter ihrem Fenster stand jemand im Licht einer Straßenlaterne. Irgendein Flegel, der sich einen dummen Streich erlaubt, dachte sie erbost.
    „Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier tun? Wenn Sie nicht sofort

Weitere Kostenlose Bücher