Collection Baccara Band 337
tun?“
„Natürlich nicht“, gab Jillian zu.
„Wir haben alle gute und böse Seiten. Und nur weil wir Gutes tun, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht auch Böses tun können. Denk mal darüber nach. Und hör auf, die Schuld für etwas auf dich zu nehmen, für das du gar nichts kannst. Du warst noch in der Schule, als das passiert ist. Er hätte das nicht tun dürfen, Jillian.“
Sandra sah sie lange an, dann fragte sie: „Hat es dir damals gefallen?“
„Soll das ein Witz sein?“, rief Jillian entsetzt aus. „Ich habe es gehasst!“
„Genau deshalb war es seine Schuld.“ Sandra lächelte sie jetzt freundlich an. „Und jetzt hör auf, Unsinn über die Sache zu verbreiten, und brat endlich den Speck hier. Die Gäste warten schon auf ihr Frühstück!“
Unwillkürlich musste Jillian lachen. „Danke, Sandra.“
„Gern geschehen.“
An diesem Tag blieb Jillian in der Küche, sie brachte nicht mal die Kuchen an die Theke. Sandra übernahm das für sie.
„Seltsam, aber dein alter Freund Davy war heute gar nicht da“, bemerkte diese, als sie am späten Vormittag zu Jillian in die Küche kam.
„Vielleicht hat er doch beschlossen, die Stadt zu verlassen“, erwiderte Jillian hoffnungsvoll.
„Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“
„Nein, aber man kann ja hoffen.“
„Wenn du meinst.“
Dass Davy abgereist war, war nicht Jillians einzige Hoffnung. Sie hoffte auch, dass Ted vorbeikommen würde, um mir ihr zu reden und die Dinge zu bereinigen. Aber er kam weder ins Restaurant noch zur Ranch. Und am nächsten Morgen saß Davy Harris wieder in derselben Nische am Tisch und wartete auf sein Frühstück.
„Hast du mich vermisst?“, hörte Jillian ihn fragen, als sie einen Kuchen in die Glasvitrine stellte.
„Wieso, warst du weg?“ Jillian errötete.
Er lehnte sich zurück und beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. „Ich habe mich mit den Leuten über dich unterhalten.“
Unbehagen machte sich in Jillian breit. „Mit welchen Leuten?“
„Na, mit Leuten eben.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und ging schweigend zurück in die Küche. Doch bei jedem Schritt drehte es ihr den Magen um, und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Als sie am Nachmittag nach der Arbeit zu ihrem Auto ging, stand Davy draußen vor der Tür des Restaurants. Jillian zuckte zusammen vor Schreck, er lachte nur dreckig.
„Ich mache dich also doch nervös, was? Warum nur? Ich habe doch nie versucht, dir wehzutun, oder?
„Nein“, erwiderte sie patzig. Voller Unbehagen stellte sie fest, dass einige Menschen in ihrer Nähe alles mit anhören konnten und bereits neugierig in ihre Richtung starrten.
„Als ich deinem Onkel erzählt habe, dass ich dich heiraten will, war er sehr angetan von der Idee. Er wusste, dass ich mich gut um dich kümmern würde. Aber das war, bevor du diese Lügengeschichten über mich verbreitet hast.“
„Es war nicht … Es war gar nicht so.“
„Doch, es war genau so. Du willst nur nicht zugeben, dass du einen Fehler gemacht hast.“ Davys Stimme war lauter geworden.
Verzweifelt suchte Jillian nach Worten, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mittlerweile war sie hochrot angelaufen vor Scham.
„Du hast gelogen“, schrie er sie an.
Wie gern hätte Jillian ihm widersprochen. Vor allen Leuten gesagt, dass er versucht hatte, sie in ihrem Schlafzimmer zu missbrauchen, und dass sie nicht gelogen hatte. Aber sie brachte kein Wort hervor.
Stattdessen drehte sie sich um und rannte zu ihrem Wagen. Davy stand auf dem Gehweg und sah ihr triumphierend lächelnd nach. Mit zitternden Fingern steckte Jillian den Schlüssel in die Zündung, ließ den Motor an und fuhr davon. Im Rückspiegel sah sie, dass Davy sich mit einem Pärchen unterhielt. Hoffentlich sprachen sie nicht über sie.
Aber in den nächsten Tagen merkte sie, dass die Leute sich ihr gegenüber anders verhielten. Ihre leckeren Kuchen, die zuvor immer schnell verkauft worden waren, standen meistens den ganzen Tag über unberührt in der Glasvitrine. Die Angestellte in der Bank war zwar höflich zu Jillian, aber kurz angebunden, obwohl sie bis vor Kurzem immer gern ein Schwätzchen mit ihr gehalten hatte.
Selbst der Angestellte in der Tankstelle war nicht mehr besonders freundlich zu ihr.
Die meisten dieser Menschen kannte sie schon ihr ganzes Leben lang. Und auf einmal zeigten sie ihr die kalte Schulter.
Ein paar Tage später kam Davy zu ihr an die Theke. „Die denken alle, dass du
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