Collector
hervor und konnte die Augen nicht von Nuria wenden. Seit wann ist sie ein hohes Tier bei BaIn?
Ihre sieben Jahre ältere Schwester lächelte verzückt. Sie trug ein weißes Hemd mit einer schwarzen, kurzen Krawatte, dazu einen asymetrischen grauen Rock und graue Absatzschuhe, die sie im Stehen fünfzehn Zentimeter größer machten. »WIR finden, dass du dich gut geschlagen hast«, lobte sie mit ihrer wundervollen Stimme, um die sie Sängerinnen beneiden würden. »Instructor Malhotra hat UNS immer auf dem Laufenden gehalten.« Sie applaudierte kurz. »Bravo! Bei den ganzen Betas um dich herum dachten WIR, dass du irgendwann ausrastest.«
Malhotra deutete eine Verbeugung an und setzte sich neben sie. »Es war mir eine Freude.«
»Was machst du hier?«, brach es aus Faye heraus. »Und wie bist du an den Posten gekommen?« Sie zeigte fassungslos auf den Ausweis, auf dem Prof. Nuria Suede zu lesen stand. »Triple A? Ich meine ... Triple A?«
Nuria legte die Hände in den Schoß und zog die Schultern hoch, lachte ausgelassen. Eines ihrer typischen Kleine-Mädchen-Verhaltensmuster, das sie bei Männern zusammen mit den Pheromonen unwiderstehlich machte. Das kam dem Umstand entgegen, dass ihre Schwester unersättlich war. Zwei Hochzeiten in kurzen Abständen waren nicht genug. »WIR sind eben gut.«
»Das sagen viele über dich«, kam es Faye über die Lippen. Sie hatte sich gefangen, und nun wollte sie den Spieß umdrehen, bevor sie ins Hintertreffen geriet. Das geschah leider meist viel zu schnell. Zwei gegen eine. »Mein Ex-Verlobter auch. Und mein Ex-Freund davor.«
Nuria kicherte und sah den Instructor an. »Macht es Ihnen etwas aus, uns für einen Moment allein zu lassen, Mister Malhotra?« Er stand beflissen auf und verließ den Raum; kaum war die Tür zugefallen, schwand ihre Freundlichkeit. »Du wagst es, so von UNS zu sprechen?«
»Mir fallen noch ganz andere Dinge ein«, giftete Faye zurück. »Ich sagte dir, dass du mich in Ruhe lassen sollst! Das beschissene Weltall ist so riesig, und was machst du? Rennst mir nach!«
»Du bist UNSERE Schwester«, gab Nuria gespielt beleidigt zurück. »WIR sind die Ältere und müssen auf dich aufpassen. Das haben WIR unseren Eltern versprochen.«
»Du verfolgst mich, weil das... Ding in deinem Kopf Angst hat draufzugehen, wenn du stirbst!«, schrie Faye sie an. »Es ist nicht dein eigener Wille, Nuria. Und hör endlich auf, in der Mehrzahl von dir zu sprechen! Das regt mich auf!«
»Du bist unfair. WIR haben schon immer auf dich achtgegeben. Bevor WIR eine Auserwählte wurden.«
»Aber du bist vorher nie mit meinen Freunden ins Bett gegangen und hast mir meinen Verlobten ausgespannt.« Faye konnte die Wut einfach nicht zurückhalten. Jedes Mal das Gleiche, scheiße. »Es ist mir egal, was du alles Tolles kannst und wie schlau du bist, seitdem es in dich gefahren ist und dich zu einer CoDriverin gemacht hat. Du hast dich verändert, Nuria: Du bist zu einer übertalentierten, superschlauen Schlampe geworden.«
Ihre Augen wurden schmal. »Wie garstig du bist. Du hast UNS verletzt.«
»Das war auch so gewollt. Und es macht nicht einmal einen Hauch von dem gut, was du mir angetan hast.« Faye stürzte den Kaffee hinunter, obwohl ihr Blutdruck hoch genug war. Sie fuhr sich durch die kurzen schwarzen Haare. »Scheiße«, sagte sie leise. »Verschwinde doch einfach aus meinem Leben!«
Nuria atmete mit einem Lächeln aus. »Das werden WIR niemals. Du weißt das. WIR müssen uns schützen und absichern. Und du bist nun mal im Notfall kompatibel, auch wenn WIR nicht vorhaben zu sterben. Aber wer will das schon?«
Faye schloss die Lider. Geh weg, bat sie und wusste, dass sich ihr Wunsch nicht erfüllen würde. Vier Standardjahre ging das nun schon, und sie kamen ihr wie einhundert vor. »Was macht mein bescheuerter Ex-Verlobter?«, fragte sie der Vollständigkeit halber.
»Keine Ahnung. Wir haben uns gestritten. Er wollte nach Putin.«
Perfekt. Nicht nur, dass sie ihn mir ausgespannt und ihn vertrieben hat, jetzt ist er auch noch in den Händen der Collies. Faye sah ihre Schwester an, seufzte. »Wie geht es weiter? Du hast doch was vor. Es ist kein Zufall, dass du bei BaIn bist.«
»Nein, das ist es nicht. Und es ist kein Zufall, dass du deinen Job auf Ape II verloren hast, dass du für Hundred gearbeitet hast, dass du hochgenommen wurdest und dass du hier gelandet bist«, fügte Nuria genüsslich hinzu und zupfte an ihrem TripleA-Ausweis herum. »UNSERE Rache für dein
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