Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Black und trank erneut.
So ein Idiot. Er nahm die Verpackung, in der der Chip mit der Nachricht steckte, erbrach das Siegel, ließ Black auf den winzigen Daumenabdruckscanner fassen und legte den Datenträger in das Wiedergabegerät, das er mit sich führte.
Zu seinem Erstaunen wurde die Stimme des Ministrators laut und deutlich abgespielt.
»Nuntius Civer Black. Ich befehle dir, dich zusammen mit Preacher White unverzüglich nach Christ zu begeben, um deine Entlassung als Nuntius entgegenzunehmen. Du wirst auf Christ nach Jahren treuer Dienste in den Rang eines Priest versetzt und erhältst einen netten Außenposten zur eigenständigen Betreuung. Wir erwarten euch beide so schnell wie möglich.«
Es folgte ein Autorisierungscode, der die Echtheit der Anweisung des Kirchenoberhaupts zertifizierte.
Damit endete die Nachricht.
Innocent wunderte das Ende der Amtszeit nicht. Black war achtundvierzig Jahre alt, das Höchstalter für die Aufgabe eines Nuntius. Früher wäre er als Exorzist bezeichnet worden, heute waren die Aufgaben wesentlich umfassender geworden. Sie kamen bei Untersuchungs- und Strafmissionen zum Einsatz, ausgestattet mit Gebeten und Feuerkraft. Oft fungierten sie auch als Aufklärer und Vorauskommando der Inquisition, die offiziell lieber Untersuchungsausschuss genannt wurde.
Die Akte, die Innocent über Black gelesen hatte, beeindruckte durch Erfolge, Gesetzesverstöße und Anklagen. In letzter Zeit überwogen die Anklagen.
Kein Wunder, dass er weg soll. »Du hast gehört, was der Ministrator möchte. Brechen wir auf, Nuntius. Wo ist dein Uditor?«
Ein Nuntius wurde üblicherweise von einem Uditor begleitet, ein Diplomat geistlichen Stands, quasi als »rechte Hand« dem Nuntius zur Seite gestellt. Diplomat bedeutete, dass er sich bestens mit dem örtlichen Recht, aber auch mit Feuerwaffen auskannte, um dem Nuntius auf verschiedene Weise den Rücken freizuhalten. Innocent würde mit ihm noch ein paar Worte wechseln und wunderte sich, warum dieser nicht in der Nachricht erwähnt wurde.
»Ich habe keinen«, erwiderte Black und sah zu, wie Royal die Farbe in den Rosenkranz brachte. »Schon lange nicht mehr. Sie gehen zu schnell drauf und sind hinderlich. Deren Gelaber nervt wie die Hölle.«
»Ah.« Innocent stand stocksteif in der Kabine. »Mister Royal, würden Sie sich bitte beeilen?«
»Es dauert so lange, wie es dauert«, gab der Mann zurück. »Das Motiv soll ja nicht scheiße aussehen.«
»Erstens tut es das sowieso, ohne Ihre handwerklichen Fähigkeiten anzuzweifeln, zweitens lautete die Anweisung unverzüglich «, hakte Innocent drängend ein. Sicherlich war dies seine Pilgerreise, seine Feuertaufe, bevor er die nächste Rangstufe in der Sternenkirche erklomm, und eine Pilgerreise erforderte Geduld. Aber er wollte nicht ewig warten müssen. Schon gar nicht auf ein Wrack wie Black. In ihm wandelte sich die Ablehnung gegen den Nuntius in Abscheu. »Geben Sie Gas, Mister Royal.«
Jetzt richtete sich der Blick des Nuntius auf ihn. »Du bist jung, engagiert, schlau und ein großes Arschloch. Du wirst es weit bringen«, sagte er langsam und tief, während er den Arm des Tätowierers zur Seite schob und sich aus dem Sessel stemmte. Die Muskelberge zuckten und versetzten die Bilder in der Haut in Bewegung. Die Nonne schien zu lachen und den Rosenkranz zu schwingen. Aber fertig war es noch nicht.
»Schön, dass wir aufbrechen.« Innocent lächelte belohnend und verbuchte es als Sieg.
Die Faust, die heranflog und auf sein Kinn zusteuerte, hatte er nicht erwartet. Kurz vor dem Einschlag konnte er LORD unterhalb der weißen Fingerknöchel lesen, dann explodierte das Universum in schillernden Farben.
Seine Knie wurden weich, und er fiel in die Arme des Nuntius. Dunkelheit rollte heran, drückte ihm die Lider herab.
»Royal, schmeiß die Maschine an«, hörte er Black weit entfernt sagen. »Ich denke, unser junger Preacher braucht ein kleines Andenken an den heutigen Tag, damit er sich erinnert, dass Demut und Respekt ein Teil der Sternenkirche sind.«
Innocent wollte protestieren, doch die herannahende Ohnmacht lähmte die Muskeln.
»Demut?«, gab der Tätowierer zurück. »Ah, da habe ich was. Ist zwar die Vorlage für eine Domina, aber das passt auch.« Das hochfrequente Summen setzte ein. »Mache ich freihändig.«
Innocent verlor das Bewusstsein …
… und kam gleich darauf wieder zu sich.
Jedenfalls dachte er das.
Zu seinem Erstaunen lag er nicht auf dem Boden des
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