Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)

Treffern.«
    »Innerhalb einer Minute«, präzisierte Clarissa und richtete sich auf. Habe ich es dir gezeigt, alter Mann. »Sie werden mich nicht ein einziges Mal treffen.« Sie lockerte erneut ihre Muskeln. »Was sagen Sie dazu?«
    »Das glaube ich nicht. Sechzig Sekunden ab JETZT .« Horàt aktivierte die Stoppuhrfunktion seiner Multibox und schlug nach ihr. Clarissa parierte, er stieß sie mit Schwung zurück und stellte dabei seinen Fuß auf ihren linken.
    Aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte sie auf den Holzboden und schaffte es, ihren Kopf vor seinem Stampfschritt in Sicherheit zu bringen. Er wird mich ohnmächtig schlagen, um mich danach in aller Ruhe so oft mit der Klinge zu berühren, wie er will!
    Hastig rollte sie sich mehrmals um die eigene Achse, um weg von ihm zu gelangen – und prallte gegen ein Hindernis. Verdammter Waffenständer!
    Horàt ragte daneben in die Höhe und kippte ihn mit einem Lachen nach vorne.
    Ein Regen aus allen möglichen Waffen trommelte auf Clarissa nieder.
    So ein raffinierter alter Sack! Sie schlug das Beil und das Schwert, die auf ihren ungeschützten Kopf zuhielten, mit dem Rapier keuchend zur Seite, spürte aber gleichzeitig sehr viele Treffer überall an ihrem Körper. Sie musste mehrmals die Zähne zusammenbeißen, bis sie sich endlich zu lautem Fluchen hinreißen ließ.
    Wie zum Hohn verfiel die Signalhupe in frenetisches Möp, Möp, Möp , als würde sie sich freuen, dass Clarissa eingedeckt wurde.
    Wie viele beschissene Waffen hängen denn da dran?
    Dann endete das Poltern und Scheppern.
    Clarissa hob den Kopf und sah sich rechts und links von einem kleinen Klingenberg umgeben; manche Waffen steckten im Holzfußboden, ein Main Gauche hatte sie knapp verfehlt.
    Horàt lehnte neben dem Ständer. »Sechzig Sekunden«, verkündete er süffisant, »sind … JETZT verstrichen, Miss Fairbanks. Lassen Sie mich Ihnen aufrichtig zum Beitritt in die Church of Stars und zu Ihrem Status als Konquistadora gratulieren.«
    »Das war ein …« Clarissa schnaufte und sah zur Anzeige.
    HORÀT: 27 – FAIRBANKS : 3.
    »Davon gehen natürlich die drei Treffer ab, die vorher gezählt wurden«, sagte der Geheimsekretär gönnerhaft. »Bleiben vierundzwanzig Aufträge für mich, Miss Fairbanks. Ach nein, das eine war ja ein Test. Minus zwei. Macht fünfundzwanzig.« Horàt lächelte und senkte die Arme, um sie auf dem Rücken zu verschränken. »Freut mich sehr, dass Sie Ihr Leben erkämpft haben. Wir sehen uns bald. Es kommt gleich jemand, der Sie zu Mister Triton bringt. Setzen Sie ihn von den neuen Parametern in Kenntnis. Er wird sich an Ihre Anweisungen halten.« Er wandte sich um und verließ die Turnhalle.
    Clarissa stemmte sich mit einem weiteren Fluch in die Höhe. Fünfundzwanzig . Jeder Justifier war besser dran als sie.
    Zudem beschlich sie das Gefühl, dass Horàt von Anfang an den Verlauf der Verhandlungen genauso geplant hatte. Ich schulde ihm mein Leben und muss Aufträge erfüllen. Ohne Bezahlung. Gefangen in meinem Ehrenwort.
    Sie war in mehr als eine Falle getappt.

»Die Sache auf Trojarsk war das Schlimmste,
    was ich jemals filmen musste. Klar, ich kannte
    den Geruch von Blut schon vorher,
    und ich weiß, wie ein Sterbender schreien kann.
    Aber das, was sich dort abspielte …«
    DER VADOR

Vie r te Szene
    5. Oktober 3042 a . D. (Erdzeit)
    System: Sol
    Planet: Terra
    Ort: GlobalCity London
    Zumi sah auf das Pad-Display und las zum zehnten Mal das Dossier, das ihm die Frau gegeben hatte, bevor sie vergangen war, in der schwarzen Explosion, in dem kalten Feuer, das nichts von ihr ließ als ihre zerfetzten Kleider und Schuhe.
    Nach ihrem rätselhaften Tod erwachten die Alarmsystem des U.S.N.O. -Gebäudes zum Leben. Die Trooper hatten das Haus komplett evakuiert.
    Man hatte Zumi ins Krankenhaus verfrachtet, um ihn untersuchen zu lassen. Das schwarze Feuer richtete keinerlei Verbrennungen an, weder an ihm noch in der Vorhalle. Aber eine ultra-tomographische Untersuchung hatte eine Veränderung seiner Zellen ergeben. Sie teilten sich doppelt so schnell wie früher; auch die Pigmentierung seiner Haut veränderte sich. Sie wurde dunkler, vergleichbar mit dem Aussehen nach einem anhaltenden Sonnenbad. Sonst schien er sich keine Schäden zugezogen zu haben.
    Nach dem Verhör durch U.S.N.O. -Spezialisten wurde er in sein Hotel entlassen, wo er im 173. Stock saß, gelegentlich auf die Überreste des Hydeparks blickte, die durch den Nebel zu erkennen waren, und sich dem Dossier auf