Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)

dem Chip widmete. Eine packende, eine tragische Lektüre, die Wut und Betroffenheit hinterließ.
    Zumi trank aus der Flasche mit dem isotonischen Getränk. Es schmeckte chemisch, mit einem Hauch von Grapefruit oder dem, was die Entwickler dafür hielten. Der beigefarbene Hausmantel, in den er sich geworfen hatte, schenkte ihm seine warme Zuneigung.
    Zumi wusste, dass eine umfassende Untersuchung vonnöten war, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, zu dem auch die Frau gehörte.
    Sie hieß Louise Bertrand, stammte vom Planeten Port, der bis vor Kurzem noch unter der Obhut der Collies gestanden hatte.
    Ihr Alter konnte sie selbst nur schätzen, es gab keine für Menschen auswertbare Geburtsaufzeichnungen. Die Daten und Computer der Besatzer gaben den Technikern noch viele Rätsel auf. Seinem eigenen Eindruck nach konnte sie knapp achtzehn gewesen sein.
    Zumis Augen ruckten hin und her, er überflog ihre Aufzeichnungen. Wie viele gibt es von ihrer Art? Eine Handvoll? Hunderte? Tausende?
    Sie stammte ihren eigenen Angaben nach aus einer Zuchtfabrik der Collies. Besonders fruchtbare und stabil gebärende Frauen wurden nicht in die Verwertung gegeben, sondern blieben als Dauerkinderbringer im Einsatz.
    Louise hatte mit acht Jahren ihre erste Entbindung. Fünflinge. Danach folgten weitere fünf bis sechs Kinder im Abstand von etwa zehn Monaten. Nach zwei Fehlgeburten war sie jedoch zur Verwertung freigegeben worden.
    Zumis Abscheu vor den Collectors wuchs beständig. Diese Bestien!
    Louise gehörte bereits zur Generation derer, die auf Obhut-Planeten nach Einsatz der Collector-Mittel gezeugt worden waren. Das bedeutete, dass die Ahumanen biologische und chemische Substanzen einsetzten, um sowohl die Gebärfähigkeit als auch die -bereitschaft zu erhöhen. Nach Louises Aufzeichnungen kamen in der Verwertung weitere Zusätze in der Nahrung zum Einsatz, die den Geschmack des Fleischs verbessern sollten.
    Diese Mittel schienen jedoch in Wechselwirkung mit den anderen getreten zu sein: Louise bemerkte an sich bald eine Veränderung.
    Ihre Stimme schwand oder verstärkte sich auf doppelte Lautstärke, mal sah sie im Stockdunkeln, dann glaubte sie, Farben riechen zu können, oder hörte den Staub, wenn er durch die Luft glitt und landete. Als sie eines Tages nieste, schossen ihr schwarze Flammen aus dem Mund.
    Den Collies war es egal, und dank der beruhigenden Drogen im Essen kümmerte es auch die übrigen Menschen nicht.
    Das änderte sich mit dem Ende der Obhut und dem Ende der allgegenwärtigen Rausch- und Beruhigungsmittel.
    Louise war nach der Befreiung zunächst gemieden, danach verstoßen und schließlich von den Normalen gejagt worden. Man wollte sie nicht in der Stadt wissen, betrachtete sie als Geschöpf der Collies. Niemand wollte durch sie daran erinnert werden, was die Ahumanen mit den Menschen angestellt hatte.
    Zumi rieb sich über das Gesicht und fühlte Übelkeit. Diese arme Frau! Was hat sie alles durchmachen müssen. Es erinnerte ihn an das Schicksal der Chemicals und SupraSoldier, die ebenso Opfer ihrer Veränderung geworden waren, wenn auch überwiegend aus freien Stücken. Mutanten .
    Er stand auf, las auf dem Pad und wanderte im Zimmer umher.
    Louise zog sich in eine halb zerstörte Containersiedlung der Collies zurück. Bald stießen noch mehr der Veränderten hinzu, und es gründete sich eine kleine Gemeinschaft, der jedoch keine Ruhe gegönnt wurde. Eine Horde Bewaffneter tauchte auf und stellte sie vor die Wahl, die Welt zu verlassen oder erschossen zu werden.
    Louise entschied sich zu gehen, zusammen mit achtzehn Männern und Frauen. Was mit den elf Zurückgebliebenen wurde, wusste sie nicht.
    Zumi las von ihrer Odyssee, ihrem Raumstations-Hopping. Sobald klar wurde, dass die Gruppe ein Geheimnis umgab, schlug ihnen Ablehnung und Hass entgegen. Dann verschwanden die Ersten einfach so, ohne einen Abschiedsbrief oder einen Hinweis auf ihren Verbleib. Louise spekulierte auf Entführungen.
    Er teilte ihre Einschätzung. Die Konzerne haben bereits ihre Finger im Spiel.
    Zwei Weitere brachten sich aus Verzweiflung um. Drei starben, und einer davon wiederum in einer schwarzen Explosion, in der auch Louise vergangen war. Eine löste sich an der Luft auf wie Rauch, eine andere quoll auseinander wie ein gärender Teig und zersetzte sich.
    Grausam. Schrecklich. Zumi legte das Pad weg und verschwand im Bad, um sich das Gesicht mit Wasser abzureiben. Die Taten der Collectors hinterließen mehr als traumatisierte