Collector
Hakup zu retten.
Sie verließen die Röhre durch ein breites Tor, das sie in eine Art gigantischen Hangar führte. Darin standen geschätzte einhundert Samariter herum, deren Rüstungen im Gegensatz zu den dreien, die Zumi bisher gesehen hatte, komplett unterschiedlich geformt waren. Keine ähnelte der anderen, aber alle trugen diesen Tornister auf dem Rücken, in dem vermutlich eine Energiequelle saß. Ansonsten gab es in der Halle nichts. Sie wirkte frisch gesäubert und roch steril und weiß.
Was soll das nun?
Es war so still, dass Zumi sein Blut in den Ohren rauschen hörte. Ihm war nicht klar, ob sie den Sauerstoff speziell für ihn produziert hatten, oder ob die Ahumanen ebenfalls Atemluft zum Überleben benötigten. Umgeben von so vielen Hünen in Rüstung, die ihn hinter den verspiegelten Visieren vermutlich anstarrten, sank sein Mut wieder.
Ist das ein Rat? Mit welchem von ihnen soll ich reden?
»Geschätzte ... Lebewesen«, begann er mit belegter Stimme, »ich bin ...«
Sein Entführer sagte etwas in der Sprache der Ahumanen, und die Gepanzerten wandten sich zu ihnen um. Sie bewegten sich unvermittelt, bildeten einen exakten Kreis, in dessen Mitte Zumi und sein Entführer standen; dann trat der Samariter in die Reihe seiner Artgenossen und ließ den Menschen allein in ihrer Mitte.
Na, immerhin habe ich ihre volle Aufmerksamkeit. »Bitte, was wollt ihr von mir? Von Hakup?«, fragte er leise und drehte sich langsam um die eigene Achse. Seine Nervosität stieg, seine Beredtheit versiegte, und jede rhetorische Souveränität löste sich auf; heraus kam Gestammel. »Ihr ... versteht mich doch, ist es nicht so? Wir Hakupianer sind ... friedliche Menschen, die nichts Böses wollen. Wir heißen euch gerne willkommen, sofern ... ihr gekommen seid, um ... Handel zu treiben.« Was rede ich denn da? »Wir sind nicht daran interessiert, eine Auseinandersetzung mit euch zu führen, die zum Tode von ...« Zumi geriet ins Stocken.
Die Samariter regten sich nicht.
Es misslingt! Seine Ohnmacht ließ ihn verzweifeln. »Versteht ihr mich? Wir wollen keinen Krieg mit euch!«, rief er.
An den Wänden leuchteten Bilder auf. Bilder von Menschen, die lachten und sich umarmten; die aus den Fenstern von schönen Häusern winkten; die sich liebten; die mit ihren vielen, vielen Kindern spielten. Ein Idyll jagte das nächste.
Sie wollen mir damit etwas sagen, und es sieht nach Frieden aus. Dann erkannte Zumi, dass Samariter im Hintergrund standen und den Menschen zuschauten; Samariter, die Menschen behandelten; Samariter, die Pakete vor den Häusern ablieferten und wieder gingen; Samariter, die neben Babys standen, sich bückten und sie mit ihren Eisenfingern sehr zärtlich streichelten.
Zumis Verwirrung nahm zu. Wie habe ich das zu verstehen? Er drehte sich und betrachtete die Einspielungen. »Soll das die Zukunft sein?«, fragte er. »Seid ihr nach Hakup gekommen, um mit uns ... zusammenzuleben?«
Nun schossen Zahlenkombinationen über die Bilder. Sternensysteme wurden ihm präsentiert, noch mehr Ziffern reihten sich aneinander, DNA-Darstellungen folgten - und dann endeten die Einspielungen.
Zumi blickte auf die nackten Wände, schluckte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich eure Botschaft richtig verstanden habe.«
Sein Entführer trat vor, die merkwürdige Maschinensprache erklang.
Der erste Samariter streckte die Hand nach vorne, der zweite blieb unbeweglich, der dritte auch, der vierte hob den Arm.
Sie stimmen ab, begriff Zumi. Gott, sie stimmen über mich ab! Er wünschte sich Lyssander sehnlichst herbei. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Darakinta ihre Privatrache ausübt. Mit einem ordentlichen Verfahren hätte Lyssander auf Hakup bleiben müssen und mich begleiten können. Dann säße ich nicht taub und stumm bei den Ahumanen! Die Reue kam zu spät.
Die Abstimmung war abgeschlossen. Zumi sah weniger erhobene Hände als herabhängende Arme. Er wurde unruhiger. Haben meine Worte Gutes bewirkt?
Sein Entführer sagte wieder etwas, dann marschierte er auf Zumi zu und blieb vor ihm stehen.
»Muss ich sterben? Habt ihr meinen Tod beschlossen?«, platzte es aus ihm heraus. »Sag was!«
Der Samariter schwieg. Wie immer. Stattdessen packte er Zumi am Arm und ging los.
Er bringt mich ... wieder nach Hause? Er folgte ihm erzwungenermaßen zum dritten Mal. So muss sich ein Hund fühlen.
Sie verließen den Kreis und die Halle, schritten zurück in die Röhre, in der das Schiff stand. Die Luke öffnete sich für
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