Collector
des Patienten nicht noch zunahm.
»Nein, Mister Lyssander. Wir sind auf der Jeton, einem Zerstörer der Hyperion-Klasse. Es gibt keine 20T auf dem Schiff«, sagte sie betont langsam und mit tieferer Stimme als sonst. »Die Cortés ist aus der Werft gesprungen und hat einige Stunden danach einen Angriff gegen die Flotte der VHR angeführt.« So behutsam wie möglich erklärte sie, was geschehen war. Sie hatte den Eindruck, dass er begriff, was sie sagte. »Die Cortés ist der Schlüssel zu so vielem, was sich in den letzten Wochen und Tagen ereignet hat. Und Kris befindet sich auf dem Schiff.« Sie nahm ihn an den Schultern und zwang seinen Blick auf sich. Als sie in die wahnsinnigen Augen sah, bereute sie ihre Idee schon wieder. Es war unangenehm, von ihm angestarrt zu werden. »Wir müssen die Cortés finden und aufbringen. Sie können das Schiff aufspüren! Sie müssen!«
Lyssander bat um ein Glas Wasser, das ihm einer der Bot-Arme reichte. Gierig trank er es leer und schaute auf seine nackten Füße.
Meine Güte, jetzt sag doch etwas! Faye stand unter Strom.
Er griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Dieses Ding kam herein. Als ein menschenähnliches Ding kam es herein und verwandelte sich in ...« Er keuchte, tastete an sich herum. »Mit Klingen! Mit Klingen an seinen Armen! Hier, hier und da!« Dabei deutete er auf die Einstichstellen, schielte zu den Bot-Armen an der Decke. »Ich weiß nicht mehr, was danach geschehen ist.« Er blickte Faye an. »Doch! Sie haben mich getragen, richtig?«
Sie nickte. »Hat er irgendwas gesagt?«
»Nein. Nein, hat er nicht. Er kam rein und griff sofort an.« Lyssander hatte jetzt erst den Arzt entdeckt und nickte ihm knapp zu. »Wir suchen Kris?«
»Sie suchen Kris und sagen, wohin wir fliegen müssen«, verbesserte sie. »Sie können das! Sie schulden Ihrem Sohn etwas!«
»Sie müssen es nicht betonen«, entgegnete er und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Ich schulde es nicht nur ihm, sondern den Menschen. Durch mich sind die Samariter auf uns aufmerksam geworden.« Er ließ sich noch ein Glas Wasser geben. »Aber diese anderen Schiffe, die die Flotte angegriffen haben, kenne ich nicht. Die Beschreibung sagt mir überhaupt nichts. Sie gehören garantiert nicht zu den Samaritern.«
Faye sah aus den Augenwinkeln, dass zwei der Anzeigen des Vitalmonitors auf rot umgesprungen waren. Das Fehlen des Neuroleptikums wirkte sich bereits aus. »Sie wissen, was es für Sie bedeutet?«
»Dass ich dabei sterben kann?«, sagte er und lachte auf. »Ja, das weiß ich. Die Diagnose kenne ich schon seit vielen Jahren. Aber warum sollte ich ausgerechnet jetzt tot umfallen, wo ich zum ersten Mal damit Gutes tun kann? Die Samariter haben mir selten die passende Dosis des Medikaments gegeben, und ich habe es überstanden.« Er atmete ein. »Welches Datum ist heute?«
»Der 29. Mai.«
Er rutschte vom Bett. »Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Gibt es so etwas wie einen ... Navigationsraum? Eine Kartensammlung?« Er bemerkte die Kontakte an seinem Leib.
Faye war erleichtert. Es klang, als wüsste Lyssander, was er zu tun hatte. »Ich frage die Kommandantin.«
»Lassen Sie die Kontakte kleben. Damit kann ich Ihre Werte überwachen«, warf Ingstrabur ein und befestigte einen medizinischen PDA oberhalb des Handgelenks. Neben ihm erschien ein Bot-Arm, in der mechanischen Hand hing ein Bademantel. »Ziehen Sie den über. Sie müssen Ihren Anus nicht jedem zeigen. Es sei denn, Sie möchten es.« Lyssander schlüpfte in den Mantel und stieg in Einweglatschen. »Was meinten Sie mit wenig Zeit?«
»Das Sprungtor in das Core-System.« Er ging schleppend los, Faye und der Arzt flankierten ihn. »Es dauert nicht lange, bis sie das Schwarze Loch gebaut haben. Erschaffen.«
»Ein Schwarzes Loch, aha. Bauen. Schön. Ist ja leicht. Das macht die VHR jeden Tag.« Ingstrabur hob die Augenbrauen. »Ich sollte die Dosis ...«
»Sie denken, dass ich mir das ausgedacht habe?« Lyssander blieb stehen. Ein dünner Blutfaden sickerte aus der Nase, den er nicht bemerkte. »Was die Technologie angeht, sind sie viel weiter als wir. Es ist nicht das erste Schwarze Loch, das sie erschaffen. Wenn sie ein Ziel auserkoren haben, setzen sie alles daran, es zu erreichen. Und in dem Fall sind es die Menschen.« Schnell sah er weg, als der Arzt seinem Blick standhielt. Faye hatte den Eindruck, dass er etwas verbergen wollte.
»Dann sagen Sie uns mal schnell, wie ich mir ein Schwarzes Loch baue, falls ich in
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