Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Vorbeigehen nahm sie sich ein übrig gebliebenes Gurken-Sandwich. Knuspernd kaute sie den Imbiss.
Zumi kam sich erniedrigt vor, wie ein Alkoholiker im Hausmantel neben seiner Kotze zu liegen und von einem unbekannten Kind angestarrt zu werden. »Wer …?«, krächzte er. Mehr ging noch nicht.
»Sirona«, antwortete sie undeutlich und mit Gurke im Mund.
»Wie …?« Ich führe mich auf wie ein Idiot!
»Durch die Tür. Nachdem Dröger weg war.« Sirona verschlang den letzten Bissen.
»Was …?«
Sie wischte die Hand am Polster ab. »Ich könnte Ihnen alles erklären, aber ich weiß nicht, ob Sie sich in zwei Stunden noch erinnern und ich alles noch mal erzählen muss. Den Fehler habe ich schon mal gemacht. Also: Wir warten.« Sirona schaltete den 3D-Cube ein und suchte einen Comic-Kanal, in dem sie augenblicklich versank.
Zumi schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Wenn Dröger zurückkehrte? Wenn die Trooper auftauchten oder jemand vom Hotel? Was tat Dröger mit der Datei? Wie konnte er in der U.S.N.O. über die Mutanten sprechen, wo ihm die Beweise fehlten? Was würde Dröger tun, wenn er erfuhr, dass er lebte?
Aber das Wichtigste: Was bei allen Unheiligen hat dieses Kind gemacht, um meine Schussverletzungen ungeschehen zu machen?
Er wollte aufspringen, etwas tun, irgendwas – aber bestimmt nicht neben seinem Erbrochenen liegen und warten, bis seine motorischen Fertigkeiten erwachten, während sich dämliche animierte Figuren auf dem Cube lachend jagten und in Stücke hackten.
Endlich, nach qualvoll vielen Cartoons, verkündete das Kribbeln, dass das Gefühl in den Armen zurückkehrte.
Zumi konnte sich bewegen und stemmte sich langsam und unsicher wie ein Hundertjähriger nach dem Mittagsschlaf in die Höhe.
Sirona sah zu ihm und schaltete den Cube aus. »Na?«, machte sie neugierig.
Zumi schluckte angestrengt und brauchte dringend einen Schluck Wasser. In seinen Gedanken traten gelegentliche weiße Felder auf, die sich erst langsam mit Wissen und Erinnerungen füllten, aber sie kehrten zurück. Die Frage, wie es das Mädchen geschafft hatte, ihn zu heilen, gab er sich selbst: Sie ist eine Mutantin!
»Durst«, sagte er und schwankte zum Mini-Bar-Automat, drückte den Knopf für Cola und riss den Becher gierig heraus, noch bevor er gefüllt war.
»Wer bin ich?«
»Sirona. Das sagtest du zumindest.« Zumi ließ den Automat nachfüllen und rülpste leise. Egal. »Du bist mit Louise gekommen.«
»Oh, ja! Das stimmt! Dann können Sie ja richtig gut denken!«, freute sie sich und klatschte begeistert. »Wie schön. Mist. Dann hätte ich Ihnen ja alles schon vorhin erzählen können.« Sie lachte. »Aber Glotze war auch gut.« Sie überkreuzte die Beine. »Ich bin Louises Tochter.«
»Was?«
»Sie erzählte Ihnen sicherlich von den Fehlgeburten, die sie hatte.« Sie zeigte an sich hinab. »Ich bin so eine. Ein paar der Collie-Mittel, die zu schnellerem Wachstum und Reifung führen sollten, griffen nicht immer. Keine Ahnung, was die Ahumanen anfangs falsch gemacht haben. Ich landete in einem Forschungslabor und wurde aufgezogen, gecheckt, überwacht. Eine Art Versuchstier, um zukünftige Fehler zu vermeiden.« Sirona nahm ihr Schicksal sehr gelassen. Und auch den Tod ihrer Mutter. »Lassen Sie sich also nicht von meinem Äußeren täuschen. Ich bin volljährig.« Sie zwinkerte.
Zumi suchte den Wahlknopf für Alkoholika und gab sich einen Wodkashot. »Und … du … Sie …« Die Verwirrung stammte nicht von fehlerhaften Synapsen. Es war blanke Überforderung.
Sirona grinste und setzte die Kappe falsch herum auf. »Mutter und ich hatten uns schon lange verabschiedet. Ihr Tod war unvermeidlich. Ebenso wird es meiner sein. Lange habe ich nicht mehr.« Sie sah auf die Uhr. »Etwa neun oder zehn Tage, dann ist es mit mir vorbei.«
»Das wissen Sie so genau?«
»Es gibt Anzeichen, Mister Zumi. Kennen Sie den Spruch Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt eben nur halb so lange ? Bei mir ist es so«, gab sie abgeklärt zurück. »Ich begleitete Louise bei ihrer Mission nach Terra, wir wurden getrennt, und … tja, ich erfuhr aus den Nachrichten, dass sie bei Ihnen war. Ich verfolgte Dröger, weil ich wusste, dass sie ursprünglich zu ihm wollte, und bekam mit, was er mit Ihnen anstellte. Ein ganz schönes Arschloch. Schade, dass er doch in den Besitz von Mutters Dossier kam. Bei Ihnen wäre es besser aufgehoben. Und als Wiedergutmachung für den ganzen Ärger habe ich Sie vor dem guten alten Charon
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