Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
gern gesehen. Es lenkte zu sehr von den Aufgaben ab. »Mir hat einer von den Maisköpfen gesagt, dass Lennard ein Spinner ist, der dem Glauben an die Ancients anhängt.«
»Ah! Das erklärt, warum er Gott nur als Propheten betrachtet.« Colomba grinste. »Dabei könnte Gott ebenso dessen Götter erschaffen haben.«
»Du wirst ihn bestimmt nicht zu einem theologischen Wettstreit herausfordern«, bremste er ihren aufkeimenden Ehrgeiz. »Er hat sogar einen Schrein zu Hause, vor dem er opfert, sagte man mir.«
»Opfert?«
»Angeblich hat er schon zwei Betas aufgeschlitzt, als Gabe für die Götter des Planeten. Und seinen Wohncontainer habe er auf einem angeblichen Landepunkt der Ancients aufstellen lassen. Beweisen konnte man ihm nichts.«
Nun runzelte sie die Stirn. »Gibt es eine Ancientsstätte auf Cornu?«
Anjelo schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nachgeschaut. Unsere Experten prüften die Spuren, und die Archäologen von TauCetiPrime ebenso. Es gab keine Hinweise. Lennard ist einfach nur besessen von seiner Idee. Deswegen: Reiz ihn nicht.«
»Ganz im Gegenteil, Anjelo: Wenn der falsche Glaube so immanent auf dieser Welt vertreten ist, müssen wir ihm entgegentreten und ihn auf den Pfad des Lichts führen.« Colomba freute sich. Endlich bekam sie eine echte Herausforderung. »Lennard wird sich taufen lassen, das schwöre ich!«
»Noch ein Wunder«, murmelte er und ging auf den Ausgang zu. »Komm. Ich rieche Pfannkuchen.«
Gemeinsam verließen sie die Halle, in der die Trocknung und Lagerung vorgenommen wurde. TauCetiPrime produzierte Terra-Mais, Cetani-Gerste, taurische Kartoffeln und eine eigene Apfelzüchtung, die es sonst nirgends gab. Der Konzern bewirtschaftete den Planeten, mit Erlaubnis und gegen hohe Abgaben an die Church, die als Erste den Fuß auf diese Welt gesetzt hatte.
Das war ein Trick, den Colomba sehr clever fand: Die Church beanspruchte den Claim, ohne ihn zu nutzen, und vergab die Ausbeutungsrechte gegen eine großzügige Beteiligung. Das hatte in der Vergangenheit sehr gut funktioniert, und sogar die Mega-Konzerne wie TauCetiPrime hielten sich an die Abmachungen. Auseinandersetzungen gab es selten.
Preacheress und Preacher gingen quer über den Platz, der mit gelöcherten Hartplastikmatten ausgelegt war. Sie verhinderten, dass sich der feuchte Boden unter den gewaltigen Reifen der Container- ATV s in eine einzige Schlammsoße verwandelte.
Gegenüber des Hallenkomplexes am Raumhafen lag ihr Quartier, die Niederlassung der Church of Stars, die von Deaconess Jeanne geleitet wurde. Sie und ihr Mann hatten stattliche elf Kinder, alle streng nach dem Glauben erzogen und gute Landwirte. Vier hatten schon verkündet, ebenfalls in den aktiven Dienst der Church zu treten.
Die Niederlassung war im Stil einer kleinen Kathedrale gebaut, aus Stahl, Aluminium und Sandsteinimitationen, dazu ein bisschen gotischen Schnickschnack mit modernem Einschlag plus dem Logo auf der Spitze des Kirchturms, das bei Nacht hell erstrahlte – und fertig war die Zentrale des Glaubens. Banner wehten an den aufgestellten Fahnenstangen im warmen Wind.
Colomba kannte den Geruch: Es roch immer nach Erde, mal vermischt mit Gras, mal mit Blütenduft. Eine Agrarwelt durch und durch. Die Helligkeit am späten Morgen wirkte gelblich, angeschwefelt und unwirklich. Vermutlich hatte sich irgendwo durch einen starken Sturm tonnenweise Sand in die Atmosphäre erhoben und veränderte die Lichtbrechung.
In etwa einer halben Meile Entfernung befand sich die Hauptsiedlung von Cornu Copiae, vier weitere lagen weit verteilt auf dem Planeten. Auch dort hatten sich Colomba und Anjelo bereits blicken lassen und ihre Predigten gehalten.
Im benachbarten Cornus-City hatte sie eine Werkstatt-Niederlassung des 2OT gesichtet. Sie erinnerte sich, dass sie die Deaconess nach der Legitimität fragen wollte. Womöglich hatte TauCetiPrime ein Abkommen mit dem Technikverblendeten.
Kurz bevor sie das Gebäude erreichten, schoben sich fünf latzhosenbekleidete Betas aus dem Schatten eines Containerverladekrans. Es waren der Fuchs, der Bär, zwei Bisons und ein Waschbär.
Anjelo verlangsamte seine Schritte und war erleichtert, dass er seine Thorn II an der Seite trug. Nicht dass er mit einem Angriff rechnete, doch der Anblick des Bären-Beta machte ihn unruhig. Vermutlich sagte das Urmenschliche in ihm, dass er vor einem Raubtier flüchten sollte, statt mit ihm zu sprechen.
Colomba dagegen setzte ihr freundlichstes Strahlen auf. »Ah, meine
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