Collection Baccara Band 338
Eltern eine schwere Tragödie erlebt, sie hatten auf schreckliche Art ihre Tochter verloren. Aber wenn sie jetzt einen Kampf um ihre Enkelin begannen, würde ihnen das auch nicht helfen, ihren Schmerz zu verarbeiten.
„Marlie ist doch kein Auto oder irgendein Besitz, der von einem Eigentümer an den nächsten gereicht werden kann“, protestierte sie empört.
„Das musst du mir nicht erklären“, sagte Erin. „Da rennst du bei mir offene Türen ein. Schau, ich habe gedacht, Corey kennt ja über die Ölgesellschaft einige Anwälte, vielleicht kann Jake mal mit denen reden, sich einen Überblick darüber verschaffen, welchen Handlungsspielraum er hat. Einer der Anwälte meinte, er könne heute vorbeikommen. Ich will einfach nur sichergehen, dass Jake sich voll und ganz auf dieses Gespräch konzentrieren kann und nicht abgelenkt wird. Könntest du also für ihn auf Marlie aufpassen?“
„Sicher. Wann soll ich da sein?“
„Mr Coen kommt so gegen sieben. Wie wäre es mit halb sieben?“, fragte Erin.
„Klingt gut“, sagte Calista. „Dann sehe ich dich später.“ Sie beendete den Anruf und fischte ihr Handy aus der Tasche, um das Essen mit ihrer Schwester zu verschieben.
Jake wirkte verärgert, als er ihr die Tür öffnete. Er hatte Marlie auf dem Arm. „Hi, danke, dass du so kurzfristig vorbeikommst.“
„Nicht der Rede wert.“ Calista blickte auf das Baby. Sie hätte schwören können, dass Marlie sie erkannte. „Hi, Schätzchen, wie geht’s dir?“ Liebevoll nahm sie Jake die Kleine ab und setzte sie sich auf die Hüfte. „Kann ich irgendwie helfen?“
„Tust du doch gerade“, stellte er klar. „Corey bringt einen seiner Anwälte mit, damit ich mich mit ihm unterhalten kann.“
„Das sind Firmenanwälte“, meinte Calista. „Solltest du nicht zu einem Familienanwalt gehen?“
„Im Grunde genommen ja, aber Corey hat ihn jetzt schon gefragt, und er weiß genug, um mit mir eine Strategie zu entwickeln. Corey meinte, dieser Anwalt – Coen, glaube ich – kann mir eine Empfehlung geben.“
Sie nickte. Es war schrecklich, was er da durchmachen musste. „Sie können sie dir nicht einfach wegnehmen“, sagte sie mit Nachdruck. Sie wollte, dass er wusste, dass sie zu ihm stand. „Du bist ihr Vater. Du hast Rechte.“
Nervös lief er im Zimmer auf und ab. Er würde sich unendlich besser fühlen, wenn diese Sache zu einem guten Ende gebracht war und er sein Leben mit seiner Tochter fortsetzen konnte. „Aber sie haben dieses Schriftstück mit meiner Unterschrift, in dem ich auf alle meine Rechte verzichte.“
Calista hatte einige Kurse in Jura besucht, wenn sie erst in der Politik tätig war, würde ihr das Wissen zugute kommen. Jetzt kramte sie in ihrem Gedächtnis nach etwas Brauchbarem.
„Du kannst sagen, du hättest das nur für Maggies Seelenfrieden unterzeichnet. Unter den damaligen Umständen – sie mit deinem Baby – wolltest du nicht, dass sie fürchten musste, du würdest eines Tages vor der Tür stehen und das Sorgerecht von ihr fordern. Aber das hat sich alles geändert“, erinnerte sie ihn. „Jetzt, wo sie gestorben ist, gilt deine Vereinbarung mit ihr nicht mehr.“
Skeptisch schaute er sie an. Das klang einfach zu gut, um wahr zu sein. „Ist das so?“
Marlie hatte nach einer Haarsträhne gegriffen und riss plötzlich daran. Tränen schossen Calista in die Augen, während sie sich bemühte, die Haare sanft der kleinen Faust zu entwinden. Für ein Baby, das noch nicht einmal ein Jahr alt war, erschien ihr Marlie fast schon außergewöhnlich stark.
„Mit dem richtigen Anwalt bestimmt“, brachte Calista heraus, ohne vor Schmerz aufzuschreien. „Wichtiger noch, mit dem richtigen Richter. Jeder kann sehen, dass du dieses kleine Mädchen liebst.“ Sie schaukelte Marlie hin und her, damit die Kleine nicht anfing zu protestieren, weil sie ihr die Haarsträhne entzogen hatte. „Du hast dein ganzes Leben hinten angestellt und bist mit ihr hierhergekommen, nur damit sie alles hat, was sie braucht. Wenn das nicht zeigt, wie ernst es dir ist, ganz zu schweigen davon, wie gefestigt du bist, dann weiß ich auch nicht.“
Der Richter, das wusste Jake, würde sich das Gesamtbild anschauen. Mr und Mrs O’Shea hatten Geld und waren seit fünfundreißig Jahren verheiratet, sie konnten der Kleinen somit eine stabile Familie bieten. Auch Jake hatte eine Familie, auf die er sich verlassen konnte, aber das war nicht dasselbe wie eine Ehefrau, das war ihm nur zu klar. „Maggies
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