Collection Baccara Band 337
durch. „Weil ich dort arbeite und das Frühstück zubereite.“
Erstaunt blickte er sie an. „Seit wann?“
Oje, wieso hab ich ihm das nicht schon früher erzählt? Wie soll ich ihm jetzt erklären, warum ich es ihm nicht erzählt habe? Vielleicht denkt er dann, ich vertraue ihm nicht.
Die Gedanken rasten durch Jillians Kopf, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Schweigen schien ihn zu verärgern.
Sie goss eine Tasse Kaffee ein und brachte sie ihm an den Tisch. „Das klingt jetzt vielleicht, als hätte ich Geheimnisse“, begann sie zögernd.
„Ja, das tut es.“
„Ich wollte es dir ja sagen.“
„Wann? Du hast gesagt, du willst noch nicht heiraten. Ist es deshalb? Wolltest du auf eigenen Beinen stehen, damit du den Wünschen unserer Onkel nicht gerecht werden musst, oder was?“
Ted ließ seiner Wut freien Lauf und sprang auf.
„Jedes Mal, wenn ich dir etwas näher komme, weichst du zurück. Wenn ich dich ausführe, ziehst du dich an wie ein Teenager, der auf eine Schulveranstaltung in der Turnhalle geht. Du fängst an zu arbeiten und erzählst mir nichts davon. Scheinbar flirtest du jetzt auch noch mit dem Mann, der dich vor Jahren misshandelt hat. Was verheimlichst du mir sonst noch?“ Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt.
Egal, was sie sagte, es würde alles nur noch schlimmer machen. „Ich flirte nicht mit ihm“, war alles, was sie hervorbrachte.
„Da hat mir aber ein Gast des Restaurants was anderes erzählt.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. „Ich hab mich gefragt …“
„Was hast du dich gefragt?“, unterbrach Ted sie ungeduldig.
Unsicher zuckte sie die Schultern. „Vielleicht habe ich ja einen Fehler gemacht“, flüsterte sie. „Vielleicht habe ich ja damals überreagiert, weil ich so naiv war. Wie mit dem Wirtschaftsprüfer, als ich ihm nicht mein wahres Alter gesagt habe, und er deshalb Schwierigkeiten bekam.“
Sie sah zu Ted auf, der sie wortlos anstarrte. Es gelang ihr nicht, seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
„Davy Harris war nett zu Onkel John“, fuhr sie fort. „Und er hat immer Dinge für meinen Onkel und mich gemacht.“ Wieder wich sie Teds Blick aus und blickte zu Boden.
Immer noch hatte Ted kein Wort gesprochen.
Jillian blickte ihn zaghaft an. „Er war kein gemeiner Mensch. Er hat mir nie wehgetan …“
Ted nahm seinen Hut, setzte ihn auf und ging wortlos zur Tür hinaus.
Jillian rannte ihm nach und rief verzweifelt seinen Namen.
Ohne sich umzudrehen, ging er die Stufen hinab, stieg in seinen Pick-up, schlug die Autotür zu und fuhr davon.
Mit Tränen in den Augen blickte Jillian ihm von der Veranda aus nach.
Als sie Sandra am nächsten Morgen im Restaurant von dem Streit erzählte, stellte die Kollegin sie sofort zur Rede. „Wieso hast du Ted Graves erzählt, dass du einen Fehler gemacht hast? Was, zum Teufel, ist los mit dir, Jillian? Du warst damals noch so jung. Welche Art von Mann zwingt ein so junges Mädchen dazu, sich mit ihm einzulassen?“
„Er war auch erst einundzwanzig“, widersprach Jillian mit unsicherer Stimme.
„Er hätte es besser wissen müssen. Keine Jury hätte ihn laufen lassen für das, was er dir angetan hat.“
„Ja, schon.“
„Und wieso willst du dann die Schuld dafür auf dich nehmen? Hast du ihn verführt? Hast du mit ihm geflirtet oder versucht, ihn in dein Zimmer zu locken, als dein Onkel nicht zu Hause war?“
„Um Himmels willen, nein!“, rief Jillian entsetzt.
Sandra sah sie durchdringend an. „Wieso ist es dann deine Schuld?“
„Er ist wegen meiner Aussage ins Gefängnis gekommen.“
„Das hat er doch verdient, oder nicht?“
„Aber er war ein netter Mann.“ Jillian versuchte immer noch, Davys Verhalten irgendwie zu entschuldigen. „Er hat immer Dinge für andere Leute getan. Einmal, als Onkel John richtig krank war, hat er sogar für uns eingekauft.“
„Vor ein paar Jahren sagte eine Zeugin aus, dass der Angeklagte ihr die Einkaufstaschen ins Haus getragen hatte. Eine andere erzählte, er habe ihr sogar das Auto repariert. Was hat das mit der Schuld oder Unschuld eines Mannes zu tun? Verrat mir das mal.“
„Wie bitte?“ Jillian war sich nicht sicher, was Sandra meinte.
„Ein Mann kann doch nette Dinge tun und trotzdem jemanden umbringen, oder nicht?“
„So habe ich das noch nie betrachtet.“
„Selbst nette Menschen töten, wenn sie ein Motiv haben, Jillian. Sollte man solche Menschen freisprechen, nur weil sie auch Gutes
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