Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
menschliche Körper war für derlei Beanspruchung nicht gebaut – er hielt einem solchen mörderischen Sprint zwar stand, doch er rieb sich auf. Jedes Mal.
Die ReRouteranzeigen kamen aus dem roten Bereich nicht mehr heraus. Die Vorrichtung hatte ihren Haken ausgeworfen, aber der Fisch war zu schwer.
Die Interception begann zu rütteln, die Turbine im Bauch röhrte und fabrizierte einen Hochton, der sich in Tritons empfindliches Gehör bohrte.
Mehrmals drückte er die Nachfrage weg, ob man das ReRouting aufgeben sollte. Die Überlastung nahm weiter zu, die Temperaturanzeige im Maschinenraum warnte vorm Betreten. Es herrschten zweihundertelf Grad Celsius.
»Hol sie raus!«, schrie der SupraSoldier die Maschine an und spannte die Muskeln, als würde sie sich beeindrucken lassen. Obwohl er auf die Anzeigen blickte, sah er überall Clarissas Gesicht als geisterhaftes Relief. Er würde nicht ohne sie leben wollen. Sein Tod wäre eher eine Erlösung als alles andere.
Triton leitete die Energie des herkömmlichen Antriebs ebenfalls in den ReRouter und erhöhte die Bindung, verdickte die Schnur, an der die Pyramide hing – und plötzlich verschwand der Weltraum.
Vor der großen Glaskanzel wölbte sich ein schlierendurchzogenes, honigfarbenes Wabern, das schlagartig grellgelb, danach braun und letztlich giftgrün wurde.
Die Interception gab ein Geräusch von sich, als würde ihre Außenhülle von tausend Trennschleifern bearbeitet. Es rauschte und quietschte metallisch, gelegentlich erklang ein Hämmern, bei dem das Schiff jedes Mal bockte, als wäre es von einem Asteroiden getroffen worden. Dann verabschiedete sich der FTL -Kranz, die Sternenstahlstreben rissen ab wie Hölzchen.
Triton hatte die Hände von den Kontrollen genommen. Er wusste, was geschehen war: Die Pyramide hatte ihn in die Tiefe mitgezogen wie ein Wal einen Angler.
Der Unterschied war, dass der SupraSoldier es sich nicht erlauben konnte, die Leine zu kappen und aufzutauchen. Er steckte nicht im Interim, sondern dazu noch in einem anderen Übergang. Da die Interception keinen Sprungantrieb besaß, würde er an diesem Ort stranden. Die Schiffsgeräusche und die Anzeigen, die sich überall im kritischen Bereich befanden, ließen vermuten, dass sein Vehikel diese Passage durch Zeit und Raum und weitere Dimensionen nur mit sehr, sehr viel Glück überstand.
Triton beschäftigte sich mit der Frage, ob die Pyramide wusste, dass sie jemand im Schlepptau hatte – oder ob es sogar Absicht war und gar nichts mit dem ReRouter zu tun hatte?
Er aktivierte die spärlichen Waffenbänke, was lediglich seiner eigenen Beruhigung diente. Wer Collie-Schiffe verdampfte, würde über den Beschuss von kleinkalibrigen Autokanonen und Mini-Lasern allerhöchstens lächeln.
Clarissa . Triton freute sich dennoch, mit ihr verbunden zu sein. Er würde sie niemals im Stich lassen, ganz gleich, unter welchen Umständen.
Neben der Kanzel schlug eine Panzerplatte plötzlich Funken.
Der SupraSoldier konnte zusehen, wie sie durch die Kräfte des Übergangs regelrecht runtergeschliffen wurde; an weiteren Stellen setzte das ungewollte Feuerwerk ein. Auf dem Glas des Cockpits zeigten sich erste Kratzer wie von Nadeln gezogen, die Sicht wurde rasch schlechter und erinnerte an dicken Nebel.
Was faszinierend anzuschauen war, bedeutete das Ende der Interception . Eine Woche würde das Schiff niemals durchhalten.
Tritons Prognosen nach hielt der Schutzmantel noch zwei, drei Stunden, die tragende Konstruktion darunter und die Segmenthüllen höchstens eine Stunde, und dann hatte sich sein Gefährt in kleine Spänchen aufgelöst oder zerbrach vorher.
Aber ans Aufgeben dachte Triton nicht.
Er ließ den Computer berechnen, welcher Raum an Bord der sicherste war und dabei am längsten durchhielt.
Als er die Anzeige RETTUNGSKAPSEL, DU DEPP! bekam, verließ er die Brücke.
Bis eben hatte er nicht gewusst, dass es eine Kapsel gab. Es konnte ebenso sein, dass es sich bei der Meldung um einen weiteren Scherz der Konstrukteure handelte. Die Calyptics mochten Überraschungen und Durcheinander.
Triton nicht.
Gerade dann nicht, wenn es um sein Leben ging, das er möglichst lange in Clarissas Anwesenheit verbringen wollte.
Dank seiner Substanzen im Blut und in den Organen standen seine Chancen gar nicht schlecht – sofern er das hier überlebte und an Nachschub seiner Medikamente kam.
System: unbekannt
Ort: einst stellare Forschungsstation Shiva’s Fortress (im Besitz von Eastern Stars,
Weitere Kostenlose Bücher