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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie roch die Abgase der Holzverwertungsfabriken, brennende Rinde und Chemikalien, gemischt mit Essensgerüchen und dem Dunst des Elends. Das ist also der Beginn meines zweiten Lebens. Mit viel Glück habe ich noch ein paar Jahre vor mir. »Wohin fahren wir, Chim?«
    Goggon hielt die Tür auf, und sie stieg wegen der Fesseln umständlich ein. Er ging um den Wagen herum und setzte sich hinters Steuer. »Zum Raumhafen. Dort werden wir einen Flug machen.« Er schnallte sie an, dann kramte er im Handschuhfach und nahm ein kleines Kästchen mit einem roten Kreuz hervor. Er klappte es auf, ein Injektor kam zutage. Bevor Faye reagieren konnte, setzte er ihr das Gerät an den Hals und drückte ab. »Sie werden rechtzeitig wach werden, Miss Durrick.«
    Sie konnte sein Tiermenschgesicht nurmehr undeutlich erkennen. »Du Scheiß...« Ihr fielen Hunderte Beschimpfungen zugleich ein, die auf ihn passten, doch die Zunge wurde zu schwer. Sie schluckte und schloss kurz die Lider. Konzentrier dich, dachte sie müde und schüttelte den Kopf.
    Dann taumelte sie - fiel und stürzte zu Boden. Und es war nicht der Fußraum des Wagens ... Faye bemerkte, dass ihre Hände frei waren. Träume ich?
    »Kommen Sie, Durrick! Sind Sie eine schwache Schlampe oder das, was in Ihrer Akte steht?«, schrie ein Mann sie an. »Durrick, Sie Pussy! HOCH, HOCH, HOCH!«
    Faye öffnete die Augen. In ihrem Mund haftete ein bitterer Geschmack, sie hatte starken Durst. Direkt vor sich sah sie polierte Kampfstiefel, von der Schuhgröße her sicherlich kein Beta. Wenigstens das. Sie richtete sich mühsam auf. Die Wirkung des Betäubungsmittels ließ merklich nach, das Trübe verschwand aus ihrem Blick. Ein gut aussehender Mann mit dünnem Schnurrbart und brauner Hautfarbe hatte sich vor ihr aufgebaut. »Was für ein Arschloch sind Sie, dass Sie meinen, mich herumkommandieren zu können?«, raunte sie heiser.
    »Ich bin das Arschloch, das das Vergnügen hat, Sie zu einem Justifier für Bangash Industries auszubilden, Durrick.« Er tippte sich auf das Namensschild an seiner basaltschwarzen Uniform. Instructor Malhotra. Der Typ war mehr das Abbild eines Spaniers, wie sie in den auf alt getrimmten Mantel- und -Degen-Filmen auftauchten, als das eines Inders.
    »Sollten Sie die Spielregeln vergessen, werde ich sie Ihnen persönlich in den Schädel hämmern.«
    Faye dachte an die ruhige, saubere Zelle auf Ape II. »Wo bin ich?« Sie stand in einer kleinen Schleuse mit nüchternen, grau gestrichenen Wänden. Ein Monitor leuchtete an der Wand, eine Lampe blinkte grün. Eine Raumstation?
    »Weit weg. Es spielt keine Rolle für Sie.« Malhotra reichte ihr ein abgegriffenes, verflecktes Büchlein, das er aus seiner Beintasche zog. »Die Spielregeln.«
    Faye steckte es ein, ohne es anzuschauen, verzog den Mund und versenkte die Hände in den Taschen der Lederjacke. »Danke.«
    Er musterte sie abschätzend mit seinen fast schwarzen Augen. Dann steckte er sich einen Kaugummi in den Mund und ging los, eine Wolke von Chili- und Tabakgeruch um sich herum verteilend.
    Er mag es extravagant.
    »Folgen Sie mir, Durrick. Ich zeige Ihnen das Zimmer. Ein gemütliches Viererapartment bei vierzehn Quadratmetern ist doch nicht zu verachten. Vollpension inklusive. Bestes Synthetikfressen.«
    Das Stahlschott öffnete sich automatisch. Sie betraten einen langen, schlecht beleuchteten Gang.
    »Ach, übrigens: Herzlich willkommen.«
    »Vielen Dank. Ich fühle mich schon richtig wohl hier. Pussy ist mein zweiter Vorname.« Faye kam sich vor, als hätte sie das Gefängnis in Adn gegen dessen Kellerräume getauscht. Einladend war das letzte Wort, mit dem sie die Umgebung in Verbindung brachte.
    »Und das wird bestimmt noch besser«, versprach Malhotra und lachte kurz. »Sie befinden sich in einem alten SpaceFort, das während der Auseinandersetzungen im Jahr 2811 zwischen der EaSt und den Ägyptern gebaut wurde. Materiallager und Truppenstützpunkt, Zuchtstation für die alte Generation der Tier-Humanoid-Formen. BaIn hat sie gekauft. Seither werden hier Justifier-Rekruten für zukünftige Einsätze ausgebildet.« Er bog in einen breiten Seitengang ab, der mit zahlreichen Türen rechts und links versehen war. »Das hier sind die Mannschaftsquartiere. Ich habe gehört, Sie mögen keine Betas?«
    »Stimmt.«
    »Dann beginnt Ihre erste Lektion gleich jetzt.« Malhotra blieb vor einem Eingang stehen. Laute Unterhaltung, Lachen und Musik tönten gut hörbar

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