Collection Baccara Band 337
sie jedoch seine Stimme. Er sprach zu leise, als dass sie die Worte hätte verstehen können, aber sie erkannte den tiefen, sonoren Klang.
Ihr Körper schien ihn ebenfalls zu erkennen. Nicht von den Tagen, die sie mit Max in seinen Ställen verbracht hatte, sondern von den Nächten in seinem Bett. Er erwachte zum Leben und befand sich in hellem Aufruhr, ohne dass sie irgendetwas dagegen unternehmen konnte.
Ein hämmerndes Herz, weiche Knie und prickelnde Haut konnte sie im Augenblick überhaupt nicht gebrauchen. Das Rascheln von Stroh verriet ihr, dass Max sich auf der anderen Seites des Pferdes auf sie zubewegte.
Als er in ihr Sichtfeld kam, trat sie einen Schritt zurück und holte tief Atem. Er sah genauso aus wie der Max, den sie so lange vergeblich zu vergessen versucht hatte.
In der Westernjacke und dem breitkrempigen Hut wirkte er wie ein waschechter Cowboy. Früher fand er es immer sehr amüsant, wenn sie diesen Ausdruck gebrauchte. In Australien sagte man nicht Cowboy, sondern Cattleman. Max arbeitete in den Viehzuchtbetrieben seiner Familie, verbrachte aber auch viel Zeit hinter dem Schreibtisch, um die Verwaltung dieser Betriebe zu organisieren.
Jedenfalls war das damals so gewesen.
Max Fortune trug zwar wie früher einen Hut, der seine grünen Augen beschattete, und sein Haar war immer noch so lang, dass es unter dem Hutrand hervorschaute, doch ansonsten konnte sich in zehn Jahren viel geändert haben.
Bei ihr zumindest hatte es das getan, allerdings nicht ihre heftige Reaktion auf diesen Mann.
Alles in ihr vibrierte, hämmerte und erhitzte sich, während sie beobachtete, wie er die Hand zärtlich über das glänzende Fell des Pferdes gleiten ließ.
„Du wirst es gut bei mir haben, Süße“, raunte er der Stute leise zu.
Diana verspürte ein Ziehen im Bauch, als er auf die Halbtür zukam. Sie erhaschte einen Blick auf sein hinreißendes Lächeln und hatte das Gefühl, ihr Magen befände sich im freien Fall.
Das war nicht der grimmige Fremde, den sie auf der Party getroffen hatte. Dieser Max war der Liebhaber, an den sie sich erinnerte, ein Mann, dessen Lächeln ihr weiche Knie verursachte, der immer zu Scherzen aufgelegt war und gern und oft lachte.
Bei ihrem Anblick verschwand sein Lächeln jedoch wie weggewischt und sein Gesichtsausdruck wurde so eisig wie ein Wintertag in Dakota.
Diana widerstand der Versuchung, schützend die Arme um sich zu legen und ihren Schal wieder zuzubinden. Angestrengt suchte sie nach einer passenden Eröffnung, aber alles, was ihr einfiel, war die Begrüßung, die sie auch schon vor zwei Wochen auf der Party benutzt hatte. „Hallo, Max.“
„Diana.“
Das war alles. Kein „Hallo“, kein „Guten Morgen“. Nur ihr Name in einem fast beleidigend gleichgültigen Tonfall.
Diese Begrüßung beantwortete aber eine ihrer Fragen, er erkannte sie sehr wohl. Sie hatte sich sein unfreundliches Benehmen auf der Party also nicht eingebildet. Diese Erkenntnis tat weh, allerdings war er nun mal ihr Kunde. Sie musste das alles vergessen und sich auf ihren Auftrag konzentrieren.
„Ist das die Stute, die ich fotografieren soll?“, fragte sie sachlich.
„ Du bist die Pferdefotografin?“
War das denn so schwer zu glauben? Diana verbiss sich eine schnippische Erwiderung. Die Antwort auf ihre ungestellte Frage stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Damals schon hatte er sie damit geneckt, dass sie einen geisteswissenschaftlichen Universitätsabschluss hatte. Er hatte sich über ihren von der feinen Gesellschaft geprägten Lebensstil lustig gemacht, ebenso darüber, dass in ihrem Lebenslauf keinerlei berufliche Erfahrung auftauchte. Jetzt hatte sie die Gelegenheit, ihm zu beweisen, dass sie sehr wohl in der Lage war, etwas von praktischem Nutzen zu tun, und das auch noch tadellos.
„Deshalb bin ich hier“, erklärte sie knapp und öffnete ihre Fototasche.
„Tatsächlich?“
Beunruhigt durch seinen skeptischen Ton sah sie auf und bemerkte seinen eindringlichen Blick, mit dem er sie von Kopf bis Fuß musterte. „Welchen Grund sollte meine Anwesenheit sonst haben?“
„Keine Ahnung. Soweit ich mich erinnere, hast du eine Höllenangst vor Pferden.“
„Das ist lange her, Max. Ich bin nicht mehr das Mädchen von damals.“
Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Diana befürchtete schon, er würde eine Bemerkung über die Vergangenheit machen oder über die vielen Stunden, die er damit verbracht hatte, die ängstliche New Yorkerin dazu zu überreden, in den
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