Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
riss ihn auf die Beine. »Das ist Gotteslästerung!«, schrie er ihn an und versetzte ihm zwei harte Ohrfeigen. »Wie kannst du es wagen, am Ort des HERRN ?«
Der Mann befreite sich aus dem Griff des Preachers und stieß ihn von sich. »Das ist nur eine Scheiß-Getreidecontainerhalle! Und wenn es Gott immer noch gibt, warum macht er nicht, dass es endlich regnet? Noch zwei Wochen ohne Wasser, und wir können die Getreideernte vergessen. Die Kapazitäten der Bewässerungsanlagen reichen nicht mehr aus.« Er stellte sich aufrecht und kämpferisch hin. »Ist das Gottes Wille: eine biblische Dürre und Hungersnot auf den Planeten, die mit unserem Getreide rechneten?«
Colomba fühlte sich erneut herausgefordert.
Auf jedem Außenposten der Church hatte sie bislang auf ihrer Missionsreise eine gute Leistung abgeliefert, aber auf Cornu Copiae schien etwas zu schwären, das es der Seele nicht erlaubte, dem christlichen Leuchtfeuer zu folgen.
»Der Regen wird kommen«, sagte sie fest und bekam den nächsten Blick von Anjelo. Die eiserne Regel der Ausbildung lautete: keine falschen physischen Versprechungen. § 34.1b: Wunder dürfen nur dann angekündigt werden, wenn man sich sicher ist, dass sie geschehen . »Und Gott ist der einzig wahre GOTT und schon gar kein Prophet!«
»Aber es gibt noch andere. In der Bibel steht doch, dass man keine anderen Götter neben ihm haben soll. Mehrzahl. Und zu denen beteten die Menschen in den Tausenden Jahren zuvor oder eben immer noch«, konterte der Mann, dessen einfache Klamotten nicht verrieten, welchen Posten er bei TauCetiPrime innehatte. Seine Sprache ließ Colomba eher auf einen einfachen Arbeiter tippen, vielleicht noch einen Vorarbeiter. »Ich meine, die könnten die Welt ebenso erschaffen haben. Ich war nicht dabei, um sicher zu sein. Sie vielleicht, Preacheress?«
»Halt die Schnauze, Lennard«, schimpfte ein Besucher.
»Setz dir das nächste Mal Kopfhörer auf, und hör dir deine Musik an, aber nerv uns und die Preacheress nicht«, stimmte eine Frau zu.
Das Murren gegen den Störenfried wurde lauter. Die Gemeinde schlug sich auf die Seite Gottes und nicht des Zweiflers. Vermutlich weil Colomba ihnen ein Wunder versprochen hatte.
Lennard lachte laut auf. »Ja, ist gut. Ich gehe euch nicht auf den Sack. Schluckt das, was das Kreuz euch vorkaut, aber ich weiß, dass ich meine Existenz einem anderen göttlichen Wesen verdanke. Für mich ist Gott tot, und er war nur Prophet der wahren Mächtigen.« Amüsiert sah er Colomba an. »Daran ändert auch die einundsiebzigste Preacheress nichts, die sie uns schicken. Und ich bin sehr gespannt, wie sich die Meinung ändern wird, wenn der versprochene Regen ausbleibt.« Er nickte in die Runde und verließ die Halle.
Endlich sprach Colomba ihren Segen und entließ die Gemeinde in den verdienten Sonntag. Sie bekam ein paar Schulterklopfer, aufmunternde Worte sowie den Hinweis, dass sie sich nichts aus Lennards Worten machen sollte.
Als der Letzte gegangen war, kam Anjelo zu ihr und versetzte ihr einen Stoß zwischen die Rippen. »Bist du bescheuert? Du kannst den Maisköpfen doch keine solche Garantie geben?«
Sie setzte sich auf eine Kiste. »Es wird regnen«, wiederholte sie, als würde ihr Wille es ermöglichen.
»Klar wird es das. Aber wir bestimmen nicht den Zeitpunkt.« Kopfschüttelnd baute er den kleinen Projektor ab, das Logo der Church of Stars erlosch an der Wand. Damit war es wieder nichts anderes als eine Lagerhalle. »Das wird noch Ärger geben. Genau wie deine Predigten über die Betas.«
»Nicht schon wieder«, schnaubte sie.
»Doch! Schon wieder!« Anjelo verstaute das Gerät in der Box. »Wir hatten ausgemacht, dass du das lässt. Du gehst damit nicht konform mit den Church-Lehren, die besagen …«
»… dass jeder Einzelfall zu prüfen ist, ich weiß. Aber meine Argumentation ist schlüssig.«
»Das war die des Troopers auch.«
»War sie nicht. Sie kam nur gut an. Leider auch bei dir, Preacher. Das verrät viel über dich.« Colomba hatte Hunger und Durst, ihre Energie war in ihre eifrigen Worte geflossen. »Lass uns frühstücken gehen. Dabei können wir überlegen, wie du meine Scharte mit deiner nächsten Predigt auswetzen kannst.« Sie fuhr ihm durch die dunklen Haare. »Anjelo, der Ministrator ist sicherlich sehr stolz auf dich.«
Er wusste nicht, ob es ernst gemeint war, freute sich aber dennoch über ihre Berührung. Offiziell verbot die Church keine Beziehung zwischen den Aktiven, doch es war nicht
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