Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Lyssander seinen Collie-Aussetzer auf der Cortés gehabt hatte. Sie wandte sich dem Arzt zu, der auf seinen PDA am Unterarm blickte. Sein Gesichtsausdruck war skeptisch.
    »Hier entlang«, sagte die Kommandantin und führte sie zur Manövercrew. »Wenn Sie noch etwas brauchen?«
    »Ja: meine Ruhe. Gehen Sie weg.« Lyssander stellte sich neben den Offizier und verlangte, dass er die Karten in sekundenschnellem Wechsel einblendete, bis er Halt sagen würde.
    Faye beugte sich zu Laroux, die eben die Stirn runzelte und den Mund öffnete. »Bitte, Group Captain. Nichts erwidern«, flüsterte sie. »Wir brauchen Mister Lyssanders Fähigkeiten und seine absolute Konzentration. Sein mentales Gleichgewicht ist fragil.«
    Laroux verzog die Lippen. »Sagen Sie mir, wenn er den Planeten oder was auch immer gefunden hat.« Sie kehrte auf ihren Platz zurück und bedachte den Mediator von oben mit tödlichen Blicken.
    Lyssander starrte auf die aufleuchtenden und gleich wieder verschwindenden Sternenkarten. Ingstrabur starrte auf sein Überwachungsgerät, das immer mehr rote Werte anzeigte. Und Faye starrte auf Lyssander. Ich wünschte, ich wäre bei Kris.
     

Zweite Szene
29. Mai 3042 a. D.[Erdzeit]
    SYSTEM: AURORA
     
    Tannmann saß in seiner Kabine vor dem Computer und rief die Liste der einsatzbereiten Schiffe ab.
    Nach der Zerstörung der Skull war der Air Marshai neuer Kommandant der Closer geworden, einer Fregatte mit doppelter Panzerung, die fast ausschließlich mit Autokanonen und Lasern bestückt war. Ein riegeiförmiges, schlankes Nahkampfschiff mit immenser Feuerkraft und - dank dreifacher Steuerdüsen - unglaublicher Wendigkeit.
    Seine Lektüre war reichlich ernüchternd. Und deprimierend. Die Verstärkungsflotte der VHR hatte sich drastisch verkleinert. Gerade die wertvollsten schweren Schiffe waren Opfer der unbekannten Angreifer geworden. Von der Hyperion-Klasse, den größten Zerstörern, blieben ihnen gerade mal zwei. Und nur einer war bei der Flotte.
    Die Jeton muss rechtzeitig zum Angriff zurückkommen, dachte er. Ihr Fehlen war natürlich bemerkt worden, und es kursierten bereits die wildesten Gerüchte, wo sie abgeblieben sei. Sieben Jägerträger hatten sie noch zur Verfügung, dazu vierhundert Korvetten und Fregatten verschiedenster Größen und fast sämtliche Kreuzer. Sie wirkten wohl nicht gefährlich genug.
    Er lehnte sich nach vorn, bis die Wirbel knackten und ihre alte Position einnahmen, dann stand er auf und ging an das Bullauge, um einen Blick auf die klägliche Ansammlung der Schiffe zu werfen.
    Ihr Treffpunkt war sicher vor weiteren Angriffen, davon ging er fest aus. Dennoch hatte die VHR darauf verzichtet, eine Versammlung mit dem eilig neu gewählten Sicherheitsrat einzuberufen.
    Tannmann schaute auf die Uhr an der Wand. Es hatte eine Funkkonferenz des Rates stattgefunden, die seit wenigen Minuten zu Ende sein musste. Er hatte als Gast sein Wissen rund um die Schlacht vorgebracht und Faye Durricks Erzählung abgespielt, nun wartete er mit Spannung auf das Ergebnis. Sie werden hoffentlich nicht daran denken, die Obhut zu akzeptieren.
    Der Rufton des interstellaren Kom-Geräts erklang.
    Er eilte an den Schreibtisch, um das Gespräch anzunehmen. Neben der Tastatur hatte er einen fingerlangen Metallsplitter auf einer Halterung liegen. Ein Erinnerungsstück: ein Fragment der Skull, das zugleich eine Mahnung war, wachsamer zu sein. Erbarmungslos zu sein. »Hier Air Marshai Tannmann«, meldete er sich und aktivierte die Kamera.
    Der Bildschirm leuchtete auf und zeigte ihm das schlanke Gesicht von Claudio Triffoni-Dale, dem neuen Vorsitzenden des VHR-Sicherheitsrats. Die langen schwarzen Haare rankten um sein Gesicht herum, wie immer trug er einen verwegenen Dreitagebart. »Ich grüße Sie, Air Marshai. Wie steht es mit der Flotte?«
    »In zwei Wochen wohl wieder vollständig einsatzbereit. Zumindest mit dem, was wir haben reparieren können«, gab er zurück. Er versuchte, im Gesicht des Mannes zu lesen, was er gleich zu hören bekommen würde. Geplänkel lag ihm nicht. »Sind die Regierungen und der Rat zu einem Ergebnis gekommen?«
    Triffoni-Dale nickte und legte die beringten Finger zusammen. Er wirkte wie ein modern gemalter Jesus, den man in einen dunkelblauen Anzug gesteckt hatte. »Ein hartes Stück Arbeit, Air Marshai. Wir haben Ihren Bericht genau studiert und Mister Lyssanders Aussagen kontrovers erörtert. Gerade ihm glauben die wenigsten, zum einen wegen des Interim-Syndroms, zum anderen

Weitere Kostenlose Bücher