Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Missionarsfähigkeiten getestet.
Doch sie wusste auch, dass sie es gar nicht versuchen brauchte. Der Preacher hatte eine Aufgabe, der er Vorrang einräumte. Das sah sie an seinen dunkelblauen Augen: Ozeane des Glaubens, angefüllt mit Überzeugung und festem Willen.
»Das sind die Schlimmsten«, murmelte sie und beugte sich erneut nach vorn, um die Nachrichten zu lesen.
Gerade kam die Meldung rein, dass der überwiegende Teil der kleinen Pegason’schen Siedlung bekannt gab, sich von Hail zurückzuziehen. Der Rest wollte nach eigenen Angaben zur christlichen Konfession wechseln.
Welche Tätowierung lässt er sich stechen? Innocent White, dreiundzwanzig Jahre und der Beste seines Abschlusskonvents, ging durch den Laden nach hinten und stand vor der Tür, die zu Kabine 1 führte.
Er fühlte sich unwohl wie niemals zuvor in seinem Leben. Mehr Bilder auf sich als Betty. Herr in den Himmeln, steh mir bei!
Hail, ein Planet, der von gemäßigten Pilgervätern besiedelt worden war, schmorte in der Sonne. Die Temperaturen sanken nie unter zwanzig Grad, und die attackeartigen Stürme, die lose Graphitschleier umherwirbelten, färbten den weißen Kragen seiner Uniform blitzschnell schwarz. Mit Heil, wenn man den Namen übersetzte, hatte der Planet kaum etwas zu tun.
Ich würde ihn eher als Hell bezeichnen. Hölle passt. Innocent ärgerte sich, dass die GUSA den Radikalen und Radikalisierten freie Hand im Umgang mit religiös anders Orientierten ließ, solange die Minen gute Erträge lieferten. Das brachte das Christentum in Verruf, und schlechte PR wurde nicht gern gesehen. Schließlich brachte sich die Church of Stars gerade als Retter vor den Collies in Position.
Das Surren einer Tätowiermaschine erklang von der anderen Seite der Tür.
Ich hoffe, es ist eine Bibel oder ein Spruch aus den Psalmen. Innocent klopfte und trat ein.
Nuntius Civer Black lag in einer Art Zahnarztstuhl, die Augen geschlossen. Den Oberkörper hatte er entblößt. Auch wenn man dem Leib ansah, dass er beinahe fünfzig Jahre zählte, war er imposant, muskulös und voller Tätowierungen sowie Narben. Black hatte keinen Wert auf gute Wundversorgung gelegt.
Der Nuntius hielt eine halb volle Flasche Whiskey in der rechten Hand. Mighty Spirit , aus den Destillerien des Ministrators. Er summte ein Lied, das Innocent nicht kannte.
Der Tätowierer ritzte unterdessen leider keine Bibel in die kleine freie Stelle auf dem rechten Brustmuskel, sondern eine Nonne mit Strapsen, die unanständige Dinge mit einem Rosenkranz und einer Kerze anstellte.
Ihr Heiligen! Innocent verdrehte die Augen. »Nuntius Black«, sagte er und ignorierte die Blicke des Mannes mit der Tätowiermaschine. Eigentlich gab es programmierte Roboterarme, die ein Bild genauer, schneller und exakter in die Haut malten, doch der Nuntius schien sehr old school zu sein. »Ich bin Preacher White.«
Der Tätowierer lachte, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Ist nicht wahr? Black und White?«
»Genau. Eine schöne Fügung des Herrn«, sagte er und wartete vergebens darauf, dass Black die Lider hob. »Nuntius, ich muss mit dir reden. Aber nicht vor dem …«
»Das ist in Ordnung. Royal und ich kennen uns schon lange. Ich vertraue ihm«, unterbrach ihn der durchtrainierte Mann, dessen lange schwarze Haare sein markantes Gesicht umrahmten. »Ist es wegen der Sache auf Ruven 234?«
»Nein.«
»Wegen der Angelegenheit auf Centauri Prime?«
»Äh … nein?« Innocent war verwirrt. Zu viele Baustellen. Höchste Zeit, dass das Wrack von einem Glaubensmann in einem Archiv verschwindet. »Es ist wegen Seven Peaks. Der Ky-Klos-Clang. Das war nicht das, was sich der heilige Ministrator vorgestellt hat.«
Black setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen langen Zug. »Junge, ich hatte vorhin Sex. Mehrmals. Ich bin geringfügig angetrunken, und die leichten Schmerzen der Nadeln haben Endorphine freigesetzt«, erklärte er mit schachttiefer Stimme. »Es ist nicht der beste Zeitpunkt, den Moralapostel zu spielen. Zumal ich mir von einem Preacher sicherlich nichts sagen lassen werde. Die Glaubensnazis waren von Dämonen besessen. Ich habe beides ausgetrieben. Punkt.«
Royal lachte wieder. » Moralapostel – der war gut.«
»Nuntius, ich habe eine persönliche Aufforderung des Ministrators für dich.«
»Was steht drin?«
»Sie … ist für deine Augen. Nicht für meine, oder …« Innocent sah zu dem Tätowierer.
»Mach auf, und lies mir vor. Ich bin gerade so schön entspannt«, befahl
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